In Science-Fiction-Werken wird das Metaversum als eine alles umfassende virtuelle Welt beschrieben. Viele Firmen sehen darin die Zukunft des Internets.
Im Spätherbst 2021 machte Facebook-Chef Mark Zuckerberg eine grosse Ankündigung: Er oder besser gesagt seine Firma werde das Metaversum bauen. Um zu verdeutlichen, wie ernst ihm die Sache ist, ging er noch einen Schritt weiter: Er taufte sein weltumspannendes Unternehmen um zu Meta Platforms. Facebook existiert zwar immer noch, aber «nur» als Teil von Meta.
Viele Leute hörten den Begriff des Metaversums erstmals bei der Präsentation Zuckerbergs. Doch dieser hat den Namen keineswegs erfunden. Der Autor Neal Stephenson hat das Metaversum oder ursprünglich «metaverse» in seinem Science-FictionRoman «Snow Crash» 1992 erstmals populär gemacht. Das Kofferwort setzt sich aus dem griechischen «meta» und dem lateinischen «universum» zusammen. Es steht für eine der alltäglichen Realität übergeordnete und alles umfassende virtuelle Welt. In dieser bewegt man sich mit Hilfe eines Avatars, eines digitalen Stellvertreters ähnlich einer Spielfigur in einem Videogame.
Doch wird das Metaversum, wie es in Stephensons Roman oder dem Bestseller «Ready Player One» beschrieben wird, jemals existieren? Darüber streiten sich derzeit Experten. In den Zukunftsvisionen von Büchern ist die Welt nicht sonderlich lebenswert und wird meist von ein paar wenigen Mega-Konzernen beherrscht, die auch hinter dem Metaversum stecken. Die aktuelle Situation mit Google, Amazon, Apple, Tencent und Co. lässt die Ankündigung Zuckerbergs eines Metaversums von Facebook wenig wahrscheinlich erscheinen.
Nicht zuletzt deshalb erachten viele Fachleute das Metaversum mehr als Konzept als eine konkrete Sache. Sie sehen darin eine Weiterentwicklung des Internets. Das, was wir heute als Internet kennen, ist das World Wide Web (www). Es ist gewissermassen eine grafische Darstellung des Internets, das in seiner Urform bereits 1969 als Arpanet existierte. Der britische Informatiker Tim Berners-Lee stellte am Genfer Forschungsinstitut Cern 1989 erstmals die Idee des www vor. Die nächste oder vielleicht übernächste Stufe in der Evolution des Internets könnte das Metaversum sein.
Videospiele weisen den Weg
Bereits heute bestehen diverse Programme, welche die Bezeichnung Metaversum für sich beanspruchen. Ein erster Versuch machte 2003 die Parallelwelt «Second Life» (SL). In Ermangelung einer besseren Beschreibung wurde SL damals als
Videospiel betitelt. Dabei wurden Städte gebaut, Ländereien verkauft und reger Handel mit diversen Objekten getrieben. Regeln oder gar ein Ziel hatte SL nicht. Doch mit so viel Freiheit kommen nicht alle Leute klar. Nach einem Skandal kam die Plattform arg unter die Räder. Sie existiert aber heute noch.
Beliebte Online-Games wie «Fortnite», «Habbo» oder «Roblox» gelten als die aktuellen Mini-Metaversen. In diesen Gamewelten wird nicht nur gespielt, sondern es finden darin Popkonzerte und Filmvorführungen statt, die gemeinsam mit anderen Mitspielenden erlebt werden können. Im Vergleich zu den in Science-FictionGeschichten beschriebenen Metaversen sind die derzeitigen Formen nur den Spielenden der jeweiligen Titel zugänglich. Es besteht also noch kein allumspannendes Metaversum, in dem jeglichen Aktivitäten nachgegangen werden kann. Ob es je so weit kommen wird, weiss niemand, doch der Weg dorthin wird spannend werden.
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