Liebe
Eines der Bonmots des berühmten Komikers Karl Valentin lautet: «Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.» Viele nicht mehr ganz junge Menschen sehnen sich nach einer Partnerschaft und fragen sich, ob sie nochmals einen Anlauf nehmen sollen. Sechs Zeitlupe-Leserinnen und -Leser berichten, wie das bei ihnen so lief – oder eben nicht.
Text: Ruth Brüderlin, Illustrationen: Kim Salt
Für die grösste Liebeserklärung genügten Jakob drei Sätze: «Für mich musst du dich sicher nicht ändern. Bei mir darfst du sein, wie du bist. Ich habe mich doch grad deswegen in dich verliebt.» Verlegen lächelnd schaut Marie zu Jakob, der nimmt ihre Hand und drückt sie. Und oben in
einer Ecke des Cafés hockt Amor und grinst zufrieden.
Vor knapp fünf Jahren funkte es. Da war sie 78, er 77. Amors Pfeil bohrte sich unbemerkt in ihre Herzen. «Ich glaube, die anderen wussten es vor uns», sagt Marie. Die anderen, das waren die Teilnehmenden einer Bildungsreise nach Bordeaux. «Mir fiel Marie angenehm auf», erinnert sich Jakob. «Ihre Selbstsicherheit, ihre Offenheit für Neues. Sie war unkompliziert, einfach eine liebenswerte Frau.»
Prompt habe es am dritten Tag geheissen, sie seien nicht gruppentauglich und sollten doch in Zukunft miteinander in die Ferien gehen, ergänzt Marie. Entscheidend sei, dass sie die gleichen Werte teilten, neugierig und unternehmungslustig seien. «Und wir wollen einander weder einengen noch ändern.» Wozu auch: «Er ist ein fürsorglicher, toller Mann.
Zwei Individualisten, die zufällig auf dem Hinflug nebeneinander sassen. Dabei waren sie sich im Pro-Senectute-Kurs vor der Reise nie aufgefallen. Beide waren nicht aktiv auf Partnersuche und merkten erst Wochen nach der Ferienfahrt: Oha!
Vor knapp fünf Jahren funkte es zwischen Marie, 83, und Jakob, 82. Damals ahnten sie nicht, was Amor mit ihnen im Schild führt.
Marie und Jakob
Schmetterlinge im Bauch. Dieses Ziehen in der Magengegend, zittrige Finger, fiebrige Vorfreude. Die Sehnsucht nach Liebe hört bis ins hohe Alter nicht auf. Doch der Weg dahin ist in der zweiten Lebenshälfte zuweilen holprig. Alle durchlebten mehr oder weniger glückliche Partnerschaften, zogen Kinder gross und im Körper zwickts nun an allen Ecken. Auch der Charakter ist gefestigt, ebenso Überzeugungen und Gewohnheiten, man hat einiges mitgemacht und ist wenig begeistert von Kompromissen. Und doch fühlt man sich zu jung, um alleine vor dem Fernseher zu warten, bis sich der Sargdeckel schliesst.
Viele wichtige Menschen sind nicht mehr da
Der Paarcoach Amel Rizvanovic (44) und seine Frau, die Paartherapeutin und Podcasterin Felizitas Ambauen (43), führen in Fürigen im Kanton Nidwalden eine Praxis. Er sagt: «Im Alter kommen Herausforderungen hinzu. Der eigene Radius wird kleiner, wichtige Menschen sind nicht mehr da.
Gesundheitliche Einschränkungen werden bedeutsamer.» Nehme man ein Haus als Metapher, gerate die Statik durcheinander. «Es entsteht Trauer, Leere.»
Anderseits blühen viele nach dem Verlust des Partners oder der Partnerin auf, können endlich tun, was sie wollen. Oder viel mehr könnten, denn allein ist manchen dann doch nicht wohl. «Es gibt diese fixe Idee in den Köpfen und in der Gesellschaft, dass eine Person nur vollkommen ist, wenn sie in einer Partnerschaft ist», sagt Paarcoach Rizvanovic. «Das ist problematisch und natürlich falsch.»
Wo suche ich einen Partner?
Manieren und ähnliche Moralvorstellungen gewünscht
Also sucht man jemanden mit ähnlichen Eigenschaften und Werten. Mit dem man die Freizeit gestalten kann – und der Einsamkeit entfliehen. Einen Herzensmenschen an ihrer Seite wünscht sich auch Lucia, 73. Sie ist gebürtige Kolumbianerin, folgte vor 25 Jahren ihrer grossen Liebe in die Schweiz. Seit 2013 ist sie geschieden. «Ich habe eine schöne Wohnung, ein Enkelkind und ein paar Kolleginnen.» Sie gehe gerne an kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte. «Aber ich fühle mich oft einsam.»
