Wer Vergangenes loslässt, schafft Raum für Neues. Expertin Katharina Chicherio erklärt, wie wir innere Gelassenheit im Umgang mit Veränderungen finden.
Die Welt wie auch unser Leben sind ständigen Veränderungen unterworfen. Viele davon liegen ausserhalb unserer Kontrolle. Auch das Älterwerden bringt Herausforderungen mit sich: Die Pensionierung, körperliche Einschränkungen oder der Tod lieber Menschen stellen Selbstverständliches in Frage und rütteln an unserer Identität. Mit kleinen und grossen Schicksalsschlägen umgehen zu können, ist im Alter deshalb zentral.
Egal ob uns das Weltgeschehen bekümmert, ein Kind auszieht oder ob man jemanden verliert: Veränderungen ausserhalb unserer Kontrolle können belastende Gefühle auslösen. Vielfach nehmen wir uns jedoch nicht genügend Zeit, um diese Emotionen zu verarbeiten. Unangenehmes wie Angst, Wut und Trauer schieben wir oft beiseite.
Trauer zulassen
Der erste Schritt eines Veränderungsprozesses bedeutet, die eigene Gefühlslage wahrzunehmen und Verständnis dafür aufzubringen. Im zweiten Schritt wollen wir lernen, unsere Trauer zuzulassen. Das braucht meist etwas Übung, weil wir gewohnt sind, diese zu verdrängen. Doch: Trauer hat eine äusserst wichtige Funktion, weil sie uns hilft, innere Wunden zu heilen. Unterdrückt man sie dauerhaft, kann das erschöpfen oder sogar zu depressiven Symptomen führen.
Sich selbst Gutes tun
Appelle oder Ratschläge wie «Reiss dich zusammen» oder «Geh unter die Leute» sind in diesem «Tal der Tränen» meist eher hinderlich als hilfreich. Gehen Sie liebevoll mit sich selbst um und tun Sie Dinge, die Ihnen guttun. Sanfte Bewegung und bewusstes Atmen fördern die Ausschüttung positiver Hormone. Auch Aufschreiben und Darüberreden kann entlasten. Schreiben Sie einen Brief an das, was Sie loslassen möchten, etwa ein Hobby oder eine berufliche Rolle. Und teilen Sie Ihre Gedanken mit einer Vertrauensperson – einem Freund, der Hausärztin oder einem Dienst wie der Dargebotenen Hand.
Erreichbare Ziele setzen
Wer weiss, dass unangenehme Gefühle eine normale Reaktion auf Veränderung sind, kann gelassener mit ihnen umgehen. Wenn wir etwas wirklich betrauert, emotional akzeptiert und damit losgelassen haben, gewinnen wir Motivation zurück. Wir blicken wieder nach vorne und setzen uns neue Ziele. Diese sollten jedoch keine riesigen «Mount-Everest-Ziele» sein, sondern klein und vor allem erreichbar: Ein schönes Buch lesen, sich zum Kaffee verabreden oder einem Chor beitreten. Solche Schritte signalisieren uns, dass wir langsam, aber sicher mit der neuen Realität zurechtkommen.![]()