Aufgepasst bei der Partnerinnenwahl…
Regelmässig erreichen uns Geschichten, Texte und Zuschriften unserer Leserinnen und Leser. Diese wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Heute: Ein Gedicht aus dem Fundus der Mutter von Käthi Krüger aus Erlach BE.
Beim Räumen fand unsere Leserin Texte und Gedichte, die ihre Mutter aufbewahrt hatte: Lina Spycher-Mathys (1909 – 2006), gebürtige Burgdorferin, wohnhaft gewesen in Köniz. Lustig und wahrhaftig antiquiert ist folgender Ausschnitt aus der «Bunten Ecke» der «Neuen Bündner Zeitung» – Verfasser/in und Erscheinungsjahr unbekannt:
Mädchen, geboren im …
Vor alter Zeit war es im Prättigau üblich, dass die Burschen zur richtigen Wahl ihrer Zukünftigen den Heiratskalender zu Rate zogen, der hin und wieder auch das Richtige getroffen haben soll. Die «Neue Bündner Zeitung» entnimmt einem derartigen Kalender was folgt:
Die Mädchen, geboren im Januar,
Sie haben ein Seelchen, wie’s Bächlein so klar,
Ihr Herz auf dem plappernden Zünglein schwebt,
Und alles an ihnen stets lebet und webt.
Die Mädchen, geboren im Februar,
Sie trotzen mit Kühnheit der Not und Gefahr,
Sie tragen die Lasten des Lebens so leicht,
Und manches der Jungfrau von Orleans gleicht.
Die Mädchen, geboren im Monat März,
Sie treiben mit männlichen Herzen nur Scherz,
Doch wer sie versteht und richtig sie nimmt,
Fürwahr, der ein köstliches Kleinod gewinnt.
Die Mädchen, geboren im Monat April,
Sind launisch und herrisch und schweigen nie still,
Drum, wer solche ein Mädchen zur Gattin sich nimmt,
Wohl unter dem harten Pantoffel sich krümmt.
Die Mädchen, geboren im Monat Mai,
Sind heiteren Mutes, von Sorgen frei,
Sie lieben nicht stürmisch doch innig und wahr
Und kränzen mit Blumen de Eh’standsaltar.
Die Mädchen, geboren im Monat Juni,
Verschmähen das Kosen nicht abends, nicht früh,
Verlieben sich täglich wohl ein- bis zweimal
Und fühlen wohl selten des Liebenden Qual.
Die Mädchen, geboren im Julimonat,
Sie werden der Liebe und Arbeit leicht satt,
Und seufzen zum Monde, verstehen sich nicht,
Umdüstern mit Schwermut ihr holdes Gesicht.
Die Mädchen, geboren im Monat August,
Sind gern ihrer Reize sich stets bewusst,
Vertändeln am Spiegel viel goldene Zeit
Und blicken auf schönere Schwestern voll Neid.
Die Mädchen, die Monat September beschert,
Bekümmern sich fleissig im Haus und Herd,
Sie wissen in Küche und Keller Bescheid,
Drum glücklich der Mann, der solch Mädchen sich freit.
Die Mädchen, geboren im Oktobermond,
Sind nur an geräuschvolles Leben gewohnt,
Sie lieben Konzerte, Theater und Ball,
Man sieht sie, wo sichs’s gut lebt überall.
Die Mädchen, die der November uns gibt,
Sind würdig der Liebe und werden geliebt,
Denn frei ist ihr Köpfchen und heiter ihr Herz,
Ihr Seelchen stets lustig, geeignet zum Scherz.
Die Mädchen, die der Dezember uns bringt,
Sind immer von düsterer Schwermut umringt,
Sie sehen Gespenster bei Tag und bei Nacht
Und weinen da, wo man sonst jubelt und lacht.

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