Ohne die kleinen Halbleiterplättchen läuft gar nichts. Autos stehen still, Computer sowieso. Wo steht die Schweiz in diesem Bereich?
Text: Marc Bodmer
Es mag pathetisch klingen, aber ohne sie steht die Welt still. Gemeint sind Mikrochips. Die Nachfrage übertrifft seit Längerem die Lieferkapazitäten. So kommt es, dass manche einfache Autoreparatur nicht ausgeführt werden kann, weil gerade eben dieser Chip, den es braucht, um zum Beispiel das Fenster wieder hochzufahren, im Lager fehlt. Bis neue Halbleiter kommen, kann es Monate dauern. Das Gleiche gilt für Smartphones, Fertigungsroboter, Computer etc.
Wie sehr wir von diesen winzigen Halbleiterplättchen abhängig sind, führte uns die Corona-Pandemie vor Augen. Phasenweise standen die Fabriken weltweit still, weil in den Steuerungen von Maschinen ein Mikrochip durchgeschmort war und Ersatz auf sich warten liess. Covid-19, aber vor allem auch die steigenden Spannungen zwischen den USA und China haben für ein Umdenken gesorgt. Hier steht besonders eine Firma im Fokus: «Taiwan Semiconductor Manufacturing Company», kurz TSMC.
«Von TSMC hängt die ganze Welt ab», schrieb kürzlich die «Handelszeitung». Das ist leider nicht übertrieben. Diese Schlüsselposition ist mit ein Grund, weshalb sich China für den Inselstaat so stark interessiert. TSMC verfügt über ein weltweit führendes Wissen in der Herstellung von Mikrochips und die entsprechenden Fabrikationsmöglichkeiten.
Trotz dieser starken Position ist auch TSMC von anderen Zulieferern abhängig, denn die Produktion der Chips ist ein Paradebeispiel der Globalisierung. Bis beispielsweise ein einziger Mikrochip in einem iPhone verbaut ist, sind gemäss «Handelszeitung» folgende Länder an dessen Herstellung beteiligt: USA, Japan, Südkorea, Niederlande, Taiwan, Malaysia und China.
Um nicht länger von diesem «Herzstück der modernen Gesellschaft» («Luzerner Zeitung») von Drittländern abhängig zu sein, investieren die USA 53 Milliarden Dollar und Europa 43 Milliarden Euro in lokale Produktionspläne. Die Herstellerfirmen sollen gleich nochmal so viel in die Hand nehmen. So soll der Anteil Amerikas und Europas an der weltweiten Chipproduktion von 10 auf 20 Prozent verdoppelt werden bis im Jahr 2030.
Und wo befindet sich die Schweiz in diesem Welttheater? Sie steht nicht schlecht da, denn zum Beispiel ohne die Maschinen der Firma VAT aus Haag im St. Galler Rheintal geht kaum etwas. Selbst Taiwans Chip-Riese TSMC setzt auf die Vakuumventile aus der Ostschweiz, die benötigt werden, um so viele Halbleiter wie möglich auf hauchdünnen Scheiben, sogenannten Wafer, unterzubringen. Und wer die Website der Bad Ragazer Firma «Infinicon» besucht, wähnt sich in einem ScienceFiction Film: In menschenleeren Hallen bewegen sich Roboter wie von Geisterhand und Behälter an der Decke ziehen emsig ihre Bahnen. Bei der Chip-Herstellung setzt beispielsweise Apple auf Instrumente von «Infinicon». Ganz vorne spielt zudem das Thalwiler Unternehmen «UBlox» mit, wenn es um das Design von Mikrochips für die drahtlose Kommunikation und Positionierung von Autos geht.
Anfang Jahr hat denn auch der Industrieverband Swissmem die Gründung des «Industriesektors Semiconductors» (Semi) bekannt gegeben. Die Dachorganisation schätzt, dass über 100 Firmen und rund 15’000 Personen in der Schweiz in diesem Bereich arbeiten. Auch hier steht mehr Unabhängigkeit von Taiwan im Vordergrund.
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