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Glücklich zu Hause bleiben

Damit ältere Menschen möglichst lange zufrieden und gesund daheim leben können, sind drei Faktoren ausschlaggebend: ein soziales Netzwerk, Betreuungsangebote und ausreichende Finanzen. Das zeigt eine neue Studie im Auftrag von Pro Senectute Schweiz.

Der Corona-Lockdown hat es wieder ins Bewusstsein gerufen: Die Betreuung älterer Menschen in ihren eigenen vier Wänden wird wegen der demografischen Entwicklung zur grossen Herausforderung für unsere Gesellschaft. Die Anzahl der Personen, die Betreuung zu Hause benötigen, nimmt laufend zu. Die Nachfrage nach neuen Wohnformen wie betreutes Wohnen oder 24-Stunden-Betreuung daheim steigt ebenso. Derweil ist fraglich, ob der Löwenanteil an Betreuung weiterhin von Angehörigen, Freunden und Nachbarn erbracht werden kann. Der gesellschaftliche Wandel führt dazu, dass sich die steigende Betreuung auf immer weniger Schultern verteilt: Familien werden kleiner, wohnen oft weit verstreut, und viele bleiben kinderlos.

Bisher liegen kaum Daten über die Versorgungssituation von Seniorinnen und Senioren vor, die zu Hause leben. Eine neue Studie der ZHAW im Auftrag von Pro Senectute Schweiz geht von gut 660 000 Personen über 63 Jahren aus, die mindestens eine Betreuungsleistung benötigen. Die Kosten einer bedarfsgerechten Betreuung zu Hause belaufen sich laut Schätzungen auf schweizweit 4,2 bis 5,4 Milliarden Franken pro Jahr. Frappant: Den grössten Block an den Gesamtkosten fallen für Personen an, die zwar keine körperlichen Einschränkungen haben, jedoch einsam sind. Im Einzelfall verursachen sie vergleichsweise geringe Kosten, doch in der Summe stellen sie den grössten Kostentreiber dar.

Ein Finanzierungsproblem

Einsamkeit hat eine zentrale Ursache: fehlende soziale Kontakte. Sie sind entscheidend, damit ältere Menschen möglichst lange zufrieden daheim leben können. Wenn sie in ein gut funktionierendes soziales Umfeld eingebettet sind, müssen viele betreuungsbedürftige Seniorinnen und Senioren nicht oder erst spät ins Pflegeheim. Gemäss der Studie fehlt es vielen Angehörigen von betreuungsbedürftigen Personen an den nötigen Kapazitäten: Zwar würden sie gerne externe Betreuungsleistungen durch Freiwillige oder Erwerbstätige in Anspruch nehmen, die für Organisationen wie Pro Senectute arbeiten. Doch schrecken sie davor zurück, weil die Kosten für ambulante Betreuungsleistungen, die nicht durch die Krankenkasse abgedeckt sind, vollständig zulasten der Betroffenen gehen.

Dank gezielter finanzieller Unterstützung könnten diese Personen Dienstleistungen in Anspruch nehmen, um den Übertritt ins Pflegheim hinauszuzögern oder zu vermeiden. Das würde den Druck auf die Gesundheitskosten reduzieren. Denn die Schweiz wird zu einer Gesellschaft des langen Lebens – und es braucht Betreuung, damit ein glückliches Leben für alle auch im Alter gesichert werden kann. Pro Senectute wird sich auch mit Blick auf die demografische Herausforderung den Fragen der Finanzierung und richtigen Angebote annehmen und nötigenfalls auch auf politischer Ebene aktiv werden.

Weitere Informationen

Pro Senectute unterstützt ältere Menschen mit Betreuungsleistungen und greift auf ein grosses Netz von Freiwilligen zurück. Wollen Sie sich als Freiwillige engagieren oder unsere Unterstützung in Anspruch nehmen? Kontaktieren Sie die Pro-Senectute-Organisation in Ihrer Nähe: prosenectute.ch/de/ueber-uns/pro-senectute-vor-ort.html

Beitrag vom 13.10.2020
Sonya Kuchen

Leiterin Koordination und Fachsupport und Mitglied der Geschäftsleitung von Pro Senectute Schweiz