Flüchtlinge in der Schweiz

Marianne Noser,
Chefredaktorin
© Sonja Ruckstuhl

Die Schweiz kann auf eine lange humanitäre Tradition zurückblicken. Trotzdem ist die Willkommenskultur in unserem Land sehr unterschiedlich. Während man manche Asylsuchende mit offenen Armen empfängt, werden andere argwöhnisch beobachtet und einige würden sie am liebsten umgehend an ihr Heimatland zurückschicken. Als ich während meines Studiums in Zürich Asylsuchende in Deutsch unterrichtete, waren es die Tamilinnen und Tamilen, die vielen wohl allein schon ihrer Hautfarbe wegen suspekt waren. Die Vorurteile gegenüber dieser Volksgruppe haben sich aber glücklicherweise schnell zerschlagen und sie wurden bald zu geschätzten Mitbürgerinnen und Mitbürgern.

Der Schwerpunkt dieser Ausgabe ist dem Thema Flucht gewidmet. Die Hilfsbereitschaft gegenüber den Ukrainerinnen und Ukrainern, die wegen des von Russland angezettelten Krieges ihr Land verlassen müssen, ist gross, das Engagement vieler privater Personen in der Schweiz eindrücklich. Zu ihnen gehört auch Regina Frey (74), die in ihren drei Riegelhäusern 22 aus der Ukraine Geflüchteten ein vorläufiges Zuhause bietet.

Zeitlupe-Redaktor Roland Grüter konnte Mykhailo Nikonchuk besuchen, der vor gut acht Wochen dem Bombenhagel in Kiew entflohen ist. Was ihm der 83-jährige über die schrecklichen Geschehnisse vor Ort erzählt hat und wie sehr er unter der derzeitigen Situation leidet, lesen sie in der berührenden Reportage unseres Journalisten. Darin kommt auch Sophia Derendinger zu Wort, die weiss, wie es sich anfühlt, wenn Türen und Herzen verschlossen bleiben. Die 86-Jährige wurde zwar in der Schweiz geboren, aber ihre Ahnen gehörten zu jenen Russlandschweizern, die wegen den Wirren der Oktoberrevolution in ihre alte Heimat zurückkehren mussten. Sie waren mausarm und höchst unwillkommen, da man sie gemeinhin als «Kommunisten-Pack» verurteilte.

Julia Onken lädt zum Sommer-Denkforum ein

© Sonja Ruckstuhl

Die bekannte Autorin und Psychotherapeutin Julia Onken offeriert allen Zeitlupe-Lesenden eine kostenlose Teilnahme an ihrer sechsteiligen Online-Vortragsreihe. Das Denkforum mit dem Titel «Die Kunst der Selbsterkenntnis» steht unter dem Motto «Wer mehr über sich weiss, kommt besser mit sich klar – und mit andern auch». Detaillierte Infos zum exklusiven Angebot gibts unter zeitlupe.ch/denkforum

 

Beitrag vom 16.05.2022