Im Aquarellkurs bei Pro Senectute Schaffhausen bringen die Teilnehmerinnen mit ihren Pinseln die Farbenpracht der vier Jahreszeiten zum Leuchten. Bald zwei Jahrzehnte malen die Gruppen und ihr Leiter zusammen. So entstehen nicht nur schöne Bilder, sondern auch Freundschaften und ein Zusammenhalt «fast wie in einer Familie».
Text: Annegret Honegger; Fotos: Markus Forte
Kräftig und bunt oder zart schimmernd sind die Bilder, die im Treppenhaus bei Pro Senectute in Schaffhausen hängen. Gemalt haben sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aquarellkurse. Jeweils am Donnerstagmorgen unterrichtet Jochen Singer abwechselnd zwei Gruppen – seit 17 Jahren.
17 Jahre schon? Die Kursteilnehmerinnen staunen selbst. Manche sind seit Anfang dabei, andere im Laufe der Jahre zur Gruppe gestossen. Sie alle vereint die Liebe zur Maltechnik mit den feinen Farben auf weissem Grund, die den Bildern ihre typische Tiefe, Strahl- und Leuchtkraft verleihen.
«Aquarellieren ist eine anspruchsvolle, oft unterschätzte Technik», erklärt Jochen Singer. Sie begeistert nicht nur Profis, sondern auch viele Hobby-Malerinnen und -Maler. «Aquarellieren ist einfach beglückend», schwärmt eine Teilnehmerin. Sitze man mit Blick auf eine schöne Landschaft vor dem Farbkasten, so sei dies Genuss pur.
In früheren Jahren seien sie oft mit dem Mal-Bus weggefahren, zum Beispiel ans Rheinufer, erzählt Jochen Singer. «Unterdessen sind wir zusammen älter geworden und bleiben lieber im Kursraum.» Die Jahreszeiten draussen kommen via Vorlage nach drinnen. Jochen Singer hat in dicken Ordnern Bilder zur Inspiration dabei, oder die Teilnehmerinnen bringen Fotos auf ihrem Smartphone mit.
Vom Mallehrer haben sie gelernt: Als Künstlerin und Künstler darf man die Wirklichkeit zur eigenen Komposition werden lassen. Man kann Farben verändern, Elemente hinzufügen oder weglassen. Gemalt wird nicht einfach, was man sieht, sondern das, was man fühlt. «Malt mehr mit dem Herzen als mit den Augen», rät Jochen Singer.
Während die Motive auf dem Papier langsam Form und Farbe annehmen, geht der Kursleiter von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz. Er kennt den Stil, die Vorlieben, Stärken und Schwächen seiner Teilnehmerinnen. Für jede Frage hat er einen Tipp parat, für jedes Malheur einen Trick. Verblüffend, wie Jochen Singers geübte Hand einem Bild mit ein paar Pinselstrichen Leben einhaucht. Sein längst nicht mehr weisser Malermantel zeugt von jahrzehntelanger Erfahrung nicht nur vor der Staffelei, sondern auch in der Kunst des Unterrichtens.
Macht die Wasserfarbe manchmal nicht, was die Malerin will, beruhigt Jochen Singer: «Behebt allfällige ‹Fehler› nicht sofort. Denn oft entsteht aus Ungewolltem Interessantes.» So wird aus einem Fleck ein kleiner Vogel, aus einem überflüssigen Strich ein Ast, aus einem Klecks ein Busch.
«Fast wie eine Familie» fühle man sich im Malkurs, erzählt die Gruppe in der Pause bei Kaffee und Kuchen. Man nimmt nicht nur gegenseitig Anteil am Entstehen der Bilder, sondern auch an freudigen Ereignissen und Schicksalsschlägen. Da sei das Malen wie das Leben: Phasen, in denen einem nichts gelingt, gehören dazu. Aber auf ein unbefriedigendes Bild folgt bald wieder ein wunderschönes.
Aquarell Kurse bei Pro Senectute Kanton Schaffhausen
Themen im Aquarellkurs sind Technik, Komposition, Perspektiven und Schattenlehre. Jochen Singer – Künstlername Josi Plauen – unterrichtet am Donnerstagmorgen von 8.30 bis 11.30 Uhr alternierend zwei Gruppen. Einsteigerinnen und Einsteiger sind jederzeit willkommen.
Informationen: Pro Senectute Kanton Schaffhausen, Vorstadt 54, 8201 Schaffhausen, Mail kurse@sh.prosenectute.ch, Telefon 052 634 01 30.
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