© Claudia Herzog

Brennnessel: die Multivitamin-Tablette

Diese Heilpflanze gibts fast überall frei Haus. Ihre jungen Blätter zu Tee, Salat oder Smoothie verarbeitet, wirken stärkend und eignen sich bestens für den körperlichen Frühlingsputz.

Von Claudia Herzog

Wir haben Angst, sie zu berühren, und im Garten wird sie meist bekämpft, dabei ist die Brennnessel für unsere Gesundheit ein Geschenk der Natur. Es lohnt sich also jetzt auf die Pirsch zu gehen – Brennnesseltee muss wirklich niemand kaufen. Ein aufmerksamer Blick nach rechts und links genügt; diese bewährte Heilpflanze findet sich nämlich fast überall, in grossen Stauden am Wegrand, auf Wiesen, an Mauern oder sogar auf Bauschutt. Denn sobald der Bauer oder die Gartenbesitzerin die Brennnessel abgemäht oder abgeschnitten hat, wächst sie wieder nach. Gedeiht sich doch auf gedüngtem oder gar übergedüngtem Boden besonders gut.

Die jungen Blätter und die oberen Triebspitzen der Brennnessel können von März bis Oktober geerntet werden. Und ein Tee aus diesen frischen Blättern ist schnell gemacht: Ein Esslöffel voll mit dem fein geschnittenen Grün wird mit einer Tasse kochendem Wasser übergossen, zehn Minuten stehengelassen und danach abgeseiht. Der Tee duftet nach Frühling und liefert dem Körper neue Energie.  «Brennnessel regt Niere und Blase harntreibend an, damit diese Organe gut arbeiten und sich entgiften können. Deshalb sagt man auch Brennnessel sei ein Universal-Reiniger», erklärt dazu die Naturheilpraktikerin Chrischta Ganz.

Die mehrjährige Brennnessel (Urtica dioica) wird bis zu 1,5 Meter hoch, hat spitz zulaufende Blätter mit gezahnten Rändern. © Claudia Herzog

Eine Portion geballte Naturkraft

Die Brennnessel ist ausserdem reich an Kalium, Phosphor, Silizium, Magnesium und ganz besonders Kalzium sowie Eisen. Zudem enthält sie sehr viel Vitamin C sowie reichlich Vitamin A und E, Eiweiss, pflanzliche Hormone und Enzyme. Auch die Samen sind sehr gehaltvoll. Sie enthalten 30 Prozent fette Li­nolsäure, Vitamin E, Schleimstoffe sowie Karotinoide. «Ab dem Spätsommer sammeln Sie am besten die Samen der Brennnessel und trocknen sie. Diese getrockneten Samen wirken wie eine natürliche Multivitamin-Tablette.  Entweder Sie streuen sich die Samen übers Essen oder sie nehmen ein bis zweimal täglich einen Teelöffel der Samen und zerkauen sie im Mund», rät die Naturheilpraktikerin.

Die junge Brennnessel enthält besonders viel Eisen. Die rohen, gehackten Triebe können in einem Salat oder als Zugabe in einem Smoothie genossen werden. Passen aber auch zu Kräuterbutter oder als Brotbelag. Fein schmeckt die Brennnessel auch in einer Omelette. Dazu etwas Rapsöl in der Pfanne erhitzen, die mit einer Schere geschnittenen Brennnesseln leicht andünsten und erst dann den Teig darüber giessen.

Getrocknete Samen wirken wie eine natürliche Multivitamin-Tablette © Claudia Herzog

Die Widerspenstige richtig zähmen

Brennende Schmerzen und juckende Pusteln – die zufällige Bekanntschaft mit Brennnesseln endet meist sehr unangenehm. Wie wie wird sie also richtig geerntet? Für Anfängerinnen und Anfänger empfiehlt es sich, Gartenhandschuhe zu tragen oder die Blätter und Stängel gleich in eine Schüssel fallen zu lassen, nachdem man sie mit einer Schere vorsichtig abgeschnitten hat. Ein hohes enges Gefäss ist sinnvoll, wenn man die Blätter gleich darin mit einer Haushaltsschere fein zerschneiden möchte. Nach einem kurzen, heissen Wasserbad oder einer kräftigen, warmen Dusche ver­lieren die Nesselhaare ihre brennende Wirkung.

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Beitrag vom 22.04.2020
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