© Jessica Prinz

Liebe kennt kein Alter

Schon so manches Mal wurde die Zeitlupe im vergangenen Jahrhundert zum Postillon d’amour. Sie bringt Menschen zusammen und lässt Herzen höherschlagen. So erging es auch Charlotte Knöpfli und Wilfried Schmidt, die über ein Inserat in der Zeitlupe zueinanderfanden.

Es war ein verregneter Sonntag vor fünf Jahren, als Charlotte Knöpfli den Entschluss fasste, ihrer Einsamkeit ein Ende zu setzen. Seit dem Tod ihres Mannes hatte sie schon so oft davon geträumt, wieder einmal zu verreisen. Allein erschien das der ehemaligen Verlagsautorin etwas trostlos. Als sie dann, zwischen Reiseberichten und Ferienbroschüren, in der Zeitlupe blätterte, blieb sie beim Inserateteil hängen. «Wieso eigentlich nicht?», fragte sich die heute 90-Jährige und griff kurzentschlossen zur Feder, um ein Inserat zu verfassen – das erste und einzige ihres Lebens. Kurz und bündig hiess es da: «Ältere, vitale und lebensfrohe Seniorin (Witwe) freut sich auf einen vielseitig interessierten Freund mit Kultur und Herzensbildung für gemeinsame spannende Reisen, Ferien, kulturelle Anlässe, Wanderungen und glückliches Beisammensein. Chiffre 12860.»

Ein passgenauer Beschrieb, der Wilfried Schmidt ins Herz traf. Er hatte seinerseits in der Zeitlupe per Inserat nach einer Haushälterin gesucht. Viel zu gross war das Haus, das er mit seiner verstorbenen Frau bewohnt hatte. Eine Putzhilfe fand er zwar nicht, doch Charlotte Knöpflis Inserat liess ihn innehalten. «Wieso eigentlich nicht auf eine Kontaktanzeige antworten?», lautete der erste Satz des Briefes, den der 86-Jährige an die St. Gallerin schrieb. Für ihn war es das erste Mal, dass er auf ein Inserat antwortete. Sein Brief überzeugte die Schriftstellerin – zudem war er auch orthografisch korrekt. Damit stach Schmidt aus den Zuschriften, die Knöpfli erreicht hatten, heraus: «Wenn einer Schreibfehler macht, kann er es sowieso gleich vergessen.»

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