Was ist, was war, was wird? Urs Wehrli, Künstler und Buchautor, steht Red und Antwort.
Text und Foto: Jessica Prinz
Was wollten Sie als Kind werden? Mit etwa vier Jahren wollte ich Grossmutter werden! Das hängt wohl damit zusammen, dass ich meine Grossväter nicht mehr erlebt habe und daraus schloss, dass man als Grossmutter ein längeres Leben hat … Als mir meine Eltern erklärten, dass das wohl nichts wird, wollte ich Italiener werden. Warum, weiss ich auch nicht so genau.
Was hätten Sie gerne in der Schule gelernt? Dass Austausch, Kommunikation und das Hinterfragen von Dingen viel wichtiger sind als das Auswendiglernen von Regeln und Theorien.
Wenn Sie Status, Job und Hobbys ausblenden – wer sind Sie? Eine verdutzte Kreatur der Gattung Mensch, die manchmal nicht genau weiss, worum es auf dieser Kugel namens Erde eigentlich geht.
Was war Ihre persönliche Sternstunde? Das Leben bietet zum Glück immer wieder kleinere und grössere Sternstunden. Dazu gehören die Momente, in denen ich glaube, dass ich feststecke und nicht mehr weiter weiss, und sich eine Tür auftut und eine neue Welt eröffnet.
Mit welchem Satz würden Sie Ihre Autobiografie beginnen? Als ich zur Welt kam, war meine Agenda noch leer …
Mit welchem beenden? …und dann sah ich diesen Knopf und fragte mich: Was passiert wohl, wenn man hier drückt? (Das Ende müsste dann aber jemand anderer fertigschreiben.)
Wovon können Sie nicht genug bekommen? Gute Musik, frisches Wasser, Sonnenaufgänge und schöne Wörter.
Was war Ihr letztes Erfolgserlebnis? Das war erst kürzlich: Nachdem wir zwei Jahre lang unser neues Programm erarbeitet haben, mit einer Ansammlung von Ideen, von denen ich nicht glaubte, dass sie wirklich jemanden interessieren, war die allererste Testvorstellung letzten März ein Erfolg … Das war ein kleines Wunder!
Worüber würden Sie gerne mal ausgedehnt nachdenken? Über die Geschichte und den Ursprung des Besitzes.
Welche Superkraft hätten Sie gerne? Ich würde gerne schneien können, und zwar zu jeder Jahreszeit.
Worauf wetten Sie? Dass wir in zehn Jahren das Wort Trump in keiner Zeitung mehr lesen werden.
Welche Erfindung würde die Welt verbessern? Eine globale Empathieschnittstelle. Eine Technologie, mit der Menschen für einen Moment das Innenleben anderer wirklich fühlen könnten – ihre Sorgen, Freuden, Ängste. Nicht zur Überwachung, sondern zum Verstehen. Damit könnte man Vorurteile, Gleichgültigkeit und Hass nicht abschaffen, aber erschüttern.
Was könnten wir vermehrt von älteren Menschen lernen? Fast alles! Und vor allem die Erkenntnis, dass unsere kleinen Probleme vielleicht gar nicht so dramatisch sind, wenn man sie mit der Lebens- und Überlebenserfahrung von älteren Menschen vergleicht.
Was möchten Sie der Welt hinterlassen? Möglichst wenig Abfall. Und vielleicht ein handgezeichnetes Krocki für eine versteckte Schatztruhe.
Urs Wehrli
ist Künstler, Buchautor und eine Hälfte von «Ursus & Nadeschkin. Der 55-Jährige startet mit Nadja Sieger eine neue Tournee mit ihrem 11. gemeinsamen Bühnenstück PRSPKTVNWCHSL – eine «aberwitzige Expedition ins Ungewisse». Seit 1987 erobert das Duo die Bühnen und wurde mit diversen internationalen Preisen ausgezeichnet. Über die Landesgrenzen hinaus ist Wehrli bekannt durch seine «Kunst aufräumen»-Serie, in der er berühmte Gemälde systematisch ordnet. Der Familienvater lebt mit Partnerin und Sohn in Zürich.
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