
Schützende Hülle
Unsere Haut ist ein komplexes Gebilde und erfüllt viele lebenswichtige Funktionen. Insbesondere in der zweiten Lebenshälfte gilt es, ihr Sorge zu tragen.
Text: Yvonne Schöne
Die Haut ist das grösste Organ des Menschen und ein wahres Wunderwerk. Je nach Körpergrösse und -umfang einer Person weist sie eine Gesamtfläche von bis zu drei Quadratmetern sowie ein Gesamtgewicht von bis zu zehn Kilogramm auf. Sie erfüllt überdies diverse Aufgaben: Sie schützt Knochen, Sehnen, Bänder und Organe vor Verletzungen und kann mithilfe des Sonnenlichts Vitamin D bilden, das für die Knochengesundheit sehr wichtig ist.
Sie ist Teil der Sinneswahrnehmung, speichert Energie, ist am Stoffwechsel beteiligt und fungiert über das Schwitzen als Klimaanlage, weil durch die Verdunstung des Schweisses auf der Haut Kälte entsteht. Das ist notwendig, um bei unterschiedlichen Bedingungen unsere Körpertemperatur von 37 Grad Celsius zu halten – egal, ob es heiss oder klirrend kalt ist, wir einen Marathon absolvieren oder den Garten umgraben.
Der Zahn der Zeit
Gute Gründe also, unserer Haut Sorge zu tragen und sie gut zu pflegen. Und zwar in jeder Lebensphase – ganz besonders aber ab 60 Jahren. Denn wie bei jedem System zeigen sich auch beim menschlichen Körper bei zunehmender «Laufleistung» immer mehr Verschleisserscheinungen.
Unsere Hülle beziehungsweise deren Zellen erneuern sich während unseres gesamten Lebens. Je älter wir aber werden, desto mehr Zeit braucht der Körper für diese Regeneration. Dies hat vielerlei Ursachen. So verlangsamt sich zum Beispiel die Zellteilung, dasselbe gilt für die Durchblutung, zudem gehen Feuchtigkeit und schützende Fette zurück. Aufgrund der Veränderung der Struktur und der schlechteren Versorgung ändert sich das Erscheinungsbild der Haut: Sie wird dünner, trockener, weniger elastisch, verliert an Strahlkraft, und es bilden sich langsam Falten – vor allem um die Augen, den Mund, auf der Stirn und am Hals.
Darüber hinaus sinkt die Zahl der Melanozyten in der Haut, die für deren Pigmentierung verantwortlich sind. Dadurch wird die Haut fahler und transparenter. Hauptsächlich im Gesicht, an den Händen und Armen zeigen sich dadurch braune Verfärbungen, auch bekannt als Altersflecken. Die Entstehung von Rötungen sowie kleiner Warzen ist ab ungefähr 50 Jahren ebenfalls typisch.
Das kann man tun
Aufhalten kann man den Alterungsprozess nicht, aber immerhin verlangsamen. Neben der richtigen Pflege spielt die Lebensweise eine wichtige Rolle für das Hautbild. Ganz wichtig ist eine ausgewogene, eiweissreiche Ernährung, damit der Körper und damit auch die Haut mit ausreichend Nährstoffen versorgt werden. Das bedeutet wenig Zucker, dafür aber umso mehr Vitamine. Besonders wichtig sind Vitamin C, das in vielen Obst- und Gemüsesorten enthalten ist, und das Spurenelement Zink, das zum Beispiel in Emmentaler oder Erdnüssen steckt. All das unterstützt die Kollagenbildung und damit auch ein frisches Erscheinungsbild.
Vitamin D (findet sich z. B. in fettem Seefisch) unterstützt die Regenerationsfähigkeit der Haut. Vitamin E (z. B. in Nüssen, Sonnenblumenkernen, grünem Blattgemüse, Kichererbsen und Peperoni) fördert unter anderem die Bildung von Kollagen, versorgt die Haut mit Feuchtigkeit und kann Entzündungen mildern sowie Juckreiz lindern.
