Metzgete 1951

Der Störmetzger schlachtet Schweine für den Gasthof Hirschen in Lufingen ZH, den Albert Klötis Eltern mit zugehöriger Landwirtschaft führten.

Meine Eltern krampf­ten von frühmorgens im Stall und auf dem Feld bis zur Polizei­stunde spätabends in der Gaststube. Auch wir Kinder mussten mitarbeiten. So melkte ich vor der Schu­le jeweils zwei unserer Kühe oder putzte die Mostfässer, solange ich klein genug zum Hineinklettern war. Auf den Feldern zwischen den Pisten des nahen Zürcher Flughafens bauten wir Weizen und Kar­toffeln an.

Im Winter schlachtete Metzger Heiri Hiltebrand jeweils zwei oder drei unserer Schweine. Auf seiner Rückentrage brachte er Schussapparat, Messer, Säge und Schleifeisen mit. Die Tiere wurden im grossen Zuber gebrüht, dann zerlegt und zu Blut- und Leberwürsten, Kote­letts, Schinken, Speck und Schüblig ver­arbeitet. Auf dem Foto stehe ich ganz rechts vor meinem Vater, in der Mitte der Metz­ger. Heiri Hiltebrand war eine Kapazität und trank bei der Arbeit gern den einen oder anderen Römer Kalterer. Für uns Kinder war die Metzgete eine spannende Abwechslung.

Schwarzweissfoto einer Grossfamilie beim Metzgen um 1951
© zVg

Später besuchte ich auf Geheiss mei­nes Vaters die landwirtschaftliche Schule, das Lehrerseminar lag leider nicht drin. Nach der RS zog ich aus und absolvierte die Handelsschule in Zürich. Mit meinem hellgrünen VW Käfer kam ich weit herum, auch in meinen vierzig Jahren im Aussendienst als landwirtschaftlicher Berater.

Mit meiner grossen Familie – 5 Kin­der, 15 Enkel und bald 2 Urenkel – konnte ich letztes Jahr meinen achtzigsten Ge­burtstag feiern. Die Familie Klöti habe ich bis ins Jahr 1850 erkundet – Ahnenforschung und die Lufinger Geschichte gehören zu meinen Hobbys. Unser Bau­erndorf, wo früher jeder jeden kannte, ist heute kaum mehr wiederzuerkennen. Den Hirschen haben wir längst verpach­tet, aber ich sitze immer noch täglich beim Handwerker-Kafi am Stammtisch. ❋

Aufgezeichnet von Annegret Honegger

Beitrag vom 08.02.2021