Sie würde gerne einen kultivierten, christlichen Akademiker kennenlernen. Einen, der Manieren und ähnliche Moralvorstellungen hat – und idealerweise Spanisch spricht. Sie sei zwar fröhlich und tanze gern, entspreche aber nicht dem Klischee der lebenslustigen Südamerikanerin. «Ich habe studiert und führte in Kolumbien meine eigene Firma. Ich möchte einen Partner, dem ich auf Augenhöhe begegnen kann.»
Männer wünschen sich jüngere Frauen
Laut Bundesamt für Statistik lebte 2020 in einem Drittel der 3,9 Millionen Privathaushalte in der Schweiz nur eine Person: 53,2 Prozent Männer, 46,8 Prozent Frauen. Zahlenmässig sind männliche Singles in der Überzahl, allerdings unterschiedlich verteilt. In Genf, Basel-Stadt und im Tessin wohnen mehr Frauen. In Appenzell Innerrhoden, Schwyz und Nidwalden hat es mehr Männer. Zügeln ist keine erfolgversprechende Option, denn landauf, landab tönt es gleich: Männer sind an deutlich jüngeren Frauen interessiert – und bekommen sie auch. Verschiedene Umfragen – und ein Blick in Heftli über Prominente – bestätigen diesen Eindruck. Ausnahmen sind Heidi Klum und Emmanuel Macron.
«Ich habe studiert und meine eigene Firma geführt. Ich möchte einen Partner, dem ich auf Augenhöhe begegnen kann.»
Lucia
Für unter 30-Jährige in der Schweiz ist klar: Partner oder Partnerinnen sucht man online. Wie denn sonst? Ältere Semester tun sich damit aber eher schwer. Barbara fand es anstrengend. Sie ist 56, Künstlerin und lebt in Bern. «Es herrscht ein extrem raues Klima», sagt sie. «Unhöflichkeit ist normal, man darf nichts persönlich nehmen. » Die Hälfte der Männer sei vergeben und suche nur Ego-Streicheleinheiten. Andere schrieben, grob und direkt, für eine Beziehung sei sie ihnen zu alt, aber ein Abenteuer fänden sie super. «Man braucht eine dicke Haut», sagt Barbara und lacht über die Flegel.
Unhöflichkeit beim Online-Dating ist «normal».
Verzweiflung klingt anders. Barbara ist munter, lebhaft und vielseitig interessiert. «Ich habe einen guten Freundeskreis», sagt sie, «und ich lerne an allen möglichen Orten interessante Menschen kennen, Frauen und Männer.» So entstünden Bekanntschaften, manchmal Freundschaften, aber ein Herzensmensch war schon eine Weile nicht mehr dabei. «Mir geht es zu gut alleine, als dass ich mich mit jemandem arrangieren würde, der mir nicht ganz zusagt.» Keine Chance haben Raucher und Alkoholiker. Oder Männer, für die eine Beziehung keinen grossen Stellenwert hat. «Früher habe ich mich mit Beziehungen abgefunden, von denen ich eigentlich wusste, dass sie nicht stimmig sind. Heute möchte ich nicht mehr so bedürftig sein», sagt Barbara. Sie hätte gerne einen verlässlichen Partner, der bereit sei, sich auf sie einzulassen, «und der zulässt, dass ich mich auf ihn einlasse. Der mich so annimmt, wie ich bin.»
Liebe: Nur eine Frage der Chemie
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Im Magnetresonanztomographen (MRT) können Neurowissenschaftler sehen, ob jemand verliebt ist. In jenen Arealen im Gehirn, die für Bindung verantwortlich sind, herrscht erhöhte Aktivität und Dichte bestimmter Hormone.
- Liebe ist kein rosa Zuckerwatte-Mysterium, sondern ein chemischer Prozess. Konkret: ein Zusammenspiel von Hormonen und Vasopressin-Rezeptoren. 2017 begannen Neurowissenschaftler der Universität Oxford, an einer Pille zu tüfteln, die das Hormon Oxytocin enthält. Sie sollte bewirken, dass man auf Wolke sieben schwebt und sich verliebt fühlt.
- Fühlt, wohlgemerkt, nicht tatsächlich ist. Da es die Liebes-Pille bis heute nicht zu kaufen gibt, ist davon auszugehen, dass es eben doch nicht so einfach ist, chemisch Schmetterlinge in den Bauch zu zaubern. Das ist beruhigend, heisst aber auch, man muss auf traditionelle Methoden zurückgreifen. Sprich, dem Herzblatt so lange tief in die Augen zu schauen, bis der Körper von selber anfängt, Oxytocin zu produzieren.
