Leserreise Mallorca – Insel mit vielen Gesichtern
Ein Spaziergang durch Olivenhaine, Chopin-Musik im ehemaligen Kartäuserkloster oder eine Fahrt mit dem historischen Zug durch die Tramuntana-Berge: Die Zeitlupe-Leserreise auf Mallorca verspricht exklusive Höhepunkte.
Text: Usch Vollenwyder
Rafael Pons Martinez erwartet die Gäste in der Auffahrt zu seiner Finca «Son Alzines» im Tramuntana-Gebirge und führt sie auf einen Spaziergang durch seine Olivenhaine: Auf 350 Hektar kargem Boden wachsen rund tausend Olivenbäume – er kenne sie mehr oder weniger alle, sagt der 63-Jährige. Viele haben eine mächtige Krone aus silbergrauen Blättern und einen knorrigen Stamm. Zwischen den Bäumen und den Trockenmauern weiden Mutterschafe mit ihren Lämmern.
Auf wilden, mindestens 75 Jahre alten Bäumen tragen aufgepfropfte Zweige grüne Früchte, die in der letzten Oktoberwoche geerntet und kalt gepresst werden. In guten Jahren gebe es gegen zweitausend, in schlechten rund dreihundert Liter des edlen Olivenöls «Mallorquina», erzählt Rafael. Im Garten seiner Finca – mit Aussicht auf die umliegenden Hügel und Bergketten – dürfen die Gäste das Olivenöl degustieren: «… ausgewogen würzig und bitter, mit einem leichten Aroma nach Walnuss und Rucola» müsse es sein, sagt der Fachmann.
Zum Mittagessen werden typische mallorquinische Spezialitäten aufge- tragen: Rohschinken vom schwarzen Schwein, Käse aus Menorca, dazu die heimische Variante von Pizza – ein Teigfladen namens «Coca Mallorquina», dessen Belag ohne Käse auskommt. Rafael schenkt Wein aus der Region ein. Bereits die Römer und später die Mauren pflanzten in der sanften Hügellandschaft der Inselmitte Reben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Reblaus eingeschleppt, der Weinbau brach zusammen. Die Winzer mussten sich nach einer neuen Einnahmequelle umsehen. Mandelbaumplantagen entstanden – über sieben Millionen Bäume sollen es inzwischen sein. Reiseleiterin und Übersetzerin Nela zeigt Fotos von der Mandelblüte im Februar: Dann erstreckt sich ein weiss-rosa Blumenmeer über die Landschaft.
Nela ist gebürtige Holländerin. Der Liebe wegen ist sie vor vierzig Jahren auf Mallorca geblieben. Die dreifache Grossmutter weiss alles über ihre Wahlheimat und begleitet auch die ZeitlupeGruppe auf die Ausflüge: zum gemeinsamen Paella-Kochen auf die Finca des deutschen Geschwisterpaars Lena und Gabriel, in die Markthallen von Mallorcas Hauptstadt Palma oder auf der Altstadtbesichtigung zum Königspalast und der Kathedrale, an deren Altarraum auch Antoni Gaudí mitgewirkt hat. Von Palma aus fährt zudem der historische Zug quer durch die Tramuntana-Berge ins Tal der Zitrusfrüchte nach Sóller im Nordwesten der Insel.
Könige, Kloster und Kultur
Die Berggipfel der Tramuntana ziehen sich bis über 1400 Meter hoch. Im weissen Kalkgestein wachsen Aleppokiefern und Steineichen, verwilderte Öl- und Johannisbrotbäume. Mit seinen Trockenmauern und Terrassenfeldern gehört die Serra de Tramuntana seit 2011 zum Unesco-Weltkulturerbe. Sie gilt zudem als attraktives Wandergebiet und ihre Küstenstrasse am westlichen Berghang, der steil ins Meer abfällt, ist bekannt für die spektakuläre Aussicht.
In der Serra de Tramuntana liegt auch Valldemossa, ein Dorf mit engen Pflastergassen zwischen den Natursteinhäusern, mit Blumenschmuck vor den Hauseingängen und einem Kachelbild zu Ehren der Inselheiligen Santa Catalina an fast jedem Haus. Touristischer Anziehungspunkt ist das Kloster Sa Cartoixa: Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde es als Königspalast gebaut und schon wenige Jahrzehnte später dem Kartäuserorden übergeben. Nach der Kirchenenteignung 1835 nutzte es der Staat als Residenz für Besucher, heute ist es Museum und Kulturzentrum.
Im Winter 1838/39 lebte und arbeitete in einem dieser Räume ein ungleiches Liebespaar: der kränkelnde Komponist Frédéric Chopin und die selbstbewusste französische Schriftstellerin George Sand. Ihr Roman «Ein Winter auf Mallorca» ist im dazugehörigen Touristenshop in fast jeder Sprache zu kaufen. Im Musikzimmer des alten Palastes spielt mehrmals am Tag ein einheimischer Pianist bekannte Chopin Melodien: Dann erfüllen mächtige Klavierklänge den historischen Raum.
Übernachtet wird im Hotel Hesperia Villamil in Paguera, einem kleinen Städtchen rund eine halbe Autostunde westlich von Palma direkt am Strand gelegen. Der Hotelausgang führt auf den Boulevard mit seinen Einkaufsläden, Restaurants, Souvenirshops und Boutiquen. Zum Meer hin öffnet sich eine grüne Oase: Jedes Zimmer des Fünfsternehotels, das den Zeitlupe-Gästen zur Verfügung gestellt wird, hat einen Balkon. Von diesem fällt der Blick auf den üppigen Garten mit Pinien und Palmen, Hibiskus und Oleander. Man sieht das Meer zwischen den Bäumen schimmern und hört die Wellen rauschen. Liegestühle am Pool und am Strand sowie ein reichhaltiges Buffet laden nach den Aktivitäten des Tages zu Ruhe und Erholung ein.