Genialer Meister – geniale Künstlerinnen
Auch 500 Jahre nach seinem Tod ist der Name Leonardo da Vinci ein Begriff. Und sein Schaffen beispiellos, wie eine neue Ausstellung in Zürich zeigt. Unbekannte Frauen und ihre Werke rückt dafür das Kunstmuseum Basel ins Rampenlicht.
Text: Marco Hirt
Mit «Mona Lisa» hat er das berühmteste und meistbesuchte Gemälde der Welt geschaffen. Das Meisterwerk von Leonardo da Vinci hängt hinter dickem Panzerglas im Pariser Louvre, wo es von bis zu 25’000 Besuchenden täglich bewundert wird. Doch der Künstler hat nebst «La Gioconda» (Die Heitere), wie das Ölgemälde im Original heisst, weitaus mehr hervorgebracht. Dies zeigt die Ausstellung «Uomo Universale» in der Lichthalle Maag in Zürich – umgesetzt auf immersive Weise. Diese lässt den Zuschauenden vollumfänglich in eine virtuelle Inszenierung eintauchen, Bilder werden in riesigen Formaten an die Wände projiziert, animiert und durch Toneffekte ergänzt. Zuletzt waren auf diese Art mit grossem Erfolg u.a. die Ausstellungen «Viva Frida Kahlo» und «Klimts Kuss» zu sehen.
Maler, Wissenschaftler, Erfinder
Auf eine Reise durch das Leben von Leonardo da Vinci mit seinen Schöpfungen und Erfindungen lädt nun «Uomo Universale» ein. Leonardo, im Dorf Vinci nahe Florenz 1452 geboren, war der Erste, der als universeller bzw. aussergewöhnlicher Mensch betitelt wurde. Und mit einer Vielseitigkeit brillierte wie kein anderer Künstler zur Zeit der Renaissance: So war er nicht nur Maler, sondern auch visionärer Wissenschaftler, Ingenieur und Erfinder. Umfassende Einblicke in das Werk des Genies – 1519 mit 67 Jahren verstorben – ist nun dank «Uomo Universale» möglich, der faszinierenden Verschmelzung von Kunst und Technologie.
Arbeit im Verborgenen
Keinen weltberühmten Namen haben hingegen diejenigen, die im Mittelpunkt der aktuellen Ausstellung im Kunstmuseum Basel sind. «Geniale Frauen» widmet sich europäischen Künstlerinnen zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert und beleuchtet diese Zeit aus einem neuen Blickwinkel. Es gab welche, die sehr erfolgreich waren – wie Marietta Robusti, La Tintoretta genannt. Genau: Sie war die Tochter des italienischen Malers Tintoretto, die von ihm gefördert wurde. Manche heirateten in Künstlerhaushalte ein und durften dort ihr Talent ausleben. Oder gehörten einer höheren Gesellschaftsschicht an wie die Italienerin Sofonisba Anguissola, die sogar zur Hofmalerin des spanischen Königshauses berufen wurde.
Andere hatten weniger Glück: Sie arbeiteten in den Kunstwerkstätten ihrer Familien, und ihre Leistung blieb oft im Verborgenen. Auch drei Schweizerinnen – Anna Waser, Anna Barbara Abesch und Angelika Kauffmann – gehören zu den 18 Künstlerinnen, deren Arbeiten zudem in Kontext mit Bildern von Weggefährten gebracht werden.
Rund 100 Werke sind in der Ausstellung zu sehen, welche Porträt, Historienmalerie, Stillleben, Zeichnung und Grafik der Renaissance, des Barocks und des Klassizismus vereint. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Bucerius Kunst Forum Hamburg, wo sie zuvor Station machte, und vereint Leihgaben u.a. aus den Uffizien in Florenz, dem Rijksmuseum in Amsterdam und der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden.
- «Leonardo da Vinci» ist bis voraussichtlich 20. Oktober 2024 in der Lichthalle Maag in Zürich zu sehen. Infos/Tickets: davinci-ausstellung.ch
- «Geniale Frauen – Künstlerinnen und ihre Weggefährten» im Kunstmuseum Basel kann noch bis zum 30. Juni 2024 besucht werden. Infos/Tickets: kunstmuseumbasel.ch