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«Wuthering heights» von Kate Bush Songs und ihre Geschichten

Sie gilt als prägende Individualistin des Pop und Vorbild von Musikerinnen wie Björk, Tori Amos, Sheryl Crow oder Alison Goldfrapp. Bis heute geht Kate Bush kompromisslos ihren eigenen Weg, offen für Experimente und immer auf der Suche nach den innovativsten Aufnahmetechniken.

https://www.youtube.com/watch?v=BW3gKKiTvjs

Von Urs Musfeld

Ihre Konzertauftritte sind rar. Seit den 1990er-Jahren veröffentlicht sie nur noch sporadisch Alben. Die 61-jährige Sängerin und Songschreiberin war eine der ersten erfolgreichen Produzentinnen, die sich in der männlich dominierten Musikwelt als selbstständig agierende Künstlerin etablierte. 

Kate Bush, aufgewachsen in der Nähe von London, stammt aus einer künstlerisch interessierten Familie. Der Vater spielte Klavier, die Mutter verschrieb sich dem traditionellen irischen Volkstanz. Der eine Bruder baute Instrumente, der andere verfasste Gedichte und fotografierte.

Selbstbestimmte Künstlerin

Schon mit acht Jahren schrieb Kate ihre ersten Lieder, mit 15 umfasste ihr Repertoire bereits über hundert Songs. Gerade mal 19, hatte sie 1978 ihren ersten Hit. Gegen den Rat ihrer Plattenfirma und ihres Mentors David Gilmour von Pink Floyd bestand sie auf «Wuthering heights» als Debüt-Single – ein guter Entscheid: die Single machte Kate Bush zur ersten Frau, die es mit einer Eigenkomposition auf Platz eins der britischen Charts schaffte und Bushs Status als selbstbestimmte Künstlerin ankündigte.

Als sie mitten in der Blütezeit von Punk und Disco auftauchte, war das wie ein Schock. Sex Pistols-Sänger Johnny Rotten, der zu ihren Bewunderern zählt, sagte später in einem Interview: «Sie musste anfangs durch dieselbe Scheisse wie wir: ‚Oh, das ist kein Gesang‘ (…) Ihre Stimme war extrem herausfordernd, fast hysterisch, so hoch, aber absolut faszinierend.»

Stilvorbild Emily Brontë

Eine in Sopranhöhe angelegte Feen-Stimme zu Klavier und Streicher sowie eine sphärische Mischung aus diversen Musikstilen, die kaum einzuordnen war. Bushs Interpretation, wildromantisch und modern zugleich, schlägt eine Brücke zwischen der flammenden Gefühlswelt der Emily Brontë und der schrillen, bunten Rockszene der späten 1970er- Jahre.

Inspiriert von Emily Brontës einzigem Roman «Wuthering Heights» (1847), zu deutsch «Sturmhöhe» (die Geschichte der unerfüllten Liebe zwischen Cathy und Heathcliff), nimmt der Songtext Bezug auf eine Szene aus der Anfangssequenz: die tote Cathy findet keinen Frieden im Grab, sie klopft in stürmischer Nacht ans Fenster, begehrt Einlass in Wuthering Heights, will Erlösung durch ihren Geliebten, will ihn zu sich ins Jenseits holen – erst der Tod scheint die beiden Seelenverwandten zu vereinen:

«Heathcliff, it’s me. I’m CathyI’ve come home. I’m so cold. Let me in through your window. »

Niemand, der «Wuthering heights» von Kate Bush einmal gehört hat, wird das Lied je wieder vergessen, ebenso wenig das ikonische Video: Kate Bush vollführt hier – in ein knallrotes Kleid gehüllt, rote Nelken im langen Haar – eine Performance, die klassische Ballettfiguren, expressionistische Tanzformen und Pantomime verbindet. Und das alles in einer diffus an die Yorkshire Moors erinnernden Landschaft, in der der gleichnamige Roman spielt.

Kate Bush-Fans feiern das «Most Wuthering Heights Day Ever» in Australien.

2013 zum ersten Mal in Melbourne, seit 2016 weltweit in über 20 Städten, treffen sich Kate Bush-Fans jeweils im Juli zum «Most Wuthering Heights Day Ever», um in öffentlichen Parks die Choreographie aus dem Musikvideo von 1978 nachzutanzen. Dresscode: wallende rote Kleider, farblich passende Strumpfhosen, schwarze Gürtel und grosse rote Blumen im Haar.

Urs Musfeld alias MUSI

Portrait von Urs Musfeld

Urs Musfeld © Claudia Herzog

Urs Musfeld alias MUSI, Jahrgang 1952, war während 39 Jahren Musikredaktor bei Schweizer Radio SRF (DRS 2, DRS 3, DRS Virus und SRF 3) und dabei hauptsächlich für die Sendung «Sounds!» verantwortlich. Seine Neugier für Musik ausserhalb des Mainstreams ist auch nach Beendigung der Radio-Laufbahn nicht nur Beruf, sondern Berufung.  Auf seiner Website «MUSI-C» gibt’s wöchentlich Musik entdecken ohne Scheuklappen zu entdecken: https://www.musi-c.ch/

 

Beitrag vom 22.09.2019
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