Zum 50. Todestag von Gertrud Kurz
Die Schweizerische Post würdigt die Friedensaktivistin und «Flüchtlingsmutter» Gertrud Kurz mit einer Sondermarke.
Getrud Kurz, geboren 1890 in Lutzenberg AI, bezeichnete sich selbst stets als «einfache Hausfrau». Als Mitglied der internationalen Friedensbewegung der «Kreuzritter» kämpfte sie während des Zweiten Weltkriegs für eine humanere Flüchtlingspolitik der Schweiz, da das Asylwesen trotz der Kenntnis der Behörden vom Massenmord an Jüdinnen und Juden verschärft worden war.
In ihrem Haus in Bern empfing die dreifache Mutter Obdachlose und Flüchtende, erteilte telefonisch Auskunft und kümmerte sich um alle, für die sich kein Hilfswerk zuständig fühlte. Schliesslich gründete sie ihr privates Hilfswerk, die «Kreuzritter Flüchtlingshilfe». Dabei leistete sie materielle Hilfe, intervenierte bei Behörden und betrieb Öffentlichkeitsarbeit, indem sie Artikel über die Situation der Geflüchteten verfasste.
Motiviert von christlicher Nächstenliebe, wollte sie als «Flüchtlingsmutter» für die notleidenden Menschen einen Ort der Liebe und Geborgenheit schaffen. Dafür war sie fast Tag und Nacht erreichbar und im Einsatz. Ihre dankbaren Schützlinge wie auch die Behörden, bei denen sie hohes Ansehen genoss, nannten sie «Mutter Kurz».
Obwohl sie selbst nicht einmal stimmberechtigt war, erhielt die in Bern lebende Appenzellerin dank ihrer Hartnäckigkeit Gehör bei Bundesrat Eduard von Steiger und erreichte, dass die Landesgrenze wenigstens teilweise geöffnet blieb. Auf dem Höhepunkt des Krieges wies die Schweiz laut Bergier-Bericht rund 24’000 Flüchtlinge ab.
Für ihr unermüdliches Engagement erhielt Gertrud Kurz 1958 als erste Frau die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Zürich. Der Bundesrat schlug sie für den Friedensnobelpeis vor. Nachdem die Eidgenössische Münzstätte 1992 eine Gedenkmünze zu ihrer Ehrung herausgegeben hatte, folgt nun die Post mit einer Sondermarke anlässlich ihres 50. Todestages 1972.
Die seit dem 8. September 2022 erhältliche Marke zeigt in der Mitte das Porträt von Gertrud Kurz. Umgeben wird es von geflüchteten Menschen sowie der Grenzwache. Im unteren Teil ist ein Obdachloser zu sehen, stellvertretend für all die verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die bei Gertrud Kurz Hilfe fanden.
Gertrud Kurz setzte sich bis zu ihrem Tod für geflüchtete Menschen in der Schweiz ein und rettete mit ihren Interventionen zahlreiche Leben. Die «Kreuzritter» Bewegung nannte sich später in Christlicher Friedensdienst um und besteht bis heute. Ihr Engagement lebt ebenso in der Stiftung Gertrud Kurz weiter. Diese unterstützt Projekte, welche die Teilhabe und Anerkennung von Personen fördern, die aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt sind.