Barockes Juwel Salzburg Zwischen Kultur, Kunst und Kulinarik
Wer Salzburg sagt, meint meist auch Mozart. Auf der Zeitlupe-Leserreise wandeln Sie aber nicht nur auf den Spuren des Genies, Sie lernen auch regionale Köstlichkeiten und den Attersee kennen, wo Gustav Klimt gemalt hat. Die An- und Rückreise erfolgt bequem im Zug.
Text: Marianne Noser
Alles, was ich auch von den schönen Gegenden gesehen habe, ist – nach meinem Gefühle – nur sehr wenig, gegen Salzburgs himmlische Naturschönheiten.» So schwärmte dereinst kein Geringerer als Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) von dem Ort, an dem er seine Kinder- und Jugendjahre verbracht hatte. Seither hat sich zwar viel verändert, trotzdem konnte sich die viertgrösste Stadt Österreichs, die 1997 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde, ihre Anziehungskraft bis heute bewahren.
Ihr Charme wird auch auf dem Rundgang mit Reiseleiterin und Buchautorin Monika Bruckmoser* augenfällig. Von den Blumengärten des Schlosses Mirabell gehts in gut drei Stunden in die engen Gässchen, über die weiten Plätze und durch die charakteristischen Innenhöfe und Durchhäuser der Altstadt. Vorbei am Mozarteum und Friedhof St.Peter, dem Dom, den Kirchen, Theatern, Museen und Konzerthäusern, über deren Geschichte die Reiseführerin Kurzweiliges zu berichten weiss.
Erstellt wurden viele dieser prächtigen Bauten unter Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (1559–1617). Er heuerte italienische Stararchitekten an, die aus der vormals mittelalterlichen Stadt ein frühbarockes Kleinod mit südlichem Flair machten. Finanziert wurde «das Rom des Nordens» mit Mitteln aus dem Salzhandel, der damals florierte und den klerikalen Landesherren zu Macht und Reichtum verhalf.
Wie Verführung auf Österreichisch geht, das erlebt man beim Halt in einem der gemütlichen Kaffeehäuser, wo Klassiker wie Salzburger Nockerln oder Topfen- und Apfelstrudel zum Genuss einladen. Omnipräsent sind auch die Mozartkugeln, die in vielen Varianten feilgeboten werden. Besonders köstlich sind die «Originalen» in der silbrig-blauen Folie, die nur in den Café-Konditoreien Fürst zu haben sind. Siewerden aus erlesenen Zutaten und in reiner Handarbeit hergestellt. Traditionelle Handwerkskunst wird auch in der Zuckerlwerkstatt gepflegt, deren breites Sortiment an bunten «Glücksmomenten» nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringt. In der Bonbonmanufaktur können Interessierte zudem mehrmals täglich live mitverfolgen, wie die kleinen Kunstwerke liebevoll und nach einer 150 Jahre alten Technik hergestellt werden.
Regionale Schmankerl
Wer Süsses nicht mag, muss in der Stadt an der Salzach ebenfalls nicht darben. In den Wirtshäusern steht eine Vielzahl an regionalen Schmankerln auf den Speisekarten. Und an den Würstlständen kann man den Hunger bis tief in die Nacht hinein stillen: mit Frankfurtern, pikanten Debrezinern, deftigen Puszta-Krainern und anderen Wurstsorten. Dazu passt ein kühles Helles. Darauf versteht man sich in Salzburg ebenfalls – schliesslich wird in der Stiegl-Brauerei schon seit 1492 Bier gebraut.
Viel zu entdecken gibt es auch vor den Toren der Mozartstadt: liebliche Landschaften, lauschige Seen und herausgeputzte Marktgemeinden ebenso wie geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten und die Wirkungsstätten renommierter Künstler. Auch Gustav Klimt (1862–1918), der mit dem Bild «Der Kuss» weltberühmt wurde und einer der bekanntesten Vertreter des Wiener Jugendstils ist, verbrachte zwischen 1900 und 1916 fast jeden Sommer in Oberösterreich, wo er am Attersee den Grossteil seiner Landschaftsbilder schuf.
Auf dem Klimt-Uferweg und im Gustav-Klimt-Zentrum in Schörfling erklärt der lokale Reiseleiter, weshalb praktisch alle Werke quadratisch sind und welche Rolle dabei Ansichtskarten, das Fernrohr und ein «Motivsucher» aus Karton spielen. Weiter thematisiert der Experte Details aus Klimts Privatleben. So erfährt man, dass der Wiener zu den umstrittensten Künstlern seiner Zeit gehörte, er mit seinen Werken viel Geld verdiente, nie verheiratet war und intime Beziehungen mit mehreren Frauen pflegte.
Einzigartiger Schatz
Der Tag vor der Rückreise ist dem berühmtesten Sohn Salzburgs gewidmet. Auf dem Programm steht der Autographenkeller im Mozart-Wohnhaus. Hier lebte Wolfgang Amadé – wie er korrekterweise heisst – mit seiner Familie acht Jahr lang, bevor er 1781 nach Wien zog. Musikwissenschaftler Armin Brinzing begleitet die Gruppe in einer Spezialführung ins Untergeschoss, wo die Stiftung Mozarteum in einem klimatisierten Tresorraum ihren einzigartigen Schatz verwahrt: eine der grössten Sammlungen der derzeit bekannten originalen Briefe, Dokumente undNotenhandschriften des Komponisten und dessen musikalischer Familie. In den Vitrinen des Schauraums sind einige der wertvollen Schriftstücke ausgestellt, über die der Experte derart Spannendes und Witziges erzählt, dass man am Schluss des Vortrags noch viel mehr über die Arbeitsweise des musikalischen Genies und die wissenschaftliche Forschung erfahren möchte.
Mit Mozart fürs Ohr klingt der kurzweilige Salzburg-Aufenthalt am Abend im prunkvollen Marmorsaal von Schloss Mirabell aus: Dort wartet das Amadeus Consort Salzburg und lädt zum exklusiven Privatkonzert. ❋
*Monika Bruckmoser, «Glücksorte in Salzburg», Ex Libris, Richtpreis CHF 18.30