Stufen oder Treppenlift
Regelmässig erreichen uns Geschichten, Texte und Zuschriften unserer Leserinnen und Leser. Diese teilen wir gerne mit Ihnen. Heute: Leserin Aegidia Knill (87) aus Buchs ZH könnte ohne Treppenlift ihr geliebtes Haus nicht mehr bewohnen. Eine Hommage.
Ich sitze im Sprechzimmer des Narkosearztes, um noch einige Fragen zu beantworten für meine bevorstehende Operation. Da sind Fragen zu Grösse, Gewicht, früher durchgemachten Krankheiten usw.
Irgendwann kommt diese Frage: Wie viele Stufen können Sie hochsteigen ohne Anstrengung? Ich stutze ein wenig und antworte dann mit einem Lachen. Keine. Doch nicht wegen meiner Puste, sondern wegen meiner nicht mehr vorhandenen Achillessehnen. Der Arzt schaut mich etwas verwundert an und meint: Ach so. Und der Fragenkatalog geht weiter.
Gibt es Erbkrankheiten in der Familie? Hatten Sie in letzter Zeit ein OP mit Narkose? Rauchen Sie? Trinken Sie Alkohol? Konsumieren Sie irgendwelche Drogen? Halt so die üblichen Fragen. Zum Schluss muss ich meine Unterschrift geben, dass ich seine Fragen wahrheitsgetreu beantwortet habe, und meiner bevorstehenden Operation steht nichts mehr im Wege.
Auf der Heimfahrt im Auto stolpern meine Gedanken nochmals über den Satz «Wie viele Stufen können Sie hochsteigen?» Ich steige doch keine Stufen hoch. Ich steige die Treppe hoch, oder aber ich gehe die Stiege hinauf. Das Wort Stufen brauche ich in einem ganz andern Zusammenhang. Es sind bei mir die Unterstufe, die Mittelstufe, die Oberstufe in der Schule, dann kenne ich die Lohnstufen, die Altersstufen und ganz viele im Haushalt bei Geräten wie Backofen, Herd, Mixer, Staubsauger usw.
Inzwischen sind wir zu Hause angekommen, und ich stehe vor unserer Treppe. Wie viele Stufen können Sie hochgehen? Vor mir steht unser Treppenlift. Während ich die Treppe hinauf schaue, mache ich es mir ganz bequem, und ruhig, sicher ohne Anstrengung geht’s einen Stock höher. Natürlich zähle ich während der Fahrt die einzelnen Treppenabsätze oder halt die Stufen. Oben angekommen, sind es dreizehn Treppenabsätze. Das ist ja eine Glückszahl!
Beim Aussteigen erst wird mir bewusst, welch grosse Hilfe für mich dieser Treppenlift ist. Total zufrieden steige ich aus und sage so halblaut: Danke, Treppenlift!
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