
Gartenglück
Der Frühling ist nicht mehr weit – im Garten und auf dem Balkon erwartet uns viel Freude. Allerdings auch etwas Arbeit. Wir sagen Ihnen, wie Sies entspannt und genussvoll angehen können. Und wie Ihnen diese Jahreszeit Gesundheit für Körper und Geist schenkt.
Text: Yvette Hettinger
Die Hyazinthen duften, erste Tulpen öffnen ihre Blüten, die Hortensien sind mit Knospen übersät. Die Sonne strahlt, das Herz von Hobbygärtnerinnen und -gärtnern hüpft. Am liebsten würde man schnuppernd und mit der Handykamera durch die wiedererwachte Natur flanieren und einfach nur staunen. Genau das sollte man auch tun.
Allerdings sehen Gartenfans aus dem Augenwinkel sehr wohl auch das verunkrautete Gemüsebeet, die verstaubten Gartenmöbel und viel Undefinierbares, das die Frage aufwirft: «Ist das brauchbar oder kann das weg?» Man möchte jäten, putzen, schneiden, entsorgen und säen – am besten alles gleichzeitig. «Das ist das Schöne am Frühling», sagt Hanni Käch (67), Kursleiterin bei der Organisation Bioterra, «man will raus und sehen, was da passiert. Das ist super spannend.»
Ein Plan macht alles einfacher
Kächs Spezialgebiet ist das gesunde und stressfreie Gärtnern. Sie weiss: Die Fülle an Gartenarbeiten kann einen im Frühling überfordern. Aber: «Ein schriftlicher Plan hilft.» Für den Anfang entscheidet man sich im März vielleicht für Erbsen, Zwiebeln oder verschiedene Salate sowie Klatschmohn, Edelwicken oder Kornblumen. Diese können alle direkt in den Boden gesät werden. Die Anleitungen stehen auf den Samentüten, die sich bequem online bestellen lassen. Am besten sortiert man die Beutel nach Monaten, so gerät man nicht in Aussaatstress. Online-Tabellen helfen, den Überblick zu bewahren. Dort sieht man auch: Ringelblumen und Cosmeen sowie Rettich oder Spinat können zum Beispiel im April ausgesät werden, Sonnenblumen und Malven im Mai. Randen, Mais und Bohnen gelingen sogar mit einer Aussaat im Juni.

Käch rät: «Am besten nimmt man sich für jeden Tag nur wenig vor, und jeweils Tätigkeiten, die den Körper unterschiedlich belasten.» Etwa ein halbes Beet jäten, ein Möbel einölen, einen Quadratmeter Boden lockern und zwei Reihen Aussaat. Wenn die Arbeiten von der Liste abgehakt sind, ist der Körper gleichmässig ausgelastet und das Seelenheil intakt.
Was ruhig warten kann: «Pflanzenstängel und Bäume etwa kann man im Frühling sich selbst überlassen», sagt die Bioterra-Expertin. Der Rasenschnitt eilt auch nicht, «stattdessen kann man eine Blumenwiese wachsen lassen». Das Umstechen des Bodens ist veraltet, Büsche und Hecken darf man bis zum Herbst wegen der Nistvögel ohnehin nicht stark schneiden.Frühbeete und eine Setzlingsanzucht sind auch keine Musts. Dafür bleibt Zeit für einen Ausflug ins Gartencenter. Dort locken nicht nur Gemüsesetzlinge, sondern bereits blühende Tulpen, Narzissen oder Ranunkeln. Sie sorgen für Instant-Glücksgefühle.

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Ernten leicht gemacht
Radieschen, Frühlingszwiebeln (Bild) oder Salate können von März bis September alle 14 Tage ausgesät werden und liefern jeweils nach drei bis 12 Wochen knackige, frische Vitamine. So rasch kommt Freude auf. Noch schneller gehts mit gekauften Setzlingen.
Es gibt kein schlechtes Wetter
Zugegeben: Manchmal ruft der Garten nicht so laut. Etwa wenn der Wind einem die Zweige ins Gesicht peitscht oder Schneeregen fällt. Kächs Tipp: «Nicht lange nachdenken, einfach gut anziehen und rausgehen.» Ideal, wenn das Outdoor-Outfit stets bereitliegt: wasser- und winddichte Jacke, Hut, Handschuhe und gute Schuhe (siehe auch Box). Für wirklich von Herzen ungeliebte Tätigkeiten rät Hanni Käch zu kleinen Belohnungen: «Nach dem Jäten mache ich mich zum Beispiel im Sommer gern ans Schneiden des duftenden Lavendels.»
Hobbygärtner und -gärtnerinnen kennen den Flow, der einen gar nicht mehr aufhören lässt. Hanni Käch weiss übrigens, warum das Wühlen in der Erde glücklich macht: Im Boden befindet sich das sogenannte Mycobacterium vaccae. Es wird beim Gärtnern freigesetzt und lässt das Gehirn Glücksstoffe ausschütten.
Was der Balkon jetzt bietet
Auf Balkon und Terrasse kann man jetzt Gewächse auspacken, die zum Überwintern verhüllt waren. Wenn die abgestorbenen Pflanzenteile entfernt und Böden gewischt sind, sieht sofort alles einladender aus. Wirkt ein Gewächs krank, empfiehlt es sich, das Substrat zu ersetzen und auch gleich den Topf mit heissem Wasser und einer Bürste zu reinigen.