Das Leben ist tatsächlich kein Ponyhof
Etwa zwanzig Franken im Monat zahlt der Stadtzürcher Laurent (62) für sein Premium-Abo bei Tinder. Dafür sieht er dann, wer ihm ein Like (Englisch für «gefallen») gibt. Gibt er ein Like zurück, ist das ein Match (beide finden sich sympathisch) und die Kommunikation kann beginnen. Und welche Art Frauen bekommen ein Like? «Vom Alter her gerne in meiner eigenen Gewichtsklasse», sagt er. Ob blond oder dunkel, spiele keine Rolle. «Man verbaut sich so vieles, wenn man auf äusserliche Merkmale fokussiert.»
Laurent ist ein gmögiger, kräftiger Kerl, ein Akademiker. Er fährt ein schweres Motorrad, mag Rockmusik, Konzerte und sein Feierabendbier. «Mir ist klar, dass das viele Frauen abschreckt», sagt er. Aber er sei halt, wie er sei. Seit über zehn Jahren ist er – mit Unterbrüchen – Single. Frauen lernt er an Festen kennen, bei Bekannten, an Anlässen oder eben auf Tinder. «Ich fühle mich eigentlich auch ohne Partnerin komplett. Aber ja, eine feste Beziehung wäre schön.»
«Ich lerne interessante Menschen an allen möglichen Orten kennen – Frauen und Männer.»
Barbara
Je älter man werde, desto schwieriger sei es, findet er. «Kompromisse gehören dazu, ich will mich aber nicht verbiegen müssen. Und ja, ich habe ein bisschen Schiss vor den Ansprüchen.» Sex und Intimität fehlen ihm am meisten. «Das erwarte ich nicht beim ersten Date. Aber beim zweiten oder dritten möchte ich schon langsam wissen, ob wir auch in diesem Punkt zusammenpassen.» Und welche Qualitäten bietet er? «Esprit, Bildung und sehr viel rabenschwarzen Humor», sagt Laurent nach kurzem Überlegen. Er spreche über seine Gefühle – und, das dürfe er sagen, er sei ein guter Liebhaber.
Das Gute am Älterwerden: Man wirft Ballast ab, muss es nicht mehr allen recht machen. Man hat gemerkt: Das Leben ist tatsächlich kein Ponyhof. Aber es wartet noch viel Schönes. So geben viele Seniorinnen und Senioren nochmals richtig Gas: Analog – in Vereinen, im Tram, vor der Migroskasse – und immer häufiger auch auf Online-Partnerportalen.
Von allzu fixen Erwartungen ist abzusehen.
Amel Rizvanovic warnt vor allzu fixen Erwartungen: was die Person mitbringen und erfüllen soll. «Wenn man einen Ersatz sucht für die Leerstelle, die ein verflossener Partner, eine Partnerin hinterlassen hat, ist das unrealistisch.» Statt starre Erwartungen seien Offenheit und Neugier hilfreich.
Dazu wäre Ruth durchaus bereit. Sie ist 75, lebt im Bündnerland und ist seit sechs Jahren verwitwet. Als gesellig und gepflegt beschreibt sie sich. Sie liebt die Natur, Wellness-Weekends und eine aufgeräumte Wohnung. «Ich lache viel und bin unternehmungslustig.» Sie versteht nicht, dass andere in ihrem Alter keinen Pepp mehr haben und nirgends mehr hin wollen. Ruth war 47 Jahre verheiratet und lernte nach dem Tod ihres Mannes in einem Café einen Witwer kennen. Mit ihm verbrachte sie vier schöne Jahre, dann holten ihn alte psychische Probleme ein, die Beziehung zerbrach.
Keine Schummeleien
So kommen Sie im Online-Profil gut an:
- Keine Schönfärberei. Das Foto muss aktuell und technisch einwandfrei sein. Keine Filter oder Weichzeichner.
- Bleiben Sie ehrlich. Sagen Sie, welche Wesenszüge Sie haben. Verkneifen Sie sich «Optimierungen» bezüglich Grösse oder Alter.
- Fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus. Wünsche wie «sie sollte Sex mögen» oder «er sollte gut situiert sein» gehören nicht in den Text.
- Nehmen Sie nichts persönlich. Keine Likes und nur flapsiges Feedback? Schwamm drüber und weitersuchen.
