© Tom Kawara
«Ein naturnaher Garten nützt auch den Schmetterlingen»
Jonas Landolt, Master ETH Umweltnaturwissenschaften, erklärt, warum viele Schmetterlingsarten in der Schweiz gefährdet sind und weshalb er in seinem Garten Knoblauchhederich anpflanzt.
Aufgezeichnet von Marianne Noser
«Ich bin – wie viele andere – von der Vielfalt der Schmetterlinge fasziniert. Je nach Lebensraum gibt es unglaublich spannende Arten. Besonders interessant finde ich zum Beispiel den Lungenenzian-Ameisenbläuling. Er legt seine Eier vor allem auf den Lungenenzian, der nur in mageren Riedwiesen wächst. Im zweiten oder dritten Larvenstadium kriecht die Raupe aus der Samenkapsel des Enzians, lässt sich von Ameisen in deren Nest tragen und verlässt es erst im nächsten Jahr als Schmetterling wieder.
Schmetterlinge sind unter anderem für die Bestäubung gewisser Pflanzen wichtig, und ihre Raupen sind Nahrungsquelle für Igel und viele Vogelarten. Schmetterling ist ein Oberbegriff – dazu zählen die Tag-und Nachtfalter sowie die Widderchen, eine spezielle Familie der Schmetterlinge.
Laut Bundesamt für Umwelt sind in der Schweiz von den 226 Tagfalter- und Widderchen-Arten nur 104 Arten – also weniger als die Hälfte! – auf der Roten Liste als «nicht gefährdet» eingestuft. 44 Arten gelten als «potenziell gefährdet», 38 Arten als «verletzlich», 27 Arten als «stark gefährdet» und 10 Arten sind vom Aussterben bedroht. Von den über 3000 Nachtfalter-Arten gibt es keine Rote Liste, weil der Kenntnisstand über sie weniger gut ist.
Dass bei uns mehr als die Hälfte der Tagfalter gefährdet sind, hängt insbesondere mit dem Schwinden ihrer Lebensräume und der Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft zusammen. So stirbt beispielsweise ein bedeutender Teil der Raupen beim Mähen einer Wiese mit schweren Maschinen. Auch der Klimawandel und die damit einhergehenden Trockenperioden und Überschwemmungen wirken sich auf die Schmetterlingsarten aus. Damit sich ihre Situation verbessert, müssten ihre noch vorhandenen Lebensräume erhalten, geschützt und besser vernetzt, sowie die Verwendung von Insektiziden verringert werden.
Mit einem naturnahen Garten kann man selber etwas für die Schmetterlinge tun. Ich pflanze zum Beispiel Knoblauchhederich an, von dessen Samen sich die Raupen des Aurorafalters ernähren und an dessen Stängeln sie sich dann meist auch verpuppen. Lässt man die Stängel im Herbst stehen, kann man den Faltern mit etwas Glück im nächsten April beim Schlüpfen zuschauen.»
Jonas Landolt (34) ist Inhaber der inatura.ch GmbH und leitet ornithologische sowie naturkundliche Exkursionen, auf denen er sein Wissen und seine Felderfahrung auf vielseitige Art und Weise vermittelt. Daneben bietet er Umweltberatungen, Fauna- und Wildbienenkartierungen an und setzt kleinere Naturfilmprojekte um. Mehr Informationen unter: inatura.ch
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