Alle Gewächse bekommen jetzt die ersten Düngergaben. Pflanzen-Rochaden sorgen für Abwechslung und Spass: Vielleicht zieht das Helenium nun auf die Sonnenseite und die Malve bekommt Halbschatten? Die Terrasse ist ausserdem der perfekte Ort für Küchenkräuter: Petersilie, Schnittlauch oder Kresse können im März ausgesät oder im April gesetzt werden. Einen schönen Topf dazu, einen Deko-Artikel oder ein hübsches Windlicht, schon ist eine Outdoor-Oase geschaffen.
Man muss auch auf dem Balkon nicht auf Gemüse und Früchte verzichten. Radieschen, Kartoffeln, Salate oder gar schlanke Obstbäume können dort gedeihen. Wer wenig Grundfläche hat, ist mit vertikalem Gärtnern gut beraten. Dafür gibt es senkrechte Bepflanzungssysteme. Beliebt sind auch Holzpaletten – zum Selberumbauen oder bereits umfunktioniert.
Was Sie getrost vergessen können: Mit den Nachbarn mithalten zu wollen, sich stur an Ihren Plan zu klammern oder Gewächse anzuschaffen, die Sie eigentlich gar nicht mögen, die aber grad in Mode sind. «Wer das tut, hat zu viele Gartenheftli gelesen», sagt Hanni Käch lachend, «aber damit erstickt man nur die Kreativität im Keim.»

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Kräuter-Ecke
Hier ein wenig Schnittlauch, dort etwas Peterli und für die Wasserkaraffe einen Büschel Zitronenmelisse (Bild): Herrlich, wenn frische Küchenzutaten schnell zur Hand sind – weil sie auf dem Balkon gedeihen zum Beispiel. Ansonsten gilt für die Terrasse: Gesetzt wird, was gefällt. Am besten bekommt jedes Gewächs einen eigenen Topf, denn nicht alle können gut miteinander. Nebeneffekt: Man bleibt flexibel und kann die Standorte jederzeit dem Geschmack und der Besonnung anpassen. Was grad nicht gut aussieht, kann auch mal vorübergehend in die «Schämi-Ecke».
Sicher und gesund Gärtnern
Mit einer Verstauchung oder einem Sonnenbrand in die Gartensaison starten, das muss nicht sein. Darum gilt:
- Rutschfestes Schuhwerk tragen, am besten solches, das auch die Knöchel vor Verstauchungen schützt.
- Sichere Wege: Platten sauber halten. Aber: Kiesflächen sind sicherer als Platten – und gar nicht so pflegeintensiv.
- Mit leichten Aufwärmübungen den Körper aufs Gärtnern vorbereiten. Auf Youtube gibt es ganze
- Gymnastik-Sets, die nur zehn bis 15 Minuten dauern und alle Gelenke und Sehnen erreichen.
- Proteinreich ernähren, genügend trinken, Pausen machen.
- Zeckengefahr: Gegen FSME impfen lassen und gegen Stiche einsprayen, lange Hosen tragen und die Socken darüberstülpen. Nach der Outdoor-Arbeit den Körper nach Zecken absuchen.
- Sonnen- und Kopfschutz nicht vergessen.
- Den Rücken schonen: besser 10- als 20-Liter-Säcke mit Erde kaufen. Beetkanten von ca. 25 Zentimetern erstellen und darauf sitzend arbeiten. Oder sich bei der Arbeit auf kleine Hocker setzen. Bei schweren Lasten Hilfe in Anspruch nehmen.
- Gelenke schonen: Teleskopgeräte anschaffen und auf die eigene Grösse einstellen. Leichte und ergonomische Werkzeuge verwenden, etwa Elektroscheren bei Rheuma.
- Immer standfest platzieren: Leitern und Ähnliches
- Stolperfallen beseitigen: z. B. Dellen im Boden sowie störende Äste.
- Notfall-Kit bereithalten: mit Pinzette, Desinfektionsmitteln, Pflaster und Verbandszeug sowie dünnen Latexhandschuhen. Eventuell Anti-Allergie-Mittel.
- Gartenhandschuhe tragen: für dornige Angelegenheiten solche mit Armschutz.
- Knieschoner oder -kissen verwenden.
- Schwere Töpfe auf Rolluntersetzern bewegen

