Büsis auf der Spur
Wo treiben sich Katzen in der Nacht um? Was verbindet sie mit Löwen? Haben sie tatsächlich sieben Leben?
Das Naturmuseum Thurgau in Frauenfeld erklärt mit einer Sonderausstellung das geheimnisvolle Leben der Schnurrer.
Durch die Schweiz schleichen 1 634 240 Katzen – jeder vierte Haushalt beherbergt einen der Schnurrer. Damit sind die Samtpföter mit Abstand das beliebteste Haustier von Frau und Herrn Schweizer. Diese lassen sich ihre Liebe gemäss Haustierfachhändler «Qualipet» jährlich rund 420 Millionen Franken kosten.
Wer glaubt, seinen Stubentiger zu kennen, irrt. Denn Hauskatzen führen ein eigenständiges Leben, von dem ihre Besitzerinnen und Besitzer oft nur wenig mitbekommen. Die Sonderausstellung im Naturmuseum Thurgau in Frauenfeld lüftet nun die Geheimnisse des vertrauten und doch rätselhaften Tieres. Darin erfährt man manch Neues und Unbekanntes über die Lieblinge, mit denen man den Lebensraum teilt.
Die Liaison begann vor 11 000 Jahren
Katzen haben vor rund 11 000 Jahren zum Menschen gefunden, und verschonten diesen – ohne jeglichen Zwang – vor Mäuseplagen. Im Gegenzug bot ihnen der Zweibeiner Fürsorge und Schutz vor Feinden. Nach jüngsten, wissenschaftlichen Erkenntnissen begann die Domestizierung der Tiere im alten Eurasien und in Afrika. Bauern, Seeleute – unter ihnen die Wikinger – brachten die Büsis nach Europa.
Erst vor einem knappen halben Jahrhundert zogen die Katzen von der Scheune in die Stuben um – und machten damit den Schritt vom Nutz- zum Haustier. Ihr Wesen haben sie beibehalten: Bis heute haben sich viele Katzen die Verhaltensweisen ihrer wilden Ahnen bewahrt. Gemäss Schätzungen killen sie jährlich 10 Millionen Mäuse, 3 Millionen Schmetterlinge und 1,8 Millionen Vögel – was sie unter Naturschützern in Verruf gebracht hat. Katzen-Kritiker möchten vor allem die wildlebenden Tiere ins Visier nehmen. Denn auch davon gibt es jede Menge. Die Tierschutzorganisation Network for Animal Protection (NetAP) schätzt den Bestand auf rund 300 000 Tiere.
Die Eigenständigkeit der Katzen lässt dem Menschen viel Raum für allerlei Deutungen: Sie sollen magisch, überheblich, göttlich oder dämonisch sein. Biologen erklären das Wesen der Katze zwar komplett anders, aber nicht minder spannend: Sie beschreiben sie als geschickte Jägerinnen mit leistungsfähigen Sinnen, mit ureigenen Verhaltensweisen und Fähigkeiten, die ihnen ein Leben in unterschiedlichsten Lebensräumen ermöglichen – auch ohne Zuwendung des Menschen.
«Das Meisterwerk der Natur»
Der berühmte Universalgelehrte Leonardo da Vinci (1452–1519) betitelte die Hauskatze gar als «Meisterwerk der Natur». Dass er damit nicht völlig falsch lag, erschliesst sich spätestens nach dem Besuch der Ausstellung im Naturmuseum Thurgau. Die Schau ist eine Koproduktion der Naturmuseen Thurgau und Olten. Sie stellt Herkunft, Biologie, Lebensweise und Verhalten der Hauskatze ins Zentrum: Was haben Hauskatzen mit Löwen zu tun? Woher stammen sie und warum fanden Mensch und Hauskatze zusammen? Wie nehmen Hauskatzen ihre Umwelt wahr – und landen sie wirklich aus grösster Höhe immer unverletzt auf ihren vier Pfoten?
Die Ausstellung beantwortet fast alle wichtigen Fragen zum eigensinnigen Haustier – mit Präparaten, Modellen, Film- und Tonstationen. Parallel zur Schau haben die Verantwortlichen ein reichhaltiges Rahmen- und Vermittlungsprogramm zusammengestellt. Auch das nicht immer konfliktfreie Zusammenleben von Hauskatzen und Menschen kommt zur Sprache. Ein Experte klärt auf, wie wir Stubentiger artgerecht halten.
«Die Katze. Unser wildes Haustier» ist bis 27. Oktober 2019 im Naturmuseum Thurgau in Frauenfeld zu sehen. Mehr Infos: www.naturmuseum.tg.ch
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