«Er redete halt nicht», sagt Ruth. «Mit mir kann man alles besprechen. Aber wenn sich das Vis-à-Vis verschliesst, ist es schwierig.» Aufgeben will sie nicht: «Dafür fühle ich mich doch noch zu jung. Und ich suche eine ernsthafte Beziehung, nicht nur ein Abenteuer.» Das Körperliche habe durchaus Platz, das Optische sei sekundär. «Ein Mann, den ich kennenlernte, war so intelligent und er wusste so viel, dass ihm das eine grosse innere Schönheit verlieh.» Online-Dating kommt für sie aber nicht in Frage. «Da würde ich mich ausgestellt fühlen, präsentiert wie für ein Vorstellungsgespräch.
«Ich lache viel und bin unternehmungslustig. Ich suche eine ernsthafte Beziehung und nicht nur ein Abenteuer.»
Ruth
Überzeugungen, Rituale und Routinen hätten auch Vorteile, sagt Paarcoach Amel Rizvanovic. Aber man müsse sich fragen, wie festgefahren diese seien. «Inwiefern kann man einzelne Punkte aufweichen? Wo kann man einen kleinen Schritt auf den anderen zugehen?» Niemand solle sich komplett ändern müssen. Wichtig ist, dass man sich bewusst sei, an welchen Bedürfnissen man keinesfalls rütteln will – und bei welchen es Spielraum gebe. Eine Prise Pragmatismus helfe: «Wer keine perfekte Partnerschaft erwartet, sondern offen ist für einen neuen Tanz, hat bessere Aussichten, wieder auf eine schöne Reise zu gehen.»
Altes loszulassen sei nicht einfach, aber auch eine Chance, sagt Marie: «Vor 40 Jahren hätten Jakob und ich nicht zusammengefunden. Unsere Lebensentwürfe waren zu unterschiedlich.» Ein paar Monate nach ihrer Bordeaux-Reise zogen sie in zwei übereinander liegende Wohnungen, die sie mit einer Treppe verbanden. Das erlaubt eine perfekte Balance zwischen Nähe und Distanz, ist aber – erst recht in der Stadt Zürich – ein absoluter Glücksfall. Offenbar dachte Amor an alles, als er damals den Pfeil aus dem Köcher zog.
Rainer und Anja Grunert
führen in Zürich eine Praxis für Beziehungs-Coaching. Ihr Angebot hat ein paar Besonderheiten. So richten sie sich sowohl an Paare wie auch an Singles – und sie coachen andere Paare auch zu zweit. Weil es sich von Paar zu Paar einfacher redet. Auch dieses Interview gaben sie gemeinsam.
Wenn der Falsche der Richtige ist
Wieso geraten manche – Männer, aber besonders Frauen – immer wieder an «die Falschen»?
Der andere Mensch ist nicht «falsch». Er passt nur nicht zu einer bestimmten Person, auch wenn die das noch so gerne möchte. Wenn es in einer Beziehung nicht läuft, gibt man häufig dem anderen die Schuld. Manche wenden sich verbittert ab, gehen nicht mehr weiter. Andere beginnen, über sich selbst nachzudenken und kommen zum Schluss: Vielleicht hat es an manchen Stellen etwas mit mir zu tun. Mit meinen Vorstellungen, Sehnsüchten und vor allem meinen Erwartungen. Wenn man davon ausgeht, dass einen ein anderer Mensch glücklich macht, wird das ziemlich sicher früher oder später zur Enttäuschung. Jeder Mensch hat Fehler und Schwächen.
Trotzdem fliegen manche immer auf den gleichen Typus – im Wissen, dass es nicht gut gehen kann?
Das ist das «Nussknackerprinzip». Man sieht den guten Kern in einem Menschen und ist überzeugt, dass man ihn oder sie mit unendlich viel Liebe «heilen» wird. Es ist schwierig, sich von der Vorstellung zu befreien, einen anderen Menschen verbiegen, verändern, retten, behalten, besitzen zu können. Narzissten, böse Buben, überangepasste Frauen – da hilft keine Liebe der Welt. Sich verändern oder weiterentwickeln können alle nur sich selbst.
Wie ändert man den Fokus bei der Partnerwahl?
Man sollte seine Scheuklappen öffnen. Weil man damit einer Illusion nachhängt, die Realität nicht sehen möchte. Das kann man ändern, bis ins hohe Alter. Aber man verliert etwas dabei: seine Illusionen und einen Teil seiner Träume. Der Fokus auf einen bestimmten Typus kommt fast immer aus der Kindheit. Entweder hat uns etwas gefehlt – oder besonders gutgetan. Später suchen wir das Gleiche – oder gerade das Gegenteil. Wir glauben, wenn wir einmal bedingungslos geliebt werden, sind alle alten Wunden geheilt.
