Was ist, was war, was wird? Regula Mühlemann, Schweizer Opernsängerin, erzählt vom Umgang mit Stress, dem weltbesten Risotto und der Bedeutung von Erinnerungen.
Text und Fotos: Jessica Prinz
Was wollten Sie als Kind werden? Ich dachte immer, ich wollte Kindergärtnerin oder Floristin werden … Kürzlich zeigte mir aber eine Kindheitsfreundin ihr damaliges Freundebuch. In der 1. Klasse schrieb ich: Sängerin!
Wie möchten Sie noch werden? Entspannter.
Was hätten Sie gerne in der Schule gelernt? Aktuell beschäftigen mich Dinge, mit denen man früher konfrontiert werden sollte: Gewalt, Rassismus, Misogynie. Es sollte ein Schulfach geben, in dem man lernt, wie man sich in gewissen Situationen verhalten soll. Und eines, in dem man die nützlichen Dinge des Lebens lernt: Steuererklärung, Vorsorge…
Wen würden Sie gerne einmal kennenlernen? Roger Federer. Als Sportler musste er ein ähnliches Leben führen wie ich als Musikerin. Könnte ich jemanden wählen, der bereits tot ist: Mozart. Ich würde so gerne erfahren, wie er als Mensch so war. Ich glaube, wir hätten ein echtes Gaudi!
Was macht Sie zu einem guten Menschen? Ich habe einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der mich bei Ungerechtigkeiten wild werden lässt. Ich habe Zivilcourage, den Mut, Dinge anzusprechen, die sich niemand anzusprechen traut, und somit schon oft Leuten geholfen. Auch mir selbst.
Mit welcher Botschaft hätten Sie gerne mehr Sichtbarkeit? Dass klassische Musik wirklich etwas für alle ist. Geht mal in die Oper!
Welche Erfindung würde die Welt verbessern? Eine Kriegsmaschinen-Vernichtungsmaschine.
Was könnten wir vermehrt von älteren Menschen lernen? Ältere Menschen sprechen kaum von beruflichen Erfolgen, sondern über Beziehungen. Das sollte uns schon zu Lebzeiten bewusst sein…
Prägen Sie eher Ihre Erinnerungen oder Ihre Erwartungen? Beides. Ich weiss beruflich schon, was ich bis Ende 2027 tun werde. Da hat man gewisse Erwartungen. Erinnerungen sind genauso wichtig – dadurch weiss man, was im Leben wichtig ist. Schlussendlich prägen uns doch Dinge, die wir erlebt und für die wir uns entschieden haben.
Was essen Sie, wenn Sie von einer langen Reise nach Hause kommen? Den weltbesten Risotto, von meinem Mann zubereitet. Und Käse zum Frühstück.
Worüber würden Sie gerne mal ausgedehnt nachdenken? Was macht künstliche Intelligenz mit unserer Gesellschaft, mit uns Menschen? Wohin wird sie führen?
Was haben Sie kürzlich über das Leben gelernt? Dass Stress nicht gut für uns Menschen ist. Ich dachte immer, dass ich – wohl beruflich trainiert – besonders gut darin bin, mit Stress umzugehen, und war fast stolz darauf. Bis ich kürzlich erfuhr, dass es, nur weil man es kann, nicht unbedingt gut für einen ist. Nun versuche ich bewusst, mehr Gelassenheit in mein Tun zu bringen.
Was kommt nach dem Tod? Meine Schwester – sie hat das Downsyndrom – sagt, dass alle Menschen zu Sternen werden. Daran möchte ich glauben. Jedenfalls, um die Präsenz ihrer Seelen nach dem Tod noch zu spüren.
Regula Mühlemann
ist eine der herausragendsten Schweizer Opernsängerinnen. Ihre persönliche Sternstunde erlebte die 39-jährige Luzernerin, als sie die Bellezza in Händels Oratorium «Il trionfo del tempo» bei den Salzburger Festspielen singen durfte. Vom 6. bis zum 17. Februar steht sie gemeinsam mit dem Kammerorchester Basel auf diversen Schweizer Bühnen und begeistert das Publikum mit Belcanto von Rossini bis Bellini.
Neben den Print-Ausgaben der Zeitlupe erhalten Sie Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten von zeitlupe.ch, können sich alle Magazin-Artikel mit Hördateien vorlesen lassen und erhalten Zugang zur Online-Community «Treffpunkt».
Um diese Website optimal bereitzustellen, verwenden wir Cookies.
Mit der Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Erfahren Sie mehr in der
Datenschutzerklärung.