Hautarzt im Smartphone

Viele Hauterkrankungen lassen sich optisch erkennen, etwa anhand eines Fotos. Deshalb setzen zusehends mehr Dermatologen und Spitäler auf Online-Beratung. Patientinnen und Patienten erhalten innert 24 Stunden eine Erstbeurteilung.

Das Universitätsspital Basel (USB) bietet in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Startup derma2go AG eine Online-Sprechstunde für Hautbeschwerden an. Ab sofort können sich Patientinnen und Patienten mit Hautproblemen auf www.hautproblem.ch von Experten des Spitals übers Internet beraten lassen. Damit entfällt die oft lange Wartezeit für einen Termin.

Das Prozedere der Online-Beratung ist einfach: Patienten machen mit ihrem Handy ein Foto einer Hautveränderung und schicken dieses online den Fachärztinnen und Fachärzten zu. Vorher füllen sie ein Formular aus – eine Erstanalyse segelt werktags innert 24 Stunden in die Mailbox der Betroffenen. Eine Anfrage kostet 75 Franken, dieser Aufwand wird per Kreditkarte bezahlt und muss – falls in der Police eingeschlossen – von der Krankenkasse zurückgefordert werden. Für Notfälle ist diese Einrichtung ungeeignet.

Dermatologie ist prädestiniert für Online-Beratung

Professor Alexander Navarini, seit November 2018 Chefarzt der Klinik für Dermatologie am USB, ist sich sicher: «Die Dermatologie ist prädestiniert für ein Online-Angebot – vorausgesetzt der Datenschutz ist gewährleistet.» Online-Beratung ist aber auch in anderen medizinischen Disziplinen möglich: vor allem in Fächern, in denen eine visuelle Beurteilung eines Krankheitsbildes wichtig ist, etwa in der Augenheilkunde (Ophthalmologie). Online-Sprechstunden könnten somit die Hausarzt-Krise in der Schweiz etwas lindern. 

Die ärztliche, internetbasierte  Beratung (Teledermatologie) scheint tatsächlich eine grosse Zukunft zu haben. Auch andere Spitäler und medizinische Einrichtungen setzten darauf, so beispielsweise das Berner Inselspital und Dermatologen respektive Hausärzte, die ihre Dienste auf der Beratungsplattform onlinedoctor.ch anbieten. Auch diverse Krankenkassen setzen auf Online-Beratung, manche knüpfen gar Versicherungsmodelle an dieses Modell.

Professor Alexander Navarini ist Mitgründer des Schweizer Startups «Derma2go». Das Ziel des ambitionierten Jungunternehmens: der Aufbau eines schweizweiten Netzwerks für Dermatologen und Nutzer. An der Kommunikationsplattform sind aktuell über 90 Spezialistinnen und Spezialisten interessiert, diverse Spitäler wollen das System in ihr Portfolio aufnehmen. Das Startup will sein Software-System in ferner Zukunft mindestens zwei Dritteln aller Dermatologen in der Schweiz zur Verfügung stellen – und so die Online-Beratung breit vorantreiben.

Sie besitzen noch kein Abonnement der Zeitlupe?

Abonnieren Sie die Zeitlupe und lesen Sie alle unsere Artikel auch online.

Ich möchte die Zeitlupe abonnieren
Beitrag vom 20.12.2019
Das könnte sie auch interessieren

Gesundheit

Marianne Koch rät: «Immer interessiert bleiben»

Mit 90 schrieb sie «Alt werde ich später». Jetzt, mit 92 Jahren, legt die deutsche TV-Ärztin mit einem weiteren Gesundheitsratgeber nach: In «Mit Verstand altern» zeigt Marianne Koch auf, was es braucht, um Geist und Seele und – damit auch den Körper – möglichst jung und gesund zu erhalten.

Gesundheit

Immer wieder neue Wege suchen

Sexualität ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis und spielt lebenslang eine bedeutende Rolle. Wenn sich der Körper, die Partnerschaft oder die Wohnsituation verändert, sind eine offene Kommunikation und neue Wege entscheidend, sagt Sexualpädagoge Reto Kneubühler.

Gesundheit

«Verzetteln Sie sich nicht»

Ohne dem Diätwahn zu verfallen: Oft macht es Sinn, seine Ernährungsweise zu überdenken und danach ein paar Kilos weniger durchs Leben zu tragen. Wie aber schafft man das? Ernährungsberaterin Ruth Ellenberger nennt hilfreiche Tipps.

Publireportage

Gesundheit

Wer bezahlt eigentlich die Ambulanzkosten?

Herzinfarkt, Schlaganfall, ein Sturz – eine Rettung ist teuer. Leider stimmt es nicht, dass die Krankenkasse einen Rettungseinsatz immer voll übernimmt. Ein medizinischer Notfall, der eine Rettung erfordert, ist ein grosser Schrecken – auch finanziell, denn dies kostet schnell einige tausend Franken.