Viel Bewegung
Ausdauersportarten wie Wandern, Schwimmen, Velofahren oder Walking sind nicht nur ganz allgemein gesund, sie kurbeln auch die Durchblutung an, wodurch die Zellen mit mehr Sauerstoff versorgt werden, was der Haut ein frischeres Aussehen verleiht. An der frischen Luft aber immer einen Sonnenschutz mit einem Lichtschutzfaktor von 50+ verwenden, denn die UV-Strahlung kann nicht nur Hautkrebs verursachen, sondern sie fördert auch die Faltenbildung. Der Verzicht auf Nikotin und Alkohol wirkt der Entstehung von Falten entgegen.
«Zudem ist es wichtig, die Haut regelmässig zu reinigen und vor allem mit Feuchtigkeit zu versorgen», erklärt Dr. med. Malte Schmelter, Facharzt für Dermatologie und Venerologie sowie Leitender Arzt Dermatologie an der Privatklinik Skinmed in Lenzburg AG (siehe Interview Seite 75). Für das Gesicht seien reichhaltige Cremes und/oder Seren hilfreich. Der Körper sollte mit feuchtigkeitsspendenden Lotionen gepflegt werden. Hände und Füsse benötigen ebenfalls besondere Aufmerksamkeit, etwa durch Handcremes und Fussbäder.
So pflegt man die Haut richtig

Die Bedürfnisse unserer Körperhülle verändern sich im Laufe des Lebens. Deshalb muss die Pflege dem Alter angepasst werden. Was reifer Haut guttut:
Typfrage
Weil die Haut mit zunehmendem Alter zu Trockenheit neigt, braucht sie eine dem Hauttyp angepasste Feuchtigkeitspflege. In jeder Lebensphase aber gilt: Menschen mit empfindlicher Haut sollten Produkten mit Alkohol, Parabenen, Sulfaten und synthetischen Duftstoffen aus dem Weg gehen, weil sie Reizungen und Allergien auslösen können. Wer fettige Haut hat, tut gut daran, schwere Öle zu vermeiden, weil sie dazu tendieren, die Poren zu verstopfen. Alkohol und Menthol trocknen die Haut aus und führen manchmal zu einer Überproduktion von Öl.
Glycerin
Auch dieser Stoff erhöht den Wassergehalt in der Haut. Glycerinhaltige Produkte haben mehr oder weniger denselben Effekt wie solche mit Hyaluronsäure.
Hyaluronsäure
Dieser natürlicherweise im menschlichen Körper vorkommende Stoff vermag grosse Mengen an Wasser zu binden und ist damit in der Lage, die Haut lang anhaltend mit Feuchtigkeit zu versorgen. Das macht diese geschmeidig und verleiht ihr Volumen. Besonders effektiv sind Gesichtsseren oder Masken, weil in ihnen die Hyaluronsäure-Konzentration höher ist als in Tagescremes mit Hyaluronsäure. Achtung: Seren immer nach der Gesichtsreinigung auftragen, aber vor der Gesichtscreme. Gut zu wissen: Die Effekte von Hyaluron zeigen sich erst nach acht bis zwölf Wochen regelmässiger Anwendung – es braucht also Geduld.
Thermalwasser
Manche Cremes enthalten Thermalwasser, es gibt aber auch Thermalwassersprays. Beide versorgen die Haut mit einer Extraportion Feuchtigkeit.
Lipide
Mit zunehmendem Alter enthält die Haut weniger Lipide. Eine reichhaltige beziehungsweise intensiv pflegende und straffende Nachtcreme wirkt den Auswirkungen des Verlusts dieser Hautfette entgegen. Produkte, die natürliche Öle wie Argan-, Traubenkern- oder Wildrosenöl enthalten, unterstützen die nächtliche Hautregeneration. Tipp: Die Nachtpflege auch für Hals und Decolleté verwenden.
UV-Schutz
UV-Strahlung fördert nicht nur die Hautalterung, sondern sie erhöht überdies das Hautkrebs-Risiko. Weil reife Haut nicht mehr so widerstandsfähig ist, kommt einem konsequenten Schutz vor UVA- und UVB-Strahlung noch grössere Bedeutung zu. Darum Tagescremes mit einem UV-Schutzfaktor von mindestens 50 verwenden.
Peeling
Gerade weil reife Haut zu Verhornung und zu Trockenheit neigt, sollte man sie von abgestorbenen Schüppchen befreien. Solch sanfte Peelings fühlen sich gut an und machen einen frischen Teint.
