Ankers lesende Mädchen
Bildung für Frauen war ihm wichtig: Eine Ausstellung in Bern widmet sich Albert Ankers Bildern von lesenden Mädchen.
Für seine detailgetreuen, idealisierenden Darstellung ursprünglich-bäuerlichen Lebens wird er geliebt: Albert Anker. Rund 250 Ölgemälde hat er von Kindern geschaffen und zählt zu den bedeutendsten Malern von Kinderdarstellungen im 19. Jahrhundert. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit übernahm Albert Anker (1831-1910) auch öffentliche Ämter im Kanton Bern und in seiner Heimatgemeinde Ins. Besonders Bildungsfragen beschäftigten ihn und die Bildung junger Frauen lag ihm am Herzen.
Albert Anker setzte sich in seinen vielen Werken von Schulkindern mit Schiefertafel, Schreibheft, Stift und Schulbüchern mit den Lehren von Jean-Jacques Rousseau und Johann Heinrich Pestalozzi auseinander. Seine Bilder erzählen von einer Zeit, als Bildung für Landkinder noch keine Selbstverständlichkeit war und man Kinder als kleine Erwachsene ansah. Erst 1874 wurde der unentgeltliche Primarschulunterricht in der Schweizer Verfassung verankert und die neunjährige Schulpflicht obligatorisch.
Nachdem ihm sein Vater die Erlaubnis zum Abbruch des Theologie-Studiums erteilt hatte, liess sich Albert Anker in Paris zum Maler ausbilden. Von 1870 bis 1874 war er Mitglied des Grossen Rates des Kantons Bern und setzte sich dort für den Bau des Berner Kunstmuseums ein, das 1873 eröffnet wurde. Ab 1890 lebte er im Elternhaus in Ins.
Mit siebzig Jahre erlitt Albert Anker einen schweren Schlaganfall, der seine rechte Hand lähmte. Wegen seiner Behinderung konnte er nur noch schwer an grossen Ölbildern arbeiten, malte aber in einer für ihn angenehmen Arbeitsposition – auf einem Stuhl sitzend mit dem Bildträger auf seinen Knien – mehrere Hundert Aquarelle.
Mit der Ausstellung «Lesende Mädchen» erkennt das Kunstmuseum Bern in seinem Werk einen Beitrag zur Emanzipation der Schweizer Frauen. Der Ausstellungsschwerpunkt umfasst 13 Gemälde sowie 9 Zeichnungen und Aquarelle.
Albert Anker, «Lesende Mädchen», bis 21. Juli im Kunstmuseum Bern, kunstmuseumbern.ch
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