Dass Ballett nicht streng und diszipliniert, sondern wohltuend und entspannend sein kann, erfahren die Teilnehmerinnen im Kurs «Modernes Ballett» bei Pro Senectute Kanton Zug. Tanzend erleben sie Leichtigkeit und Lebendigkeit, körperlich und seelisch.
Text: Annegret Honegger
Manchmal werden Mädchenträume wahr, wenn das Mädchenalter längst hinter einem liegt. «Ich wäre immer gern zum Ballett gegangen. Jetzt, mit 75, kann ich es endlich ausprobieren!», schwärmt Johanna-Pia. Rundherum nicken andere Kursteilnehmerinnen. Vor «etwa hundert Jahren» habe sie Ballett getanzt, erzählt Carolyn: «Hier spüre ich wieder jene wunderbare Energie von damals.»
Genau das ist es, was Kursleiterin Seraina Sidler-Tall vermitteln möchte: Körper, Seele und Geist sollen aufblühen in ihren Lektionen. Dass es etwas Mut braucht, sich jenseits der Mädchenjahre für einen Ballettkurs anzumelden, ist der Profitänzerin bewusst. «Kann ich das?», hätten sie einige Interessierte gefragt. Kann ich das – trotz steifer Gelenke, Kniebeschwerden, Schwindel oder zwickendem Rücken?
«Unbedingt!»,
findet Seraina Sidler-Tall. Den Bildern vom strengen klassischen Ballett in vielen Köpfen
möchte die Bewegungspädagogin mit ihrer modernen Interpretation neue, sanftere
hinzufügen. Bewege man sich respektvoll dem eigenen Körper gegenüber und
verzichte auf ungesunde Perfektionsansprüche, entfalte Ballett eine fast
heilsame Wirkung. Verspannungen und ungünstige Bewegungsmuster lösen sich auf:
«Wichtig ist, das zu tun, was man gerne macht – in jedem Alter!»
Sie selbst versteht sich als Mentorin, welche die Teilnehmerinnen mit ihren ganz unterschiedlichen Voraussetzungen auf dieser Reise zum eigenen Körper begleitet. Eine Einladung, die die Frauen im Kurs gerne annehmen. Ob in modernen Fitness-Outfits oder gemütlich in Socken, T-Shirt und Trainerhose: Es macht ihnen sichtlich Spass, mit ihren Bewegungen wiegende Wellen nachzuahmen, mit den Armen die Luft zu liebkosen oder ihren Kopf hoch erhoben zu tragen wie eine triumphierend schöne Blüte.
Seraina Sidler-Tall leitet die Übungen mit Feingefühl und Humor
an, hilft und unterstützt, erklärt und ermutigt. «Gebt euch ganz in die
Bewegungen hinein, lasst den Atem fliessen, vertraut eurem Körper und geniesst
den Moment.» Zwischendurch fallen Begriffe aus dem klassischen Ballett wie
Plié, Relevé oder Port de bras, die in manchen Teilnehmerinnen wohl
Erinnerungen wecken. Auch bei den Übungen an der Stange zeigt sich, dass einige
Arme, Beine und Füsse noch ganz genau wissen, was zu tun ist. Eine kleine
Choreografie vor der abschliessenden Entspannung erfordert Konzentration und
zaubert zum Schluss ein stolzes Lächeln auf die Lippen.
«Beim Tanzen lerne ich meinen Körper nochmals von ganz neuen Seiten kennen – ohne das Zupfen und Zerren wie in anderen Bewegungskursen», sagt eine Teilnehmerin in der Garderobe, wo lauter erhitzte, glückliche Gesichter zu sehen sind. Vivi erzählt, wie beschwingt und voller Lebensfreude sie jeweils nach Hause gehe. Und alle lachen, als jemand findet: «Wenn wir gewusst hätten, dass wir in der Zeitung kommen, hätten wir natürlich unsere Tutus angezogen!»
Die nächsten Ballett-Kurse finden im Herbst statt. Auch Männer sind herzlich willkommen! Information über dieses und weitere Angebote: Das vollständige Kursprogramm von Salsa Cubana über Sprachreisen bis zu Trommelworkshops findet sich auch auf zg.prosenectute.ch. Pro Senectute Kanton Zug, Telefon 041 727 50 50, Mail info@zg.prosenectute.ch
Die Adresse von Pro Senectute in Ihrer Nähe finden Sie unter prosenectute.ch
Das Thema interessiert Sie?
Werden Sie Abonnent/in der Zeitlupe.
Neben den Print-Ausgaben der Zeitlupe erhalten Sie Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten von zeitlupe.ch, können sich alle Magazin-Artikel mit Hördateien vorlesen lassen und erhalten Zugang zur Online-Community «Treffpunkt».
Um diese Website optimal bereitzustellen, verwenden wir Cookies.
Mit der Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Erfahren Sie mehr in der
Datenschutzerklärung.