Hände
Auf dem Handrücken sowie in den Fingerzwischenräumen trocknet die Haut besonders schnell aus. Dies, weil es dort kaum Unterhaut-Fettgewebe und Talgdrüsen gibt und sich die hauteigene Schutzschicht nicht selbst wieder aufbauen kann. Darum bei trockenen Händen am besten nach jedem Händewaschen Handcreme benutzen.
Bodylotion oder Körperöl
Natürlich wird unsere Hülle mit zunehmendem Alter am ganzen Körper empfindlicher. Darum braucht sie auch unterhalb des Halses die entsprechende Pflege. Ideal dafür sind reichhaltige Bodylotions – solche mit Sheabutter enthalten viel Vitamin E – oder Körperöle. Tipp: Babycremes und -seifen eignen sich ebenfalls bestens für die Haut 60+.
Wirkstoff aus der Schweiz
Ein Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich hat mit «OM24» einen Wirkstoff entwickelt, der viele positive Effekte hat, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien nachgewiesen haben. So schützt er nicht nur ganz allgemein Zellen vor oxidativem Stress und repariert beschädigte DNA, sondern er macht diese auch widerstandsfähiger und verhindert bei starker UV-Strahlung Hautschäden. Weil er darüber hinaus Kollagenverlust entgegenwirkt sowie die Entstehung von Pigmentflecken reduziert, hat «OM24» zudem eine Anti-Aging-Wirkung.
«Täglich eine Sonnencreme mit hohem UV-Schutz verwenden»

Dr. med. Malte Schmelter ist Facharzt für Dermatologie und Venerologi sowie Leitender Arzt Dermatologie an der Privatklinik Skinmed in Lenzburg AG.
Welche besonderen Bedürfnisse hat reife Haut?
Sie benötigt mehr Feuchtigkeit, da die Talgproduktion sowie die Dicke der tiefen Hautschicht abnehmen. Die Haut ist empfindlicher und anfälliger für Trockenheit wegen der verminderten Talgproduktion und der sinkenden Fähigkeit, Wasser zu speichern. Trinken allein reicht nicht mehr aus, um die Haut ausreichend feucht zu halten, weshalb es oft notwendig ist, sie zusätzlich mit Salben, Cremes oder Lotionen vor dem Austrocknen zu schützen.
Gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern?
Ja. Frauen haben häufig eine höhere Hautdichte und eine andere Fettverteilung, was sich auf die Hautalterung auswirken kann. Männer weisen meist eine dickere Haut auf und neigen weniger zu Falten, können jedoch durch Rasur und andere Faktoren Hautirritationen entwickeln. Männerhaut ist generell etwas weniger trocken, weil die Talgdrüsenaktivität vor allem durch Testosteron gesteuert wird.
Wie schützt man ältere Haut am besten?
UV-Schutz ist entscheidend. Man sollte täglich eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden, zusätzlich schützende Kleidung und Hüte tragen und direkte Sonneneinstrahlung vermeiden.
Was wirkt straffend?
Produkte mit Retinol, Peptiden oder Kollagen können ebenso effektiv sein wie kosmetische
Behandlungen wie Lasertherapie oder Microneedling. Die Behandlung der Wahl ist sehr abhängig vom Haut- sowie dem generellen Gesundheitszustand.
Welche präventiven Hautuntersuchungen sind ab 60 Jahren wichtig?
Mit ü60 war die Haut jahrzehntelang immer wieder der Sonne ausgesetzt. Der kumulative
Sonnenschaden ist relevant für die Entstehung von Hautkrebsvorstufen: Je mehr Sonnenexposition stattgefunden hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Hautkrebs oder dessen Vorstufen. Daher wird von den Fachgesellschaften ab 60 eine jährliche bis zweijährliche Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung empfohlen.
Wann braucht es ärztlichen Rat?
Wir unterteilen grob zwischen schwarzem sowie weissem Hautkrebs und dessen Vorstufen. Auf dunkle Muttermale, die sich in der Farbe verändern, schnell wachsen und bluten, ist besonders zu achten. Ebenso auf nicht heilende Wunden, die länger als sechs Wochen bestehen. Vor allem weisser Hautkrebs entsteht auf den Sonnenterrassen des Körpers, wie Gesicht, Unterarmen, Händen oder Glatze. Bei Sorgen also lieber einmal zu oft zum Hautarzt gehen als zu wenig.nTäglich eine Sonnencreme mit hohem UV-Schutz verwenden.
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