Die Ortsvertreterinnen und Ortsvertreter von Pro Senectute kümmern sich um das Wohl der älteren Bevölkerung in ihren Gemeinden. Vom Lismi-Nachmittag über die Fasnacht bis zum Mittagstisch: Vreni Ulmann organisiert und koordiniert in Oberegg AI Anlässe und Angebote. Im Porträt erzählt sie von ihrem Engagement.
Text: Annegret Honegger
Es gibt in Oberegg eine Post, eine Bank, eine Bäckerei, eine Metzgerei, eine Käserei, einen Volg – und es gibt Vreni Ulmann. Seit sieben Jahren ist die 54-jährige Bäuerin hier «Ortsvertreterin» von Pro Senectute Appenzell Innerrhoden. Bei ihr laufen die Fäden zusammen: Sie organisiert den Lisminachmittag, den Seniorenausflug, den Fasnachtssamstag und den Spielnachmittag. Sie half das Seniorensingen zu gründen und koordiniert die Herbstsammlung von Tür zu Tür sowie den Mahlzeitendienst, der auch die entlegensten Häuser bedient. Und dieses Jahr singt sie 23 Mal «Happy Birthday»: Zum Geburtstag überbringt Vreni Ulmann für Pro Senectute allen ab und über neunzig Jahren ein Paket mit Gratulationskarte, Appenzeller Biberli und Alpenbitter.
30 Kühe, 2000 Legehennen und 100000 Ideen
Oberegg gehört, obwohl umgeben von Ausserrhoder und St. Galler Gemeinden, zu Appenzell Innerrhoden. Doch die Hauptstadt ist weit entfernt, gut dreissig Minuten mit dem Auto und «mit dem ÖV eine Katastrophe». Ungefähr ein Drittel der 1900 Einwohnerinnen und Einwohner seien über sechzig, schätzt Vreni Ulmann. Sie kennt sie alle: «Hoi Hans», «grüezi Regula», «hoi Martha» grüsst sie alle paar Meter. Weil sie alle kennt, greift sie oft noch am Vorabend einer Veranstaltung zum Telefon, wenn sie vermutet, dass jemand vielleicht doch dabei sein möchte, etwa auf der «Blueschtfahrt» ins nahe Deutschland.
Die Ortsvertreterin weiss, wer gerne mehr unter die Leute käme, wer froh ist, wenn sie ab und zu vorbeischaut auf einen Kaffee. «Die Menschen freuen sich, wenn wir etwas für sie organisieren, und machen bei unseren Angeboten gerne mit.» Sie selbst ist im Altersheim aufgewachsen, das ihre Eltern führten: «Ich war schon als Kind gern mit älteren Menschen zusammen und schätze die Gespräche mit ihnen.» Viele lebten im Alter allein in ihren Häusern, weil es am schönsten und am günstigsten sei, erzählt Vreni Ulmann. Zu merken, ob jemand langsam in die Einsamkeit, eine Demenz oder in die Armut abgleite, und rechtzeitig für Unterstützung zu sorgen – dieses «Gschpüri» sei wichtig bei ihrer Tätigkeit. «Wenige fragen von selbst nach Hilfe.»
Die Aufgaben als Ortsvertreterin und die Zusammenarbeit mit Pro Senectute schätzt Vreni Ulmann als Abwechslung zum Alltag auf dem Familienhof mit dreissig Kühen und 2000 Legehennen. Die Familie sei es auch, die ihr die Energie gebe für ihre Freiwilligentätigkeit: «Ich habe grosse Freude an meinem Amt. Und viele tolle Frauen und Männer, die mich dabei unterstützen.» Daheim nehmen ihr die Töchter manchmal die leidige Computerarbeit ab, wenn die Mutter dafür ihre Kleider bügelt. Und seit der Junior im Betrieb angestellt sei, habe sie mehr Kapazität – und Ideen genug: «Man könnte noch viel mehr machen: mehr Besuche, einen Sommer-Anlass, einen Line-Dance-Kurs …»
Vreni Ulmann hofft, dass sie noch lange gesund bleibt, um sich für die älteren Menschen in und um Oberegg zu engagieren. Und dass es, wenn sie selbst einmal alt ist, jüngere Freiwillige gibt, die diese Aufgaben übernehmen.
Pro Senectute Appenzell Innerrhoden
Die Ortsvertreterinnen und Ortsvertreter sind freiwillige Mitarbeitende von Pro Senectute in den Gemeinden. Für einzelne Tätigkeiten erhalten sie eine Spesenentschädigung. Informationen und weitere Angebote von Pro Senectute im Kanton Appenzell Innerrhoden: Telefon 071 788 10 20, Mail info@ai.prosenectute.ch, www.ai.prosenectute.ch
Die Adresse von Pro Senectute in Ihrer Nähe finden Sie unter www.prosenectute.ch
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