Heilsbringer

Doch im Sternanis steckt so viel Gutes, dass er das ganze Jahr auf unserem Speiseplan stehen sollte. Der hohe Gehalt an ätherischen Ölen und Antioxidantien kann die Herzgesundheit unterstützen, die Herzzellen vor oxidativem Stress und Schäden durch freie Radikale schützen. Das Gewürz soll den Blutdruck und den Blutfettwert regulieren und der Plaquebildung in den Gefässen vorbeugen. Ausserdem wirkt es entzündungs­­hemmend und kommt bei Atemweg­serkrankungen und Verdauungs­störungen als Heilmittel zum Einsatz. Durch den hohen Magnesiumgehalt besitzt es auch beruhigende Eigenschaften, fördert Entspannung und Schlaf. Sogar bei Fusspilz wird Sternanis ein­gesetzt, seine antimykotische Wirkung hemmt das Wachstum und die Vermehrung von Pilzen.

All das wussten und nutzten die Menschen schon im China der Song-Dynastie um 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Sie verwendeten Sternanis seither in der Küche, in der Medizin und bei religiösen Zeremonien. Er war dafür bekannt, «böse Geister» zu vertreiben, und das Chi, nach dem Verständnis der Traditionellen Chinesischen Medizin die Lebenskraft, sollte verjüngen. In China, wo der Sternanis beheimatet ist, heisst er Ba Jiao, was übersetzt acht Ecken oder Punkte bedeutet. Nach Europa kam das Wundermittel im Gepäck des englischen Seefahrers Sir Thomas Cavendish erstmals anno 1588. Mit dem Ausbau der Handels­wege, insbesondere der Seidenstrasse, wurde Sternanis auch in Mitteleuropa populär. In der Volksmedizin verbreitet waren Tees und Tinkturen zur Behandlung von Bronchitis, Blähungen und Krämpfen aller Art.

Mit Anis ist Sternanis übrigens nicht verwandt – nicht einmal entfernt. Anis kennen wir als Strauch in unseren Gärten, er gehört der Familie der Doldenblütler an. Sternanis hingegen wächst auf mächtigen Bäumen aus der Magnolien-­Familie in China und Nordvietnam. Ein Baum kann im Jahr bis zu 40 Kilo Früchte liefern. Diese werden grün geerntet und an der Sonne getrocknet, wobei sie drei Viertel ihres Gewichtes verlieren. Die holzigen Früchte werden mitsamt der Hülle verwendet, als Ganzes oder gemahlen, da die Hülle noch aromatischer ist als die acht Kerne. Der Geschmack von Sternanis ist süsslich, lakritzeartig, auch ein wenig pfefferig und säuerlich, insgesamt voller, intensiver und feuriger als Anis. Nur zum Anschauen also echt zu schade.

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