
Aufbruch in eine neue Welt
Wie viel eine Züglete verändert, erfuhr Silvia Ruf-Zimmermann aus Wettingen AG: Für die Primarschülerin war der Umzug 1960 aus dem Glarnerland in den Aargau ein kleiner Kulturschock.
Das Bild zeigt mich als Erstklässlerin in Näfels GL. Fürs Foto hatte uns Lehrer Mathis extra einen Milchgriffel in die Hand gedrückt. Im normalen Unterricht schrieben wir mit dem viel härteren Schiefergriffel, der die Schiefertafel mit der Zeit stark zerkratzte. Zur Ausrüstung gehörte auch eine hölzerne Griffelschachtel. Im Zeugnis galt die Eins als beste Note.
In der zweiten Klasse zügelten wir nach Oftringen AG – und plötzlich war vieles anders. Wir schrieben mit Bleistift ins Heft, die beste Note war ein Sechser. Statt der Griffelschachtel hatten alle ein Etui – ich erhielt das alte meiner Mutter, ein neues durfte ich mir erst für die Oberstufe aussuchen. Wir mussten nicht mehr in Zweierreihen ins Schulzimmer marschieren wie in Näfels. Zum Glück war ich eine gute Schülerin und passte mich rasch an.
Später wollte ich Verkäuferin werden, Hostess oder Polizeiassistentin – sicher nicht Lehrerin. Doch weil mein Stiefvater das Seminar für eine gute Allgemeinbildung hielt und gerade Lehrermangel herrschte, wurde ich … Lehrerin. Da mir die Strenge fehlte, war ich nicht glücklich im Klassenzimmer. Viel lieber gab ich in kleinen Gruppen Deutsch für Fremdsprachige. Nach der Scheidung war ich froh, eine gute Stelle zu haben und gleich viele Ferien wie meine Kinder.
Mein Schulmaterial von damals habe ich behalten, Griffel und Griffelschachtel ebenso wie den Federhalter aus der vierten und den Kolbenfüller aus der fünften Klasse. Vielleicht zeige ich sie einmal meinen Enkelkindern, wenn sie in einigen Jahren in die Schule kommen.