Reisen wie die Könige
Unternehmen Sie mit der Zeitlupe eine eindrückliche Reise in ein Land, in dem die Zeit still zu stehen scheint: Auf einer Nil-Schifffahrt lernen Sie die Schätze und Schönheiten Ägyptens kennen.
Die Faszination beginnt schon bevor man den sandigen Boden Ägyptens unter den Füssen spürt. Und zwar beim Flug über das weite Nichts. Wüste – so weit das Auge reicht. Und mitten durch die gleichförmige Dürre, die etwa 97% des Landes bedeckt, führt der Nil: Lebensader des nordafrikanischen Landes und längster Fluss der Welt. Der Strom, der allein im Land der Pharaonen über 1600 Kilometer lang ist, hat die karge Landschaft über Jahrtausende geprägt. Für die Ägypterinnen und Ägypter war der Nil aber immer weit mehr als nur Wasser, er war auch eine Quelle der Inspiration. Die alten Pharaonen, die von 3000 v. Chr. bis 395 n. Chr. herrschten, verehrten den Fluss als heiligen Ort und errichteten unzählige Tempel und Monumente entlang seines Ufers, von denen viele bis heute verborgen unter dem Sand liegen.
Eine Schifffahrt auf dem Nil ist eine Reise durch die Zeit. Von Luxor bis Assuan führt der Fluss durch das Zentrum des alten Ägypten und bietet Einblicke in die reiche Kultur und Geschichte des Landes. Bei der Unterkunft bleibt man aber glücklicherweise in der Moderne. Die vielen Schiffe, die ihre Passagiere flussaufwärts bis nach Assuan führen, bieten alle Annehmlichkeiten, die man von einem guten Hotel erwartet.
So sind die Standard-Kabinen der MS Nile Style mit 20 m2 beispielsweise geräumig und elegant eingerichtet. In der lauschigen Bar oder auf dem Sonnendeck kann man sich sorglos treiben lassen und den Ausblick auf die Berge geniessen, die sich majestätisch am Horizont erheben und einen fast kitschi gen Hintergrund für die Tempelruinen bieten. Und im Restaurant wird den Gästen auch mal die ägyptische Küche nähergebracht: Würziges Poulet-Schawarma oder feine Falafelbällchen aus Kichererbsen oder Bohnen – und zum Schluss gibts Basbousa, ein mit Sirup getränkter Griesskuchen. Aber Vorsicht: halten Sie dabei nicht an den Gewohnheiten von zu Hause fest. Denn unser Körper ist die vorherrschende Hitze nicht gewohnt und so können zu kalte Getränke oder zu üppiges Essen schnell Montezumas Rache provozieren. Auch dann wissen die stets zuvorkommenden Mitarbeitenden, was hilft: arabischer Kaffee – ohne Zucker, mit Zitrone.
Es mag sonderbar erscheinen, dass sich das konstante Hupen in Ägypten nicht nur auf den Strassenverkehr beschränkt, sondern auch auf dem Nil zu hören ist. Erfährt man aber, dass die Kapitäne der Nil-Flussschiffe aus derselben Region stammen und nur einer Handvoll verschiedener Familien angehören, verwundert es nicht – schliesslich gehören der Cousin oder der Onkel gegrüsst. Das Wissen über den Fluss und dessen heimtückische Strömungen wird von Generation zu Generation weitergegeben. Entsprechend stolz sitzen die Kapitäne auf ihrem «Thron» und regieren über Gefährt und Wasser. Man sagt, sie könnten die Schiffe sogar blind steuern.
Zielsicher beginnt so die Reise in Luxor, der antiken Stadt am Ostufer des Nils – die allein schon eine Reise wert ist. Seinen Namen erhielt Luxor vom Arabischen Al-Uqsur, was so viel bedeutet wie «die Stadt der Paläste». Sie ist für ihre zahlreichen Tempel und Monumente bekannt. Am Westufer des Flusses, dort, wo die Sonne untergeht, finden die mumifizierten Leichname der einstigen Herrscher im Tal der Könige ihre letzte Ruhe. In der Nähe thront vor einer eindrücklichen Felswand der Tempel der Hatschepsut, die einst eine der wenigen Königinnen Ägyptens war. Sie konnte die Macht nur deshalb übernehmen, weil verbreitet wurde, ihre Mutter sei von einem Gott geschwängert worden. Zu den bedeutendsten Tempeln in Luxor gehört der Karnak-Tempel – der grösste Tempelkomplex des nordafrikanischen Landes. Er gilt als monumentales Meisterwerk der alten ägyptischen Architektur und wurde über mehrere Jahrhunderte hinweg von verschiedenen Pharaonen errichtet.
Weiter führt die Fahrt entlang üppiger Oasen nach Edfu. Beim Tempel des Gottes Horus – einem der Hauptgötter der frühen Mythologie – handelt es sich um einen der am besten erhaltenen Tempel im ganzen Land. Er ist ein beeindruckendes Beispiel für die architektonische Brillanz der alten Ägypter. Und wer nach Kom Ombo und dessen Doppeltempel (erbaut zu Ehren des Krokodilgottes Sobek und des Gottes Horus) noch mehr über historische Bauwerke und Mythologie erfahren möchte, auf den warten am Zielort Assuan noch einmal ganz besondere Highlights. Unter anderem erfährt man am Beispiel des unvollendeten Obelisken, wie vor Tausenden von Jahren derart grosse Brocken so exakt gefertigt wurden. Er wäre mit einer Länge von 42 Metern und einem Gewicht von über tausend Tonnen der grösste Obelisk aus einem Stück gewesen – hätte er nicht während der Herstellung einen Riss erlitten. Die Arbeit am Obelisken wurde deshalb nie vollständig abgeschlossen und er blieb liegen.
Das Wissen um die raffinierten Techniken der alten Ägypter rundet das Bild ab und hinterlässt das Gefühl, einiges gelernt zu haben – und doch noch fast nichts zu wissen. Ein guter Grund, um wiederzukommen.