Markus Gafner, Leiter Audio-Erschliessung SRF, erzählt zum 100. Geburtstag der elektronischen Medien von der Faszination, die das Radio auf ihn ausübt, und welche Schätze in den Archiven zu finden sind.
Aufgezeichnet von Marco Hirt
«Töne im Ohr zu haben, die von woanders gesendet wurden, muss sich für die Menschen zu Beginn des Radio-Zeitalters bahnbrechend angefühlt haben. Aus den ersten Jahren ab 1924 gibt es von den regionalen Sendern, die 1931 in der SRG, der Schweizerischen Rundfunkgesellschaft, vereint wurden, nur wenige Tondokumente. Darunter dürfte die älteste erhaltene Eigenproduktion von 1926 stammen – eine Rede zum Sendestart des Studios in Basel. Bei uns im Archiv finden sich aber auch um einiges ältere Aufnahmen teils unbekannter Herkunft, die ins 19. Jahrhundert zurückgehen.
Ab den 1930er-Jahren ist mehr überliefert, primär vorproduzierte Aussenreportagen. Da viel live gesendet wurde, waren umfassende Aufzeichnungen lange kein Thema. Die systematische Archivierung setzte viel später ein. Als Tonträger dienten zunächst oft Direktschnittplatten, später folgten Magnetbänder. Auf Magnetbändern der neuesten Generation werden heute alle SRF Eigenproduktionen digital abgespeichert.
Aktuell bin ich mit meinem Team mit der Archivöffnung des ‹Echo der Zeit› beschäftigt. Bis 2025, zum 80. Geburtstag der ältesten politischen Hintergrundsendung von SRF, sollen etwa 10 000 Tondokumente online abrufbar sein. Ein Teil ist es schon, ebenso alles ab 2008. Das ‹Echo der Zeit› ist in seiner Kontinuität als Medium herausragend, ein Begleiter der Zeitgeschichte wie auch der gesellschaftlichen Entwicklung. Danach widmen wir uns Reportagen aus den 1930er-Jahren sowie der Mittagssendung ‹Rendez-vous›.
Für mein Team und mich ist es toll, der Öffentlichkeit den Zugang zu diesem Kulturschatz zu ermöglichen. Archivarbeit bedeutet nicht, Dokumente im ‹Keller› einzulagern, sondern sie herauszuholen und zugänglich zu machen. Das Eintauchen in die Radio-Vergangenheit hat für mich auch nach Jahren nichts von seiner Faszination eingebüsst. Die Dokumente sind immer auch ein Abbild der jeweiligen Zeit mit ihrer charakteristischen Art. Auch privat höre ich fleissig Radio: Ob Gesprächs-Podcasts, Reportagen oder tagesaktuelle Informationssendungen: Ich schätze es enorm, zuzuhören – zu welcher Zeit und wo immer ich auch bin.»
Markus Gafner (40), studierter Historiker und Philosoph, ist mit seinem Team bei SRF u.a. dafür verantwortlich, dass Audio-Dateien aus vergangenen Radio-Zeiten auf der Website jederzeit abrufbar sind. mSchmid ist ein Zürcher Fotograf.
Nebst dem «Echo der Zeit» ab 1945 sind unter srf.ch/sendungen auch weitere Perlen zu hören.
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