© Visit Finland

Ganz schön wild Im hohen Norden Finnlands

Farbige Herbstwälder, sich windende Flüsse und spiegelglatte Seen – entdecken Sie Lappland in der schönsten Jahreszeit und lernen Sie die traditionsreiche Kultur der Samen kennen.

Text: Marc Bodmer

Einer Devise gilt es bei einer Reise in Lappland zu folgen: Augen auf – auch während der Busfahrt! Die Landschaft ist schlicht überwältigend schön, aber nicht auf eine gefällige Art, sondern wild und einladend zugleich.

Die Farben der Mischwälder erinnern an den legendären «Indian Summer» in den USA, doch hier im hohen Norden hat es weit weniger Touristen und Autos. Manchmal fährt man minutenlang an Birken und anderen Laubbäumen vorbei, deren Blätter sich rot, gelb und braun verfärben, ohne ein anderes Fahrzeug zu sehen. Dicht an dicht stehen sie, um dann plötzlich den Blick auf einen gewundenen Flusslauf freizugeben. Grossartig.

Herbstliche Landschaft in Inari, Lapland mit dunklen Wolken am Himmel.
© Inari-Saariselkä/ ivalotrek

Wem bei diesem Anblick das Herz höher schlägt, kann sich schon jetzt auf den Tag im Lemmenjoki-Nationalpark freuen, dessen unberührte Landschaft immer wieder die Blicke einfängt. Doch so weit ist es noch nicht. Zuerst machen Sie Bekanntschaft mit Rentieren. Es kann gut sein, dass Sie bereits auf der Fahrt einige erspäht haben. Aber auf der Farm nahe bei Kittilä lernen Sie die Zugtiere von Santa Claus› Schlitten richtig kennen. Der Züchter erklärt, dass es keine wilden Rentiere gibt. Selbst die nicht, die auf den Wiesen neben den Strassen äsen oder durch die Wälder streifen. Sie alle gehören den Samen, der indigenen Bevölkerung Lapplands. Ihnen ist es in erster Linie vorbehalten, Rentiere zu züchten, und dabei halten sie an tief verwurzelten Traditionen fest. So verfügen alle Samen über ein ganz persönliches Muster, das sie in die Ohren ihrer Nutztiere ritzen, um sie identifizieren zu können. Die Rentierzucht ist zentral für den Lebensunterhalt der Samen, denn nebst Fleisch und Leder liefert sie mit den Knochen und Geweihen Materialien für das Kunstgewerbe.

Ein Sami in Tracht streicheln ein Rentier.
© Visit Finland/ Mikko Ryhänen
Beim Beerensammeln im herbstlichen Finnland. Eine Hand voller Heidelbeeren.
© Visit Finland/ Mariia Kauppi

Welche Fertigkeit die Samen in den verschiedensten Kunstformen entwickelt haben, zeigt das Siida Sámi Museum im Städtchen Inari. Die Palette reicht von der detailreichen Gestaltung ihrer Tracht bis hin zu aufmüpfigem Rap in ihrer eigenen Sprache. Diese kennt übrigens keine Ländergrenzen. Lange bevor Skandinavien willkürlich in Finnland, Schweden und Norwegen unterteilt wurde (die Samen dürften um 12 000 v. Chr. aus Sibirien eingewandert sein), zog das Urvolk mit seinen Rentieren durch deren Wälder. So kommt es, dass sich die Samen aus dem hohen Norden und Russland untereinander verständigen können, während sich die Nationalsprachen stark unterscheiden. Welcher Region sie angehören, zeigt sich in ihrer jeweiligen Tracht, zu der der Zipfelhut der vier Winde zählen kann. 

Auch Heikki und sein Sohn Nils Heikki Paltto tragen auf der Fahrt auf dem Fluss Lemmenjoki die klassischen Kopfbedeckungen. Auf dem schnellen Boot – wie auch während des ganzen Aufenthalts im hohen Norden – wird wind- und wetterfeste Kleidung sehr empfohlen. Für Thermounterwäsche und eine Mütze sollte man sich nicht zu schade sein, denn der Fahrtwind, der einem auf den 17 Kilometern Richtung Lemmenjoki-Nationalpark um die Ohren pfeift, ist frisch. Wenn der Fluss wenig Wasser führt, gilt es, ein Stück dem Ufer entlang über Stock und Stein zu wandern. Wer also nicht so gut zu Fuss ist, sollte sich vor diesem wunderschönen Ausflug erkundigen, ob diese Passage befahrbar ist oder nicht. 

Himmlische Show

Am Ende der Flussfahrt warten die Ravada-Fälle. Wild tosend donnern die Wassermassen über die steinigen Kaskaden. Nach einer kurzen Wanderung empfangen Vater und Sohn Paltto die hungrigen Gäste. Auf dem Feuer kocht eine nahrhafte Rentier-Suppe. Zum Dessert wird der für Finnland obligate Kaffee serviert. Gemäss manchen Statistiken trinken die Finninnen und Finnen weltweit am meisten «Kahvi», wie er auch hier heisst. 

Nordlicht in Inari, Lapland
© Visit Finland/ PerttiTurunen

Ein Spektakel ohnegleichen sind die Nordlichter. September ist zwar früh in der Saison, aber mit etwas Glück präsentiert sich die himmlische Show in einer klaren Nacht. Das Phänomen sieht man am besten in einer möglichst lichtarmen Umgebung. Drei Tage vor der Anreise erhalten Reisende, die bei der Buchung ihre Telefonnummer angegeben haben, ein Begrüssungs-SMS des kostenlosen Nordlicht-Alarms von Kontiki-Reisen. Dann folgen während des Aufenthalts täglich um 16 Uhr Prognosen aufs Handy, die verraten, wie es sich mit der Aktivität und Sicht verhält. 

Neben dem Genuss von Rentierfleisch und vielleicht einem Nordlicht- Spektakel sollte man sich auch einen Saunabesuch nicht entgehen lassen, entfallen doch auf die rund fünf Millionen Finninnen und Finnen über zwei Millionen Saunen. Es empfiehlt sich, im Vorfeld einen Termin in der Schwitzkammer des Hotels zu reservieren. Und: auch wenn es in finnischen Saunen keine eigentlichen Verhaltensregeln gibt, etwas gilt es stets zu beachten: Für Männer und Frauen trennen sich die Wege, wenn es ums Schwitzen geht. 

Lesen Sie hier das detaillierte Reiseprogramm.

Beitrag vom 06.03.2023

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