Mit Schirm, Charme und Kalkül
In Bill Condons Thriller «The Good Liar» spielt Ian McKellen einen Betrüger, dem Helen Mirren auf den Leim geht.
Er ist so sympathisch. Die Witzchen entwaffnend. Stets hat Roy Courtnay (Ian McKellen) die richtigen Worte bereit. Das ist auch wichtig, denn das Vertrauen zu gewinnen, gehört zu seinem Job als Betrüger. Skrupellos nimmt er geldgierige Möchtegern-Investoren aus und schreckt auch nicht davor zurück, aufmüpfige Widersacher mit Gewalt aus dem Weg zu räumen.
Von dieser dunklen Seite ist nichts zu erkennen, wenn Roy die schwerreiche Witwe Betty McLeish (Helen Mirren) bezirzt. Er gaukelt ihr einen gebrechlichen Charmeur vor, der ihre Samariterinstinkte anspricht. Schon wenige Tage nach dem ersten Rendez-vous, das via Internet aufgegleist wurde, zieht Roy bei Betty ein. Sie findet es eine Zumutung, dass der alte Mann die vielen Treppen zu seiner Wohnung hochgehen muss, wenn er doch am Stock geht und Schmerzen hat. Diesen stellt er aber gleich in die Ecke sobald Betty ausser Sichtweite ist und geht festen Schrittes die Strassen entlang.
Einzig Bettys Enkel Stephen (Russell Tovey) geht das alles zu schnell. Er wittert, dass etwas faul ist und fordert Roy immer wieder heraus. Als dann noch der schlüpfrige Vincent (Jim Carter), ein Finanzexperte und Freund von Roy auftaucht und ein dubioses Investitionsgeschäft einfädeln will, schlägt Stephen Alarm, doch Betty mag nichts von seinen Konspirationstheorien hören …
Regisseur Bill Condon hat den Bestseller-Roman von Nicholas Searle, der bei uns unter dem Namen «Das alte Böse» erschienen ist, mit zwei Stars der britischen Schauspielergarde verfilmt. «The Good Liar» ist denn auch ein Zwei-Personen-Stück mit Ian McKellen und Helen Mirren geworden. Ihnen zuzuschauen ist wie immer eine grosse Freude, auch wenn der Film etwas mehr Tempo hätte gut vertragen können. Doch das getragene Tempo verleiht auch eine eigenwillige Spannung, wenn Roy sein Opfer wie eine Spinne umgarnt, langsam und gemächlich.
«The Good Liar – Das Alte Böse», im Kino.
Sie besitzen noch kein Abonnement der Zeitlupe?
Abonnieren Sie die Zeitlupe und lesen Sie alle unsere Artikel auch online.
Ich möchte die Zeitlupe abonnieren