Funktioniert das?
Es funktioniert, wenn man mit Vergangenem, alten Verletzungen und Kränkungen abschliessen kann. Erwachsen werden heisst nicht vernünftig werden, sondern anzunehmen, dass das Leben, so wie es bisher war, in Ordnung ist. Man handelt mit sich selbst einen inneren Frieden aus. So schrecklich der Weg bisher vielleicht auch war. Es ist wichtig, sich zu sagen, dass alles, was geschah, die Person formte, die ich jetzt bin – auch wenn dieses Annehmen häufig schwierig scheint. Ich bin die Person, die all das erlebt und überlebt hat. Ich sitze hier, bin aufrichtig mit mir selbst und anderen.
Und was ist bei einer Fixierung auf Äusserlichkeiten?
Man stellt sich vor, man sei blind. Was würde einen dann an einem potenziellen Partner anziehen? Was würde man gerne riechen, hören, fühlen wollen? So aktiviert man andere Sinnesorgane – ein Versuch ist es wert.
So erkennt man Love Scammer
Obacht, manch vermeintlich guter Fang will nicht das Herz, sondern das Portemonnaie. Love Scamming, Liebesbetrug, heisst diese moderne Version von Heiratsschwindel. Bevorzugte Jagdgebiete sind soziale Medien wie Facebook und anonymere Dating-Apps wie Tinder.
Werden Sie misstrauisch, wenn:
- Schnell romantische Sätze fallen wie: So jemanden wie dich habe ich mein Leben lang gesucht.
- Versucht wird, Sie von Dating-App oder Website wegzulocken, indem nach der privaten E-Mail-Adresse oder Telefonnummer gefragt wird.
- Jemand Sie detailliert ausfragt, wo Sie gerade sind, was Sie gerade machen.
- Geschichten mit offensichtlichen Widersprüchen erzählt werden.
- Appelle an Ihre Hilfsbereitschaft oder Ihr Mitleid gerichtet werden.
- Auf einem Profil nur wenige und unpersönliche Fotos aufgeschaltet sind.
- Jemand auf dem Foto aussergewöhnlich attraktiv ist.
- Jemand den Namen falsch schreibt – sogar den eigenen.
- Jemand persönlichen Treffen ausweicht.
- Die Sprache auf Geld oder eine angebliche finanzielle Notlage kommt.
Das sollten Sie bei neuen Online-Bekanntschaften tun:
- Geben Sie Ihren vollen Namen erst bei einem persönlichen Treffen preis.
- Die ersten Treffen sollten an einem öffentlichen Ort stattfinden.
- Namen und vor allem das Foto mit der Bildersuche googeln. Dazu auf das Kamerasymbol in der Suchleiste klicken und das Foto hochladen. Google zeigt an, wenn das Bild bereits verwendet wurde – und wo.
- Keine Kopien von persönlichen Dokumenten verschicken.
- Speichern Sie Chatverläufe und Fotos.
Nützliche Websites und Veranstaltungen
❤ Date a Rentner
Ein Ableger der Website «Rent a Rentner» für arbeitswillige Seniorinnen und Senioren. Die Basismitgliedschaft ist kostenlos, Premium ab 17.90 Franken pro Monat. Das Support-Team sichtet jede Neuanmeldung im Hinblick auf Unstimmigkeiten und mögliche betrügerische Absichten.
datearentner.ch
❤ Parship.ch
«Wir wollen Dich verlieben!» heisst es unter der Rubrik «Ratgeber» auf der Website. Auf der österreichischen Website interessant: Dos & Don’ts, eine Anleitung für Seniorinnen und Senioren. Die Anmeldung ist gratis. Ein Abo mit konkreten Vorschlägen kostet zwischen 50 und 80 Franken pro Monat. Qualität geht vor Quantität, Kandidatinnen und Kandidaten sind verifiziert.
parship.ch
❤ Tinder-App
Die bekannteste Dating-App hat einen zwiespältigen Ruf, verkuppelt aber erfolgreich. Weltweit eine steigende
Zahl «Tinder-Babys» sind der Beweis. Die Preise für das Premium-Abo sind dynamisch. Heisst: je schwerer vermittelbar, desto teurer. Über 50 Prozent der Nutzer sind zwischen 18 und 25 Jahre alt. Für Ältere also ein eher dünn besiedelter Teich zum Fischen.
❤ Bumble
Laut einem Erlebnisbericht von 2024: «Tinder für faule Männer und forsche Frauen».
Speed-Dating und Schatz-Suche 2024
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