© Ute Schendel

«Selbstfürsorge lautet das Gebot»

Von der Wissenschaft vergessen, von der feministischen Bewegung übersehen: Trotz ihrer grossen Zahl führen Witwen in unserer Gesellschaft ein Schattendasein. Cornelia Kazis holt sie ans Licht. 

Kann man sich auf das Leben als Witwe überhaupt vorbereiten?
Auf diesen unglaublichen seelischen Schmerz kann man sich nicht vorbereiten. Man kann sich aber rechtzeitig um eine gesicherte Zukunft kümmern, damit zur grossen Trauer nicht auch noch finanzielle Sorgen kommen. Es lohnt sich, die Frage zu stellen: «Könnte ich das Leben, so wie wir es jetzt zu zweit führen, auch allein weiterleben?» Sonst kann zum Verlust des Lieblingsmenschen noch der Verlust der Wohnung und damit der gewohnten Umgebung kommen. Konkubinatspaaren empfehle ich einen Vorsorgeauftrag und eine testamentarische Verfügung, Frauen ökonomische Unabhängigkeit. Ich weiss, niemand denkt gerne an eine solche Situation …

Wenn sie dann doch eintrifft: Welche Persönlichkeitsmerkmale helfen, sie durchzustehen?
Die Forschung redet von resilienten Persönlichkeiten, von Menschen mit einer inneren Widerstandskraft. Das sind in der Regel extrovertierte und kontaktfreudige Männer und Frauen, die vertrauensvoll in der Welt stehen und sie auch in schwierigen Zeiten nicht als Feindin erleben. Sie können über ihre Gefühle sprechen und sich in der Not Hilfe holen. Auch die Familie kann in dieser Zeit eine wichtige Kraftquelle sein: Es ist tröstlich, wenn man das Leben in seinen Kindern und Enkeln weitergehen sieht.

Das Thema interessiert Sie?

Werden Sie Abonnent/in der Zeitlupe.

Neben den Print-Ausgaben der Zeitlupe erhalten Sie Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten von zeitlupe.ch, können sich alle Magazin-Artikel mit Hördateien vorlesen lassen und erhalten Zugang zur Online-Community «Treffpunkt».

Zeitlupe abonnieren oder