Ausser Verdacht
Rotes Fleisch soll Herzinfarkt, Diabetes ja sogar Krebs begünstigen. Eine Meta-Studie kommt jetzt zum Schluss, dass es dafür keine wissenschaftliche Beweise gibt – und verursacht in der Ernährungswissenschaft einen Glaubenskrieg.
Rotes Fleisch stand lange unter Verdacht. Renommierte Expertinnen und Experten warnten vor regelmässigem Konsum und verwiesen auf drohende Folge-Erkrankungen. Namhafte Organisationen – darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO) – gehen noch immer davon aus, dass rotes Fleisch Krebs verursachen kann. Sie empfehlen entsprechend, den Konsum von Rind-, Schweine- oder Lammfleisch möglichst klein zu halten.
Rotes Fleisch macht weniger krank, als behauptet
Nun aber wird rotes Fleisch «weissgewaschen». Denn die hoch angesehene Wissenschaftszeitschrift «Annals of Internal Medicine» veröffentlichte dieser Tage eine Studie, die zu einem anderen Schluss kommt – und entsprechend hohe Wellen schlägt. Unter der Co-Leitung von Bradley Johnson, Professor an der Dalhousie University in Kanada, wurden die Daten von bestehenden Studien neu ausgewertet.
Fazit: In den Daten von rund 54 000 Probandinnen und Probanden liess sich kein Zusammenhang zwischen Fleischverzehr und dem Risiko von Herzerkrankungen, Diabetes oder Krebs nachweisen. Was Fleischliebhaber weltweit jubilieren liess: «Endlich können wir Steaks ohne faden Beigeschmack essen.»
Für einen Verzicht aus Gründen der Gesundheit besteht aus Sicht der Forscher keinerlei Anlass. Eine Gruppe von Fachleuten bezeichnen dieses Fazit als vorschnell, sie forderte «Annals of Internal Medicine» gar dazu auf, die Veröffentlichung der Studie zurückzustellen, bis die Resultate überprüft und gesichert sind.
Was die Studie nicht anzweifelt: ökologische und ethische Argumente. Sie sind Grund genug, möglichst auf Fleisch zu verzichten.