Wenn der Vater mit dem Sohne zusammen arbeitet, sprühen oft die Funken. Nicht so im Garten Center Meier in Dürnten. Der Pakt zwischen den Generationen machte den Betrieb gross – und weit über die Grenzen des Zürcher Oberlandes hinaus bekannt.
Text: Roland Grüter
Das Garten Center ist beeindruckend. Es erstreckt sich über 20 000 Quadratmeter und gibt 200 Menschen Arbeit. Unter seinem riesigen Glasdach sind 1250 Staudensorten vereint, viele stammen aus der hauseigenen Gärtnerei. Jährlich besorgen sich hier über 400 000 Gartenfreunde neue Pflanzen – und tragen oft auch allerlei Tipps der Expertenmit nach Hause. Das Gartencenter in Dürnten ZH ist weitherum bekannt für seinen Service. Heuer feiert der Betriebsein 125-jähriges Bestehen.
Vierte Generation am Steuer
So stattlich das Unternehmen auch ist, es ist noch immer in fester Hand der Gründerfamilie. Mittlerweile steht dievierte Generation am Steuer. Erwin Meier senior (77) hat die vergangenen50 Jahre geprägt, Erwin Meier junior (46) soll die Zukunft richten. «In unserer Geschichte hatten wir immer wie-der Glück», sagt Meier senior. «Dazu zählt auch, dass sich immer wieder ei-ner aus unserer Reihe fürs Unternehmen begeistern liess.» Er schaut hinü-ber zu seinem Sohn. Dieser wollte ursprünglich Seefahrer werden, studierte dann aber doch Gartenbau. «Mein Vater hatte mich im Sack, als er mir er-klärte, dass Gärtner die ersten Weltenbummler der Geschichte waren.» Se-nior Meier nickt: «Ich stellte ihm in Aussicht, dass er regelmässig die Kofferpacken darf, um auf Erkundungsreisen zu gehen. Das ist wichtig, denn neue Ideen findet man nicht vor der Haustür.» Also stieg sein Filius 1992 ins Geschäft ein. Das Konzept des Garten Centers, das sie vor acht Jahren bezogen haben, brachte er aus Manchestermit nach Hause. Mittlerweile decken sieden gesamten grünen Bereich ab: von der Pflanzenproduktion über den Verkauf bis zur Gartenplanung.
Familienbetriebe sind der tragende Teil der Schweizer Wirtschaft. Sie ma-chen rund 88 aller Unternehmungen aus, beschäftigen 60 Prozent der Ar-beitskräfte und erwirtschaften zwei Drittel des Bruttoinlandproduktes. Wie neue Studien belegen, wirtschaften die meisten erstaunlich erfolgreich: 2018 wiesen rund 65 Prozent der Familienverbünde ein Wachstum aus, ein Fünftel davon im zweistelligen Bereich.Woher dieser Erfolg rührt? «Familienbetriebe haben zwar ein Bewusstsein für Traditionen und pflegen diese auch», sagt Vater Meier, «idealerweise sind sie aber auch offen für Veränderungen und Innovationen.»
Diese Formel klingt plausibel, birgt aber auch Zündstoff. Führt sie nicht zu einem Zusammenprall der Generationen? Erwin Meier junior lächelt milde. «Natürlich ist die Arbeit zwischen Alt und Jung nicht immer einfach», sagt er und schaut hinüber zu seinem Vater. «Wir haben uns aber recht gut gefunden – jeder hat seine Stärken und Schwächen, diese gilt es anzuerkennen.» Erwin Meier senior nickt: «Jeder hat seine feste Rolle. Ich und meine Tochter sind Zahlenmenschen, mein Sohn ist der Kreative. Wir ergänzen uns prima – und kommen uns selten in die Quere.»
Die beiden Chefs stehen täglich an der Beratungstheke – und delegieren die Unternehmensführung anderen Kolleginnen und Kollegen, darunter an Schwester Bettina Meier. Sie ist für die Finanzen und das Personal verantwortlich. «Wir führen unser Garten Center wie ein Hotel in Familienbesitz. Es ist wichtig, dass wir unserem Betrieb ein Gesichtgeben und die Fragen und Anliegen der Kundinnen und Kunden kennen.»
Das nächste grosse Ziel
In anderen Unternehmungen wirkt der Dienstältere oft als Bremser, der Jüngere als Turbo. Nicht so bei Meiers.«Das Tempo und die Leidenschaft, die mein Vater nach all den Jahren noch immer zeigt, ist beeindruckend. Nehme ich ihm etwas ab, packt er etwas anderes an.» – «Ich bin halt ein Macher, gehe Probleme am liebsten selber an. Und sehe es entsprechend ungerne, wenn es mein Sohn anders macht und all die Dinge delegiert.» – «Was durchaus Sinn macht, denn die vielen Anforderungen lassen sich nicht mehr von einer Person bewältigen.» Der Vater lacht: «Du hast ja recht. Ich will nicht so werden wie andere Silberrücken und die Jungen ständig belehren.» Seine Mutter sass noch 98-jährig im Büro und kontrollierte täg-lich alle Rechnungen, das soll seinem Sohn nicht passieren.
Ein grosses, gemeinsames Ziel peilen Vater und Sohn vor seinem Abgang noch an. Sie wollen ihr grünes Paradies weiter ausbauen, eine neue Erlebniswelt mit Restaurants schaffen. «Im Ausland sind solche Anlagen äusserst erfolgreich. In Grossbritannien erwirtschaften manche Garten Centers 60 Prozent ihres Umsatzes mit der Gastronomie.Das eröffnet auch uns zusätzliche Möglichkeiten.» Damit die fünfte Generation ebenfalls eine Zukunft hat.
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