Misten, heuen, spinnen

Arbeitende Kinder im 19. und 20. Jahrhundert in der Zentralschweiz sind das Thema der aktuellen Ausstellung im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz.

Sie hüteten das Vieh, misteten den Stall aus, halfen beim Heuen, klöppelten oder spannen. Mädchen und Buben mussten schon immer mitanpacken, wurden früh in den Arbeitsprozess integriert und leisteten oft einen unentbehrlichen Beitrag für das finanzielle Überleben ihrer Familie.

Die neue Ausstellung «Arbeitende Kinder» im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz widmet sich einem bisher wenig beachteten Thema der Schweizer Geschichte. Sie geht der Frage nach, wie Kinder im 19. Und 20. Jahrhundert mit ihrer Arbeit zum Familieneinkommen beitrugen und wie gesetzliche Massnahmen sowie das Schulobligatorium ausbeuterische Arbeitsformen einzuschränken begannen.


Bauernmädchen Cäcilia Schmidig, Fotografiert von Leonard von Matt um 1942, Platten Bisisthal
Bauernmädchen Cäcilia Schmidig, Fotografiert von Leonard von Matt um 1942, Platten Bisisthal. Copyright: © Leonard von Matt / Fotostiftung Schweiz
Wohl Färberei einer Seidenzwirnerei, um 1890–1936, Rudolf Zinggeler-Danioth, in einer Fabrik seines Vaters, Kilchberg
Wohl Färberei einer Seidenzwirnerei, um 1890–1936, Rudolf Zinggeler-Danioth, in einer Fabrik seines Vaters, Kilchberg. Copyright: © Schweizerisches Nationalmuseum

Die Ausstellung zeigt auch, wie verschieden die Tätigkeiten waren, welche Kinder verrichteten: In Rothenthurm halfen sie im Winter beim Eisabbau, in Gersau arbeiteten sie in der Seidenfabrik, in Einsiedeln kolorierten sie Heiligenbilder. Sie arbeiteten als «Lädelibueb» oder «Streicherkind», waren in der Stickerei gefragt und beim Torfstechen. Im Fokus stehen die damaligen Verhältnisse in der Zentralschweiz.

Mit der Einführung des obligatorischen Schulunterrichts 1873 und dem Eidgenössischen Fabrikgesetz 1877 verbesserte sich die Situation der Kinder. Schulbildung war nun ein Grundrecht und Kinderarbeit unter 14 Jahren verboten. Doch in den ärmeren und abgelegenen Regionen waren Kinder weiterhin als Arbeitskräfte vonnöten oder wurden in die Fremde geschickt wie die Schwabenkinder aus Graubünden oder die Tessiner «Spazzacamini», die in Italien Kamine putzten. Auf solche Schicksale geht die Ausstellung ebenso ein wie auf die heutige Situation im In- und Ausland. Am Schluss können die Museumsgäste ihre eigenen Erlebnisse oder die ihrer Eltern oder Grosseltern erzählen und festhalten.

«Arbeitende Kinder im 19. und 20. Jahrhundert»: Die Ausstellung ist noch bis am 27. Oktober 2024 im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz zu sehen.

Öffentliche Führungen und Familienführungen finden regelmässig an Samstagen und Sonntagen statt. Führungen für Seniorinnen und Senioren am 17. April, 19. Juni, 18. September und 16. Oktober, jeweils am Mittwoch von 14 bis 15 Uhr. Virtuelle Führung am Sonntag, 12. Mai, 17 bis 17:45 Uhr.

Beitrag vom 02.04.2024

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