Kriminelle nutzen die aktuelle Pandemie-Notlage für Betrügereien und Erpressungen. Skepsis ist angebracht bei SMS und Mails von unbekannten Absendern und «offiziellen» Stellen.
Verschwende nie eine gute Krise», soll Winston Churchill einmal gesagt haben. Dieses Motto hat sich auch das organisierte Verbrechen zu Herzen genommen. «Covid nostra», in Anspielung auf die italo-amerikanische Bezeichnung «cosa nostra» der Mafia, titelte jüngst das Nachrichtenmagazin «The Economist» und listete eine ganze Reihe von Aktivitäten der globalen Verbrecher auf.
Der bis dato grösste und dreisteste Betrugsversuch hat auch eine Schweizer Firma in Zürich in Mitleidenschaft gezogen. Bestellt wurden Atemschutzmasken im Wert von 15 Millionen Euro. Die 10 Millionen Masken sollten an das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen geliefert werden. 52 Lastwagen standen schon in den Niederlanden bereit, um die Ware abzuholen. Doch die Masken gab es überhaupt nicht. Laut den Ermittlern hatten die Täter die Identität einer ausländischen Firma gekapert und geklont. Die Käufer hatten bereits 2,4 Millionen Euro als Anzahlung geleistet. Zwei Millionen Euro konnten blockiert werden, davon waren schon 500 000 Euro auf dem Weg nach Nigeria.
Not macht bekanntlich erfinderisch, und das trifft besonders auf das organisierte Verbrechen zu. Jede Krise bietet einen Ansatzpunkt für illegale Machenschaften und Erpressungsversuche. Die aktuelle Betrugswelle zielt auf die Unsicherheit in Zusammenhang mit der Pandemie-Bedrohung. Da werden Wundermittel gegen das Virus verkauft, non-existente Desinfektionsmittel oder eben Schutzmasken. Google vermeldete im April, dass nebst den 240 Millionen Spam-Mails, die täglich herausgefiltert werden, 18 Millionen weitere Mails mit Phishing- oder Malware-Inhalten abgefangen wurden. Dabei handelte es sich vielfach nicht um eine neue Form von Angriffen, sondern bekannte Tricks wurden auf Corona getrimmt.
Unbekannte Mails sofort löschen
So macht seit Beginn der Pandemie eine Karte die Runde, die aufzeigen soll, wo sich das Virus verbreitet hat. Wer den Link anklickt, um die interaktive Weltkarte anzuschauen, lädt sich im Hintergrund Schadsoftware (Malware) auf den Computer. Auch beliebt sind Mails mit dem vermeintlichen Absender der Weltgesundheitsorganisation WHO, des Bundesamts für Gesundheit BAG oder irgendwelcher Forschungsinstitute.
Solche E-Mails muss man unbesehen löschen, schreiben doch weder die WHO oder das BAG die allgemeine Bevölkerung direkt an. Und: Lieber einmal ein Mail zu viel löschen als eines zu wenig.Ebenfalls auf der Corona-Welle surfen Malware-Mails, die eine angebliche Steuerrückerstattung versprechen. «Um diese Rückerstattung zu erhalten, soll ein Dokument geöffnet werden. Dieses Dokument enthält eine Schadsoftware. Öffnen Sie das Dokument unter keinen Umständen und löschen Sie die Mail, ohne darauf zu antworten», schreibt die Melde- und Analysestelle Informationssicherung Melani.
Die vom Bundesrat beauftragte Stelle bietet laufend aktuelle Informationen zu jüngsten Angriffen wie zum Beispiel dem SMS, das darauf hinweist: «Paket wegen fehlendem Porto gestoppt. Bitte zahlen Sie Ihr fehlendes Porto, um Ihr Paket noch heute freizugeben.» Beim Anklicken des Links in der SMS kommt es zu einem Vertragsabschluss bzw. einem Leistungsbezug via Kreditkarte. Ignorieren Sie diese SMS.
Grundsätzlich gilt:
Mails und SMS von unbekannten Absendern oder mit zweifelhaftem Inhalt löschen.
Niemals Links öffnen, die keinen persönlichen Bezug erkennen lassen – auch wenn sie von «Bekannten» geschickt wurden. Kurz anrufen und rückversichern, dass das Mail oder SMS tatsächlich von diesen stammt. Oder einfach löschen.
Anrufe von unbekannten Nummern ignorieren, Nummer notieren und auf telsearch.ch suchen. Oft handelt es sich um Call Centers, die etwas verkaufen wollen.
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