Zeitsprünge mit Maja Riniker
Was ist, was war, was wird? Nationalratspräsidentin Maja Riniker über schlechte Laune, Sonnenlicht und ihren Beitrag für die Gesellschaft.
Text und Foto: Jessica Prinz
Was ist fester Bestandteil Ihres Alltags?
Zwei Kaffees nach dem Aufstehen und das Zeitunglesen.
Was beschäftigt Sie gerade?
Meine Agenda. Und die Frage: Wie schaffe ich es im Präsidialjahr, meine Auslandreisen, all die Einladungen, meine Familie, genügend Erholungszeit und die wichtigste Aufgabe – den Rat und das Ratsbüro zu leiten – in einem vernünftigen Einklang zu halten.
Wie verdienten Sie Ihr erstes Geld?
Mit viel Leim. Mein Gotti besass eine Fabrik, in der Schmucktruckli, Pokale und andere schöne Dinge hergestellt wurden. Dort roch es nach Leim, Leder, Holz, und es gab edle Samtstoffe zum Anfassen. Ich liebte es, im «Leimbad» herumzustochern, sobald es erkaltet war.
Wer waren Sie und sind es nicht mehr?
Ein unbekümmertes und furchtloses Meitli. Eine optimistische und glückliche Frau bin ich noch immer, aber leider ertappe ich mich ab und an dabei, die absolute Zuversicht für das Leben in der heutigen Welt zu hinterfragen.
Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich gern sagen?
Frag deine (Ur-)Grosseltern über ihre Vergangenheit aus, über das Jetzt und ihre Wünsche. Und schreib es auf.
Was würden Sie sagen, können Sie besonders gut?
Organisieren.
Was besonders schlecht?
Den Handstand.
Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Herausforderung der Menschheit?
Trotz des Strebens nach Selbsterfüllung das grosse Ganze und das Engagement für das «Wir» nicht zu vergessen.
Was tun Sie gegen schlechte Laune?
Das kommt auf den Auslöser an. Ausdiskutieren, vergeben, totschweigen, kübeln oder entsorgen, anzeigen, das Telefon nicht mehr abnehmen oder auch einfach darüber schlafen: Häufig sieht die Lage am Folgetag nicht mehr so negativ aus.
Wovon können Sie nicht genug bekommen?
Sonnenlicht.
Worauf hoffen Sie?
Dass ich auch in zehn, zwanzig Jahren noch gesund bin.
Worauf wetten Sie?
Ab und zu wette ich mit Bekannten über den Ausgang bevorstehender Abstimmungen. Ein Nachtessen muss jeweils drinliegen – zumal eine Niederlage im wahrsten Sinne des Wortes verdaut und besprochen werden muss.
Was möchten Sie noch werden?
Ich bin. Aber ich möchte im Alter spontaner, unverplanter und noch viel neugieriger werden.
Was könnten wir vermehrt von älteren Menschen lernen? Jeden neuen Tag als Geschenk anzunehmen und die Dinge nicht zu hektisch anzugehen.
Was ist der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
Als ich im Private Banking arbeitete, fragte mich mein Vater – ein Architekt und kritischer Geist –, welchen Mehrwert ich bei der Bank schaffen würde. Seither frage ich mich abends nach einem intensiven Arbeitstag immer mal wieder, was heute mein Mehrwert und Beitrag für die Gesellschaft gewesen ist.
Was kommt nach dem Tod?
Da hoffe ich auf nichts. Wirken muss ich hier, im Jetzt.
Maja Riniker
wurde zur Nationalratspräsidentin 2025 gewählt. Damit ist die FDP-Politikerin in diesem Jahr die höchste Schweizerin. In ihrer politischen Laufbahn beschäftigt sich die 46-Jährige mit Sicherheitspolitik sowie gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragestellungen. Maja Riniker wurde 1978 in Aarau geboren und lebt mit ihrem Ehemann und den drei Kindern in Suhr.
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