Ob bei Sonnenschein, Regen oder Nebel: Wer regelmässig zu Fuss unterwegs ist, tut seinem Kopf langfristig viel Gutes.
Egal wie das Wetter ist, ich starte den Tag mit einem Spaziergang an der frischen Luft, weil ich weiss, wie wohltuend er für meinen Kopf ist. Ich gehe, und mein Denken wird klarer. Ich komme zur Ruhe und gleichzeitig auf neue Gedanken. Was für mich selbstverständlich ist, ergibt auch aus neurowissenschaftlicher Sicht Sinn.
Sofortige Stressentlastung
Forschende des Max-Planck-Instituts konnten nachweisen, dass bereits ein einstündiger Spaziergang in der Natur die Aktivität der Amygdala senkt. Die Amygdala ist ein Hirnareal, das für Angst und Stress zuständig ist. Während Stadt-Spaziergänge diesen Effekt nicht zeigten, sorgte der Aufenthalt im Grünen für messbare Entspannung und mehr emotionale Balance. Die Natur beruhigt also das Gehirn. Nicht nur subjektiv, sondern auch auf neuronaler Ebene.
Mehr graue Substanz
Darüber hinaus wurde beobachtet, dass regelmässige Aufenthalte im Freien die Struktur des Gehirns verändern. Besonders der präfrontale Cortex, der zuständig ist für das Planen, Entscheiden und die Impulskontrolle, profitiert sichtbar. Seine graue Substanz nahm bei den Probanden der Studie zu. Interessant dabei: Die positiven Effekte zeigten sich unabhängig von Wetter, Lichtverhältnissen oder körperlicher Belastung. Allein, dass man draussen in Bewegung ist, zählt.
Weniger zwanghaftes Grübeln
US-amerikanische Studien zeigten ausserdem, dass sich bei Menschen nach einem 90-minütigen Spaziergang im Grünen die Aktivität in Hirnregionen reduzierte, die mit zwanghaftem Nachdenken in Verbindung stehen. Gleichzeitig verbesserte sich die Konzentrationsfähigkeit. Selbst kurze Naturaufenthalte steigern nachweislich die Arbeitsgedächtnisleistung um durchschnittlich rund 20 Prozent.
Bewegung setzt überdies selbst beim Spazieren neurotrophe Wachstumsfaktoren frei, welche die Plastizität des Gehirns fördern. Das bedeutet: Lernen wird leichter, das Gedächtnis stabiler, die Stimmung besser.
Risikofreier Schutzfaktor
Wer täglich 20 bis 30 Minuten zu Fuss unterwegs ist, aktiviert die geistige Flexibilität und schützt sich langfristig vor kognitivem Abbau. Besonders wirkungsvoll sind Waldspaziergänge: Die dort vorkommenden ätherischen Pflanzenstoffe, sogenannte Phytonzide, wirken immunstärkend und stressmindernd.
Spazieren und Staunen
Wann und wo gehen Sie am liebsten spazieren? Tun Sie es bei jedem Wetter und wechseln Sie immer mal wieder die Route. Ein Park, ein Bach, ein Stück Waldweg, sie alle wirken wie ein biologisches Antidepressivum für unser Gehirn.
Und noch ein Tipp: Staunen Sie während des Spazierens über die kleinen und grossen Dinge. So erleben Sie noch mehr und fühlen sich nach dem Spaziergang zufriedener und erholter. Meine Lieblingsübung dabei ist diese: Ich bleibe kurz stehen, schaue etwas Schönes an, und sage bewusst und bewundernd «Wow». Dann gehe ich weiter. Probieren Sie es aus. Es macht Spass!![]()
Ratgeber Gehirn