Was tun, wenn das Geld fürs Heim nicht reicht? Wie verfasse ich eine Patientenverfügung? Wer unterstützt uns bei der Pflege des dementen Vaters? Die Sozialberaterinnen und Sozialberater von Pro Senectute haben Antworten auf solche Fragen – vor Ort, am Telefon und im Kanton Thurgau neuerdings auch per Video.
Text: Annegret Honegger
Psychologe, Finanzfachmann, Mediziner – Raimund Disch ist von allem etwas. Der Teamleiter Sozialberatung von Pro Senectute Thurgau, der sich selbst als «Sozialarbeiter mit Leib und Seele» beschreibt, führt mit fünf Kolleginnen die Beratungsstellen in Amriswil, Arbon, Diessenhofen, Frauenfeld, Kreuzlingen, Münchwilen, Romanshorn und Weinfelden. «Die Nähe zu den Leuten in allen Regionen ist sehr wichtig», ist der 53-Jährige überzeugt.
Fast 2000 ältere Menschen und Angehörige berät Pro Senectute Thurgau derzeit pro Jahr, mehr als drei Mal so viele wie noch vor 15 Jahren. «Die Nachfrage steigt ständig», beobachtet Raimund Disch. Sechzig, siebzig oder gar hundert Mal am Tag klingelt das Telefon bei der «Zentrale Soziales» und den Beratungsstellen. Über die Hälfte der Ratsuchenden kommen mit Finanzfragen zu Pro Senectute. Am zweitmeisten ist rechtliche Beratung gefragt, hauptsächlich in Sachen Vorsorge für den Krankheits- und Todesfall. Und auf Platz drei der Sorgen-Rangliste stehen Probleme mit der Wohnsituation.
Den meisten älteren Menschen in der Schweiz gehe es finanziell gut. Aber es gebe auch jene Minderheit, die mit wenig Geld auskommen müsse, sagt Raimund Disch: «Ungeplante Ausgaben bringen solche Menschen schnell in Not.» Vor allem die über 80-Jährigen schämten sich oft, Ergänzungsleistungen zur AHV zu beantragen, obwohl sie einen Anspruch darauf hätten.
Umfassendes Angebot
Pro Senectute hilft mit Gesprächen, organisiert Unterstützung und Geld. «Viele Leute sind überrascht und dankbar, wie umfassend unser Angebot ist», sagt der Berater. Sorgen macht ihm die zunehmende Komplexität der Fälle: «Die Zahl der Klientinnen und Klienten, die gleich in mehreren Bereichen grosse Schwierigkeiten haben, hat deutlich zugenommen.»
Während der Lockdown-Wochen vor einem Jahr war es stiller in den Pro-Senectute-Beratungsstellen: «Die meisten ziehen ein persönliches Gespräch einem Telefon vor. Nach der Wiedereröffnung kam es zu einem richtigen Ansturm.» Den Winter über blieben die Beratungsstellen offen – ebenso die Fenster. «Wir sassen in Jacken und Mänteln im Raum», erzählt Raimund Disch. Dank eines guten Schutzkonzeptes blieb die Sozialberatung von Coronafällen verschont.
Im Winter entstand die Idee, Beratungen auch per Videoanruf anzubieten. So will man in Zukunft Menschen auf Distanz unterstützen und bei Bedarf Angehörige aus dem Ausland zuschalten können. Erste Versuche mit dem neuen Konzept zeigten: «Wer den Umgang mit Tablet und Computer nicht gewohnt ist, stösst trotz Anleitung rasch an seine Grenzen.» Raimund Disch möchte deshalb noch mehr investieren, um älteren Menschen auch im technischen Bereich Wissen zu vermitteln: «Sonst ist die Gefahr gross, dass gerade die Verletzlichsten, die sowieso schon wenig Unterstützung haben, auch im digitalen Bereich den Anschluss verlieren.»
Sozialberatung bei Pro Senectute Thurgau
In acht Beratungsstellen im ganzen Kanton können sich Personen ab dem Pensionsalter und ihre Angehörigen oder Bezugspersonen unentgeltlich von diplomierten Sozialberaterinnen und Sozialberatern zu den Themen Wohnen, Finanzen, Gesundheit, Recht und Vorsorge sowie Alltagsfragen informieren und beraten lassen. Auskunft: Pro Senectute Thurgau, Telefon 071 626 10 80, Mail info@tg.prosenectute.ch, tg.prosenectute.ch
Angebote in Ihrer Region finden Sie bei Pro Senectute in Ihrem Kanton.
Sämtliche Adressen stehen vorne hier im Heft oder auf prosenectute.ch
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