
«Schmerzen kann ich jetzt besser einschätzen»
Mit 16 Jahren sollte Iman Beney an der WM in Neuseeland für die Schweizer Frauenfussball-Nati spielen. Dann verletzte sie sich. Mittlerweile steht sie wieder auf dem Platz. Und möchte diesen Sommer nachholen, was ihr 2023 verwehrt blieb.
Aufgezeichnet von Maximilian Jacobi
«Ich sah, wie eine Gegenspielerin aufzog und schoss – direkt vor unserem Strafraum. Ich sprang auf sie zu, hielt meinen Fuss davor. Der Ball erwischte mich blöd, verdrehte mir den Fuss. Schmerz durchzuckte meinen Knöchel, ich ging zu Boden. Als ich im Rasen lag, dachte ich: «Hoffentlich ist es nicht so schlimm wie damals.»
Schon 2023 sollte ich für die Schweizer Frauen-Nati spielen, an der WM in Neuseeland. Ich wäre die jüngste Fussballerin gewesen. Doch im letzten Training, in einem Zweikampf bei der letzten Übung, nur Tage vor WM-Beginn, riss ich mir das Kreuzband am rechten Knie. Und jetzt das, bei einem Liga-Spiel mit YB gegen den FCZ, einige Wochen vor der Frauen-EM in der Schweiz.
Ich wurde 2023 kurz nach der Verletzung am Knie operiert, musste mich ein ganzes Jahr lang erholen. Ich verpasste die WM und eine ganze Saison mit YB. Das war echt hart. In meinen 16 Lebensjahren hatte ich noch keinen solchen Rückschlag erlebt.
Und dann diese Langeweile … Immer um 17 Uhr Physio, sonst hatte ich die ersten drei Monate nach der Operation nichts tun. Ich verbrachte sie bei meiner Familie im Wallis und fing an, Mandalas auszumalen. Zurück in Bern ging es dann bergauf.
Hier konnte ich immerhin wieder arbeiten. Ich mache derzeit eine KV-Lehre im Vereinsbüro von YB. Die Abschlussprüfungen finden diesen Sommer statt, kurz vor der EM. Das sollte aber kein Problem sein. Zwar trainiere und spiele ich seit einem Jahr wieder. Aber als ich verletzt war, hatte ich Zeit genug, um zu lernen.
Hier in Bern wohne ich auch mit meiner besten Freundin zusammen, in Ittigen. Naomi Luyet und ich kennen uns seit unserer Zeit im Wallis beim FC Savièse, wo ich mit acht Jahren anfing, Fussball zu spielen. Wir gingen unseren Weg gemeinsam: zuerst zum FC Sion, später nach Bern. Dieses Jahr wurden wir mit YB Meisterinnen – dank Toren von Noemi und mir. Auch die Frauen-Nati bot uns beide zu den Probetrainings auf, ich schaffte es sogar ins Stamm-Team für die EM.
Ich freue mich, Fussball auf der Weltbühne zu spielen. Denn ich will einmal vom Sport leben. Dafür muss ich ins Ausland, in der Schweiz zahlt sich Frauenfussball noch kaum aus. Ich möchte es mit der Nati mindestens ins Viertelfinal schaffen. Druck spüre ich aber kaum – ich bin jetzt 18 Jahre alt, ich habe Zeit.
Letztendlich hatte die Knieverletzung auch etwas Gutes. Ich wurde zurückhaltender, lernte, mit meinen Kräften hauszuhalten. Und Schmerzen kann ich jetzt besser einschätzen. Kurz nachdem ich gegen den FCZ zu Boden ging, spürte ich schon: «So schlimm kann es nicht sein.» Mein Knöchel war zwar blau und geschwollen, die Bänder aber nur angerissen. Nach 14 Tagen trainierte ich schon wieder sechsmal die Woche.»
Iman Beney (18) stammt aus einer Fussball-Familie. Schon ihr Vater Nicolas spielte als Profi-Torhüter beim FC Sion. Ihre Tante Noémie verteidigte den Strafraum der Schweizer Frauen-Nati bei 43 Länderspielen. Ihr Bruder Roméo trainiert als Nachwuchstalent beim FC Basel. Selbst ihre Grossmutter Heidi spielte schon Fussball.
Iman Beney macht den nächsten Karriereschritt: Sie verlässt YB und wechselt auf die kommende Saison zu Manchester City in die englische Women’s Super League.
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