Singen tut Körper und Seele gut. Auch im Wallis machen viele Menschen begeistert in Kirchen- und Seniorenchören mit. Doch die Stimme will gepflegt werden: Im Stimmbildungskurs von Pro Senectute Valais-Wallis zeigt die erfahrene Sängerin und Gesangslehrerin Bea van der Kamp anschaulich, wie das geht.
Wo früher strammgestanden, exerziert und kommandiert wurde, erklingen heute sanftere Töne. «Wuwuwuwuuu» oder «mumomamemiii» schallt es am Montagmorgen vielstimmig durchs frühere Zeughaus in Brig-Glis. Statt Soldaten in Uniform stehen im als Kulturhaus genutzten Militärbau zwanzig Sängerinnen und ein Sänger zur «Stimmbildung» vor Bea van der Kamp.
Zum Warmwerden sollen sich alle recken und «die Hüften kreisen wie beim Bauchtanz». Dann instruiert die Kursleiterin: «Atmet bis zum Steissbein ein und füllt euren Rucksack mit Luft.» Auch das «Skifahren in Zeitlupe», wobei alle leicht in die Hocke gehen, einatmen, sich abstossen und auf «sch» ausatmen, dient der Vorbereitung der richtigen Haltung, Atemtechnik und Körperspannung beim Singen. «Wenn sich Augen, Ohren und Mund öffnen wie beim Staunen, gelingt der Ton am besten.»
Bea van der Kamp steht am Klavier und zeigt alle Übungen engagiert vor. Was beim Profi ganz einfach wirkt, verlangt jahrelange Übung: «Singen ist Multitasking und ein tolles Training fürs Gehirn, weil ihr Technik, Tonhöhe, Takt, Text und Aussprache gleichzeitig kontrollieren müsst.»
Bei den Liedern «Abendstern» von Robert Schumann und «Uns’re kleine Nachtmusik» frei nach Wolfgang Amadeus Mozart wird das Gelernte praktisch angewendet. Bea van der Kamp greift in die Tasten. Sorgfältig arbeitet sie mit der Gruppe an den Tempi und Lautstärken. Ihre kleinen Tipps haben grosse Wirkung: «Formt mit den Lippen einen Trichter, ein bisschen wie eine Schnute.» Oder: «Bleibt bei langen Tönen länger auf dem Vokal, das klingt schöner.»
Nach einer Dreiviertelstunde vollster Konzentration lobt die Kursleiterin: «Fast schon konzertreif!» Die Teilnehmenden hätten gerne weitergesungen. Luzia schwärmt: «Die Stimmbildung macht mir einen klaren Kopf, und ich profitiere vor allem bei den hohen Tönen.» Dorli, die seit sieben Jahren im Briger Chor 60plus mitmacht, ergänzt: «Früher dachte ich, ich könne nicht hoch singen. Jetzt weiss ich, dass auch das Übungssache ist.» Antonia, Irene und Ludmilla singen seit Jahren im Kirchenchor. Dank des Trainings bei Bea van der Kamp hoffen sie, stimmlich noch lange mitzuhalten: «Singen befreit und tut einfach gut!»
Bea van der Kamp bestätigt die Singfreude: «Viele hier haben langjährige Chorerfahrung und möchten ihr Hobby auch im Alter pflegen.» Das Angebot der Stimmbildung nutzen die Teilnehmenden oft als Ergänzung zu den wöchentlichen Chorproben. Die gebürtige Holländerin, die seit Jahren in Brig Gesang unterrichtet und verschiedene Chöre stimmlich betreut hat, ist selbst pensioniert: «Heute muss ich etwas mehr üben als früher, damit die Stimme geschmeidig bleibt.» Doch wer Körper und Stimme fit halte und über die richtige Technik verfüge, könne singen bis ins hohe Alter: «Das Wichtigste ist: dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben!»
Pro Senectute Valais-Wallis
In der Stimmbildung 60+ geht die Gesangspädagogin auf die spezifischen Bedürfnisse der reiferen Stimme ein. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Kurse finden jeweils am Montagvormittag im Zeughaus Kultur in Brig-Glis statt. Anmeldung und Information: Pro Senectute Valais-Wallis, Überbielstrasse 10, 3930 Visp, Telefon 027 948 48 50, Mail ow@vs.prosenectute.ch. Weitere Angebote auf www.vs.prosenectute.ch
Die Adresse von Pro Senectute in Ihrer Nähe finden Sie vorne in dieser Ausgabe oder unter www.prosenectute.ch