An den diesjährigen Fraumünster-Konzerten in Zürich kann das Publikum nach dem Musikgenuss für einen tierisch guten Zweck spenden: für Redog, den Schweizerischen Verein für Such- und Rettungshunde. Die Zeitlupe war beim Training in Winterthur dabei.
Text: Annegret Honegger
Ihr Handy liegt immer auf dem Nachttisch, ihr Koffer ist stets gepackt: Wenn Menschen vermisst oder verschüttet werden, geht bei den Redog-Rettungshundeteams der Alarm ein. Oft berichten die Medien, wenn die Hundestaffeln in den Trümmerfeldern eines Erdbebens arbeiten oder das Gelände nach Vermissten durchkämmen. Kaum je im Scheinwerferlicht stehen jedoch all die Abende, Wochenenden und Ferienwochen, in denen sich die Teams aus Mensch und Hund in Kieswerken, Abbruchobjekten oder Werkhöfen akribisch auf diesen Ernstfall vorbereiten.
Bei der Zivilschutzanlage Ohrbühl in Winterthur stehen Häuserruinen, Autowracks und Trümmerhaufen mit Verstecken in Fässern und Röhren, in denen die Hunde Menschen aufspüren lernen. An diesem Mittwochabend haben die Mitglieder der Regionalgruppe Zürich einen Hindernisparcours aufgestellt. Angeleitet von ihren Hundeführerinnen und Hundeführern balancieren Ooki, Skadi, Narvick, Luke, Dax und Co. über wacklige Bretter und Wippen, kriechen durch Tunnels und überqueren schmale Stege.
Mit dabei sind ein Kleiner Münsterländer, ein Mini Australian Sheperd, ein Malinois, ein Labrador, ein Magyar Vizsla und eine Hannoversche Schweisshündin. Doch auf die Rasse, erklärt Hans Peter Burkart vom Vorstand, komme es weniger an: «Wichtiger sind der Charakter und die Eigenschaften eines Suchhundes.» Arbeitswillig muss er sein, ausdauernd, belastbar, sicher und freundlich im Kontakt mit Menschen und anderen Hunden. Ganz ähnliche Anforderungen gelten auch für Hundeführerinnen und Hundeführer. Denn letztlich mache die Zusammenarbeit ein gutes Team aus: «Man muss einander blind vertrauen und sich auch in schwierigen Situationen wie in Erdbeben- oder Bergsturzgebieten aufeinander verlassen können.»
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Spürnasen im Einsatz
Redog, der Schweizerische Verein für Such- und Rettungshunde, wurde 1971 gegründet und sucht im In- und Ausland nach Naturkatastrophen oder Hauseinstürzen nach Vermissten. In der Schweiz unterstützen die Regionalgruppen die Polizei bei der Suche nach vermissten Menschen. Auch Privatpersonen können Redog alarmieren – dank Spenden sind solche Einsätze für Angehörige kostenlos. Die Alarmierung erfolgt über die Polizei oder via Telefon 0844 441 144. www.redog.ch
Während die Zweibeiner genau wissen, wofür sie hier einen grossen Teil ihrer Freizeit einsetzen, ist das Training für die Vierbeiner vor allem eines: ein Spiel, das sie lieben. «Sucharbeit ist für Hunde ein Urinstinkt. Hier können sie ausleben, was sie gern tun», erklärt Hans Peter Burkart. Dass Ookie und Co. ihre Arbeit gern machen, sieht und spürt man sofort. Mit jeder Faser ihrer durchtrainierten Körper brennen sie darauf, ihre Aufgaben zu erfüllen. Unermüdlich wollen sie zeigen, was sie können, wiederholen wieder und wieder, wenn etwas nicht perfekt klappt. Und freuen sich unbändig, wenn es zur Belohnung eine Streicheleinheit, das Lieblingsspielzeug oder ein Goodie gibt.
Begeisterung, Ausdauer und Biss können Mensch und Tier brauchen. Denn der Weg vom unbekümmerten Welpen bis zum ausgebildeten und einsatzfähigen Rettungshund in der Vermissten- und Verschüttetensuche dauert mehrere Jahre. Unzählige Stunden trainieren die Teams und haben eine Reihe anspruchsvoller Prüfungen zu bestehen. Auch die Kosten sind beträchtlich und müssen bis zur Einsatzfähigkeitsprüfung selbst getragen werden.
Die Vereinsmitglieder – viele Junge und in der Mehrzahl Frauen – arbeiten effizient und konzentriert. Man merkt rasch: Das hier ist kein Hobby für eben mal am Feierabend. Umso wichtiger, was eine Hundeführerin sagt: «Wir verbringen viel Zeit zusammen, da muss es auch menschlich stimmen.» Die Gruppe unterstützt einander – nicht nur im Training, sondern auch bei anspruchsvollen Einsätzen, nach denen oft schwierige Situationen zu verarbeiten sind. Partnerinnen und Partner wie auch die Familie müssen ebenso hinter dem Engagement stehen wie die Arbeitgeber. Diese bestätigen schriftlich, dass sie Mitarbeitende bei einem Redog-Aufgebot jederzeit freistellen.
Einige in der Regionalgruppe Zürich bilden bereits ihren zweiten, dritten oder vierten Hund aus und geben ihr Wissen an Jüngere weiter. Denn: «Wen das Redog-Virus einmal erwischt hat, den lässt es nicht mehr los», sagt Hans Peter Burkart lachend. Die Freude an der Arbeit mit dem Hund, die Erlebnisse mit den Kolleginnen und Kolleginnen, und natürlich das Wissen, Menschen in grösster Not zu helfen: All das motiviert die Freiwilligen, mehrmals wöchentlich und bei jedem Wetter in ihre orangen Overalls zu steigen, um einsatzbereit zu sein, wenn das Handy im Ernstfall klingelt.
Fraumünster-Konzerte
Seit ihrer Gründung 2004 engagiert sich die Hatt-Bucher-Stiftung für die Lebensqualität älterer Menschen, will Not lindern und Freude bereiten. Einmal im Jahr lädt sie Seniorinnen und Senioren zu einem Konzertbesuch ins Zürcher Fraumünster ein. Dieses Jahr spielt am 5. November die Zürcher Kammerphilharmonie Werke von Fritz Stüssi, Joseph Haydn, Wolfgang A. Mozart und Gioachino Rossini. Die Eintrittskarten werden von der Zeitlupe verlost.