Dankbarkeit als Lohn

Zum Beispiel beim Schneeschaufeln. «Nur ein kleines Weglein» sei zu räumen, versichert die Anruferin. Doris Leuzinger notiert alle Angaben und verspricht der Kundin, dass sich bald eine Frau oder ein Mann mit kräftigen Armen bei ihr meldet. Im roten Ordner hat sie aus der Liste der Einsatzleistenden wenig später eine Schneeschauflerin am Draht, die den Schneeräum-Termin direkt mit der Kundin vereinbart. Ende Monat landet der entsprechende Arbeitsrapport schliesslich beim Vermittlungsbüro.

Mobilität, Entlastung, Wohnen, administrative Hilfe und soziales Netz heissen die Bereiche, in denen die rund dreissig Freiwilligen Aufträge erledigen. Das kann eine Begleitung beim Einkau­fen oder zur Ärztin sein, Unterstützung beim Bügeln oder bei einer Reparatur, das Kürzen von Hosenbeinen oder Hilfe beim Jäten, beim Zügeln und mit dem Computer. Manchmal auch einfach ein Jass oder Schwatz.

Damit erzielt «Senioren für Senio­ren» gleich dreifache Wirkung. Einsatz­leistende können ihre Kompetenzen auch nach dem Berufsleben einbringen. Kundinnen und Kunden profitieren vom Knowhow und bleiben dank der Unterstützung selbstständig. Und die Begegnungen, die sich ergeben, berei­chern alle Beteiligten. Denn «Senioren für Senioren» soll ein Miteinander sein, erklärt Heidi Eicher, die im Team der Vermittlungsstelle mitarbeitet und Un­terstützung in Sachen Smartphone an­bietet: «Wenn möglich erledigen wir die Arbeit zusammen. Das wird ebenso ge­schätzt wie dass wir meist Zeit für einen Kaffee haben.»

Dann tappt Melina ins Büro, die braune Mischlingshündin an der Leine von Sigi Schiesser. 27 Arbeitsstunden rechnet der ehemalige Polizist diesen Monat ab. «Ich kann leider schlecht nein sagen», gesteht er lachend. Sein Lohn als Freiwilliger sei seit der Früh­pensionierung die Dankbarkeit der Menschen. Und mehr Freiheit: «Heute tue ich nur noch, was mir Freude macht.»

Rasenmähen, jäten und Hecken­schneiden stehen auch zuoberst auf der Einsatzliste von Emanuel Wohlwend. Der frühere Banker suchte nach seiner Berufszeit eine sinnvolle Tätigkeit mit weniger Kopfarbeit als im Büro: «Mir gefällt, dass die Einsätze meinem All­tag Struktur und Abwechslung geben, ohne mich zeitlich einzuengen.»

Beim jährlichen Nachtessen, zu dem Pro Senectute Glarus einlädt, kön­nen sich die Freiwilligen austauschen. Solche Kontakte seien für die Einsatzleistenden wertvoller als Geld, sagt Doris Leuzinger, als sie um 11 Uhr den Computer zuklappt und alle Unterlagen zurück in den Schrank stellt: «Diese Arbeit ist für unsere Leute eine Herzens­angelegenheit.»