Jede dritte Schweizerin, jeder dritte Schweizer erkrankt an weissem Hautkrebs, weil sie sich zu lang oder zu sorglos in die Sonne setzen: Was die Volkskrankheit bewirkt und wie sich diese behandeln lässt.
Text: Roland Grüter
Noch ist der Sommer nicht vorbei. Mit etwas Glück bescheren uns die kommenden Wochen reichlich Sonnenschein, damit sich Körper und Geist gegen den grauen Herbst wappnen können. Denn die Kraft der Sonne tut der Gesundheit unbestritten gut – zumindest solange wir Mass halten. Denn fallen UV-Strahlen zu intensiv auf die Haut, passiert das Gegenteil. Wir riskieren die Gesundheit. Oft zeigen sich die Folgen erst nach Jahren, wenn die Erbsubstanz der Hautzellen bereits geschädigt ist. In der Folge beginnt ein Teil davon unkontrolliert zu wachsen: Hautkrebs!
Folgen der Unvernunft
Jede dritte Schweizerin, jeder dritte Schweizer erkrankt an weissem oder hellem Hautkrebs. Expertinnen und Experten schätzen die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen auf 25 000, die Vorstufen dazu noch nicht eingerechnet. Besonders stark betroffen sind Menschen über 60. «Doch auch jüngere Menschen sind zusehends davon betroffen», sagt Professor Dr. med. Robert Hunger, Leitender Arzt Dermatologie des Inselspitals Bern. Wie alle Mediziner differenziert er zwischen Basaliomen (der häufigste Hautkrebs, wächst aus Haarwurzelzellen), Spinaliomen (wächst aus Stachelzellen) und seltenen Krebsformen, die unter dem Begriff zusammengefasst werden. Denn einen eigentlichen weissen Hautkrebs gibt es nicht.
Die gute Nachricht: Basaliome, Spinaliome und all die anderen weissen Krebsarten sind in der Regel milder als etwa der schwarze (Melanom). Daran sterben nicht einmal ein Prozent der Betroffenen. Darüber hinaus bildet er kaum Metastasen und lässt sich in aller Regel gut behandeln (siehe Kasten), insbesondere wenn die Veränderungen der Haut frühzeitig erkannt werden. Denn dadurch bleibt dem Krebs weniger Zeit, das umliegende Gewebe zu durchwuchern und zu zerstören. Lässt man ihn walten, frisst er mitunter Nasen und Ohren weg.
Meist wächst weisser Hautkrebs an sonnenexponierten Körperstellen; an der Stirn, auf dem Nasenrücken, den Ohrrändern und den Handrücken. Oft wuchert er im Untergrund der Haut und wird erst dann erkannt, wenn er die Oberfläche erreicht. Verhornte, raue, verdickte und schuppige, rötlich-braune Hautstellen können darauf verweisen, nässende oder blutende Knötchen ebenfalls.
Salbe oder scharfer Schnitt: So lässt sich weisser Hautkrebs behandeln
Physikalische Therapien: Vorstufen des weissen Hautkrebses (Aktinische Keratose und Morbus Bowen) werden mit flüssigem Stickstoff vereist oder mit Stromimpulsen zerstört. Dasselbe gilt für kleine, oberflächlich wachsende, weisse Krebsarten.
Medikamentöse Therapien: Aufgetragene Crèmes und Salben machen Krebszellen lichtempfindlich – und lassen diese absterben, wenn man sie bestimmten Strahlen aussetzt. Medikamentöse Systemtherapien wiederum lassen Tumore schrumpfen.
Chirurgische Therapien: Meist muss weisser Hautkrebs chirurgisch entfernt werden. Besonders bewährt hat sich die mikrografische Chirurgie (Mohs-Therapie). Dabei werden die Schnittränder des entfernten Gewebes auf Krebszellen untersucht. Finden sich welche, wird an den entsprechenden Stellen zusätzliches Gewebe entfernt. Finden sich keine, wird die Wunde geschlossen.
Immuntherapie: Seit kurzem ist auch die Immuntherapie für die Behandlung von Spinaliomen zugelassen. Darin stimulieren Antikörper, die per Infusion verabreicht werden, das körpereigene Immunsystem, den Krebs zu zerstören. Denn ist dieser zu gross oder zu tief gewachsen, lässt er sich nicht länger chirurgisch entfernen.
Wer entsprechende Auffälligkeiten bemerkt, sollte sie seinem Hausarzt zeigen – oder ein digitales Foto davon zur Beurteilung an Dermatologinnen und Dermatologen schicken. Diverse Schweizer Spitäler, so auch das Inselspital Bern, bieten entsprechende Telemedizin-Dienste an. Informationen dazu finden Sie auf den entsprechenden Websites. Vernunft kann vergangene Nachlässigkeiten zwar nicht wettmachen. Sie schützt uns aber vor zusätzlichem Schaden. Deshalb ermahnt uns die Schweizer Krebsliga, von 11 bis 15 Uhr konsequent im Schatten zu bleiben, uns stets mit Hut, Sonnenbrille und funktionaler Kleidung zu schützen und uns reichlich mit Sonnencrème einzureiben, bevor wir ein Bad im Strahlenmeer nehmen. Menschen, die an weissem Hautkrebs erkrankt sind, sollten besonders vorsichtig sein. «Denn das Risiko einer neuerlichen Erkrankung ist gross», sagt Robert Hunger.
Im Schatten ist der Restsommer sowieso schöner.
Detaillierte Informationen zum weissen Hautkrebs finden Sie in der kostenlosen Broschüre «Heller Hautkrebs Basaliom, Spinaliom, Vorstufen» der Schweizer Krebsliga. Auskünfte erhalten Sie beim kostenlosen Krebstelefon (Tel. 0800 11 88 11). Diese Einrichtung feiert heuer ihr 25-jähriges Bestehen.
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