«Wenn Berge rutschen»
… dann geraten auch Gewissheiten ins Wanken. Die neue Ausstellung im Alpinen Museum in Bern geht mit Fokus auf den Kanton Glarus der Frage nach, was die Veränderungen in den Bergen für uns alle bedeuten und wie Bergbevölkerung und Flachländer:innen damit umgehen.
Der Klimawandel verändert die Alpen – sichtbar und spürbar: Felsstürze, schwindende Gletscher, Murgänge und Schneemangel. Diese Entwicklungen im alpinen Raum haben weitreichende Konsequenzen für das Leben der Menschen in den Bergen. Aber sie gehen längst nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner der Berggebiete etwas an.
Die neue Ausstellung «Wenn Berge rutschen» im ALPS Alpinen Museum in Bern richtet den Blick auf den Kanton Glarus und zeigt, wie der Klimawandel nicht nur Landschaften, sondern ganze Lebenswelten verändert. In 16 Hörtexten im Raum «Biwak» lässt sie einen Schafbauern, eine SAC-Hüttenwartin, einen Tourismusexperten und weitere Glarner:innen zu Wort kommen, die aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Veränderungen blicken. Die Geschichten schaffen Nähe zum Wandel in den Bergen und zeichnen ein vielschichtiges Bild der Gegenwart: Es geht um Verlust, Unsicherheit und Anpassung, aber auch um Wünsche, Hoffnungen und neue Wege.
Um Erfahrungen also, die weit über das Lokale hinausgehen. Denn spätestens seit dem Bergsturz von Blatten, der sich mitten in den Vorbereitungen zur Ausstellung ereignete, ist klar: Das Thema geht uns alle an. Neben viel Mitgefühl wuchs auch in mittelländischen und städtischen Gebieten das Bewusstsein dafür, wie es ist, mit den ganz konkreten Folgen des Klimawandels zu leben.
Auf Glarus liegt der Fokus wegen seiner Vorgeschichte. Die beiden historischen Ereignisse des Bergsturzes von Elm und der Rutschungen am Kilchenstock wurden von den beiden Autoren Franz Hohler in «Die Steinflut» und Emil Zopfi in «Kilchenstock. Der Bergsturz in den Köpfen» literarisch verarbeitet. Diese Werke über den Umgang mit Naturgefahren geben dem Erzählen, Zweifeln, Widersprechen und Hoffen eine sprachliche Form und sind heute mitten in der Klimadebatte erschreckend aktuell. Die Hörstücke, die aus Gesprächen im ganzen Kanton entwickelt wurden, sowie das zur Ausstellung gehörende Veranstaltungsprogramm wollen zum gemeinsamen Nachdenken und Austauschen einladen.
«Wenn Berge rutschen. Glarner:innen reden über den Wandel»: Die Ausstellung des Sito-Kollektivs Zürich-Glarus im Raum «Biwak» des ALPS Alpinen Museums in Bern dauert vom 18. Oktober 2025 bis zum 19. April 2026.
Veranstaltungen
Wenn das Wasser kommt
Dienstag, 4. November 2025, 18 bis 19 Uhr
Hansruedi Hösli lebt in Brienz BE und musste im August 2024 wegen Hochwassers sein Haus verlassen. Wie fühlt es sich an, wenn das Zuhause zur Gefahrenzone wird? Gemeinsam mit Jana Hess, Leiterin des Hochwasserschutzprojektes, sprechen sie über Unsicherheit, Zusammenhalt und den Blick nach vorn.
Eintritt CHF 10.– (inkl. Ausstellungseintritt in den Raum Biwak)
Creative Writing: Berge erzählen
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 17.30 bis 20.30 Uhr
Berge rutschen, Dörfer, Wege und Gewissheiten geraten in Bewegung: Was passiert da gerade? Begleitet von der Autorin Renata Burckhardt werden eigene Erlebnisse und Gedanken in Geschichten verwandelt.
Eintritt CHF 20.– (inkl. Ausstellungseintritt in den Raum Biwak). Bitte eigenen Laptop oder Schreibgerät mitbringen.
Wenn ein Dorf verschüttet wird.
Dienstag, 3. März 2026, 18 bis 19 Uhr
Werner Bellwald dokumentierte über Jahrzehnte mit seinem Museum in Ried bei Blatten den Alltag und Wandel des Lötschentals. Der Bergsturz fegte das Museum in Sekunden weg. Wir sprechen mit ihm über Verlust und darüber, wie Kultur beim Neuanfang im Tal helfen kann.
Eintritt CHF 10.– (inkl. Ausstellungseintritt in den Raum Biwak)
Wenn sich «Z’Berg ga» verändert
Donnerstag, 26. März 2026, 18.30 bis 20 Uhr
Bergsport 2050: Die Gletscher schmelzen, Permafrost taut auf, Massenbewegungen nehmen zu. An einem gemeinsamen Abend mit dem SAC fragen wir, wie sich Alpinismus mit fortschreitendem Klimawandel anpassen und neu erfinden muss.
Eintritt CHF 10.–