Im Kaugummi, im Tee, im Hustensaft, in der Schokolade: Pfefferminze ist omnipräsent. Und eine hervorragende Arzneipflanze.
Text: Gaby Labhart
Sie teilt die Menschheit in zwei Gruppen: die Mint Sauce. Die kalte Köstlichkeit (andere Hälfte der Menschheit: Abscheulichkeit) wird zu Lamm gereicht und besteht aus klein gehackter Pfefferminze, Salz, heissem Wasser, Weissweinessig und braunem Zucker. Gut durchmischen, ziehen lassen. Fertig. Böse Zungen werden gerne sagen, so etwas falle nur den Briten ein. Es hätte indes auch keiner anderen Küche einfallen können, denn Pfefferminze ist eine ziemlich waschechte Engländerin.
Minze ist im Mittelmeerraum, in Asien, China und in nördlichen gemässigten Zonen heimisch. Es gibt gegen dreissig Arten und unzählige Hybride. Unklar ist die Namensgebung: So soll Pluto, der Herr der Unterwelt, die Nymphe Mentha begehrt haben, worauf Proserpina, die eifersüchtige Hausherrin des Totenreiches, das schöne Geschöpf in eine Minze verwandelte. Man ahnt es: Minze hat den Ruf, ein Aphrodisiakum zu sein. In der Blumensprache aber steht sie für Tugend. Im heutigen Griechenland wird immer noch der Brauch gepflegt, das Brautkleid mit frischen Minzezweigen zu parfümieren. Wozu auch immer.
Gehackte Datteln, Knoblauch und die nordafrikanische Gewürzmischung Ras El-Hanout geben den Frikadellen aus Rindshackfleisch eine feine orientalische Note.
Zutaten für 4 Personen
Weggli à ca. 60 g
1,5 dl Buttermilch2 Schalotten2
Knoblauchzehen1 Bund gemischte Kräuter, z.B. Pfefferminze und Oregano
70 g Datteln
550 g Rindshackfleisch
1 Ei1
½ TL Salz1
TL Paprika edelsüss
1 EL Ras El-Hanout
6 EL Erdnussöl
Weggli in Stücke zupfen und mit Buttermilch mischen. Schalotten und Knoblauch hacken. Kräuter hacken. Datteln entsteinen und in Würfelchen schneiden. Fleisch mit Ei, Weggli, Kräutern, Schalotten, Knoblauch und Datteln mischen. Salz, Paprika und Ras El-Hanout dazugeben und alles verkneten. Aus der Masse 8 Tätschli à ca. 100 g formen. Öl in einer beschichteten Bratpfanne erhitzen. Tätschli bei mittlerer Hitze auf jeder Seite ca. 3 Minuten braten.
Zubereitungszeit: ca. 30 Min. Nährwerte pro Person: ca. 37 g Fett, 32 g Eiweiss, 25 g Kohlenhydrate, 580 kcal, 2400 kJ
Die offizielle Pfefferminze ist ein Tripelbastard aus drei Mentha-Arten, was durch das «x» im lateinischen Namen symbolisiert wird: «Mentha x piperita». Piperita ist abgeleitet vom lateinischen piperitus, was pfefferartig heisst. Und die pfefferige Minze ist tatsächlich eine alte Engländerin, entstanden als Zufallskreuzung in Mitcham bei London. Bereits 1721 erscheint die Pflanze unter dem Namen Mentha piperitis sapore im Arzneibuch der Stadt London. Etwa zur gleichen Zeit wird sie in Mitteleuropa eingeführt und hat sich neben der Kamille zur meistverwendeten Arzneipflanze entwickelt.
Obwohl mittlerweile viele neue Sorten gezüchtet worden sind, ist diese historische Sorte immer noch sehr beliebt. Sie hat einen hohen Mentholgehalt, ist robust, winterhart, wächst bestens in ganz normalen Gartenböden und stellt wenig Ansprüche an den Standort.
Die Mitcham-Minze ist übrigens auch Bestandteil einer anderen englischen Kulinarik-Erfindung, die auf mindestens so viel Applaus wie Ablehnung stösst wie die Mint Sauce: After Eights. Die eleganten Schokoladetäfelchen mit Pfefferminzfüllung wurden 1962 als After Eight Mint Chocolate Thins von der Firma Rowntree auf den Markt gebracht und sind seit 1988 in Nestlé-Händen. Sie werden nach dem Dinner gereicht.
Kühlendes Menthol
Dass Pfefferminze magenfreundlich und verdauungsfördernd ist, wusste schon der griechische Arzt Dioskurides, der im ersten Jahrhundert nach Christus lebte und als Pionier der Pharmakologie gilt. Sein Zeitgenosse Plinius der Ältere, der ein enzyklopädisches Werk zur Naturkunde schrieb, das heute noch bedeutend ist, empfiehlt Minze bei Leibschmerzen und Gallenleiden, «sie stille den Magenschmerz und vertreibe die Eingeweidewürmer».
Sie kann noch einiges mehr: die Durchblutung fördern, den Kreislauf in Schwung halten und bei Spannungskopfweh Linderung bringen. Seit auch in unseren Breitengraden die sommerlichen Tage tropischer werden, kommt der heisse, gezuckerte Minzentee, wie er beispielsweise in Marokko getrunken wird, sehr in Mode. Mit gutem Grund, denn das Menthol sorgt für eine angenehme, kühle Frische. Und soll sogar Hungergefühle stillen.
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