Hilfreich, handlich, hübsch
Die richtige Ausrüstung macht die Arbeit leichter und das Gärtnern zum Spass. Dafür reichen ein paar praktische Basics sowie ein, zwei Dinge, die auch noch nett aussehen.

Handschuhe
Fair und nachhaltig
Praktisch sind die atmungsaktiven Handschuhe aus Biobaumwolle und Naturkautschuk. Für jedes Kilo
Kautschuk wird eine Prämie an Produzenten und deren Familien bezahlt. Gartenhandschuhe, S bis XL, ca. CHF 9. 90.
biogarten.ch

Gelbe Himbeere
Süsse Nascherei
Eine Himbeere auf dem Balkon? Das geht, wenn sie genügend Sonne und Insektenbesuch bekommt. Dann liefert sie gern zweimal jährlich süsse, goldgelbe, grosse Früchte, die am besten gleich genascht werden. Hauensteins Gelbe, ca. CHF 9. 40.
hauenstein.ch

Druckreiniger
So macht putzen Spass
Das Gerät braucht keinen Stromanschluss und eignet sich u. a. für Möbel, Gartengeräte und Fensterscheiben. Akku-Druckreiniger STIHL RCA 20, max. Druck 24 Bar, akkubetrieben, inkl. faltbaren Tanks, Bürste und Aufbewahrungstasche, ca. CHF 179.–.
Nur im Fachhandel

Kelle
Für Mehr Leichtigkeit
Mit gerade mal 300 Gramm belastet diese Kelle das Handgelenk minimal. Dank des leuchtend blauen Stiels lässt sich das Gerät in der Hitze des Gärtnerns leicht wiederfinden. Pflanzkelle breit, Kunststoff und rostfreies Aluminium, ca. CHF 6. 20.
jumbo.ch

Ballbrause
Feiner Strahl
Die Ballbrause duscht neue Aussaaten schonend. Zum Auffüllen die Brause in Topf mit Wasser tauchen und Ball zusammendrücken. Aus Messing und Sarolit. 250 ml, terracotta, 9,5 cm, CHF 17.90 oder dunkelgrün, 16 cm, ca. CHF 18. 75.
biogarten.ch

Giesskanne
mit Bügel
Die mit dem Bügel ist besonders ergonomisch – mit dem Querbügel, wohlgemerkt. Giesskannen gibt es in vielen Grössen, Formen, Farben und Materialien. Zum Beispiel in Grün, mit 10 Liter Fassungsvermögen, verzinkt und pulverbeschichtet, mit abnehmbarer Brause, CHF 34. 50.
biogarten.ch

Häckerli
Lockert und Glättet
Wo kleinflächig gearbeitet wird, hilft die Handhacke – also z. B. in Töpfen oder bei empfindlichen Wurzeln. Häckerli okay, aus Zypressenholz und rostfreiem Edelstahl, mit Hängeschlaufe, ca. CHF 5.50.
landi.ch

Hacke
Schön locker bleiben
Eine kräftige Hacke hilft, den Boden aufzulockern und für das Jäten oder die Aussaat vorzubereiten, ohne Bücken. Das Jäthaueli hat einen 140-cm-Stiel aus Esche und einen robusten, herzförmigen geschmiedeten Kopf, ca. CHF 19.95.
landi.ch

Kübel
Praktischer Helfer
Unentbehrlich in jedem Garten: ein Kessel – für den Transport von Erde, Jät- oder Pflanzgut, als Regenwasserfänger oder für Krimskrams. Wasserkessel aus rezykliertem Material, 13 Liter, Höhe 24.5 cm, ca. CF 7. 50.
landi.ch

Kniekissen
Zum Niederknien
Schön, blumig und praktisch: Das weiche Kniekissen aus Neopren sorgt beim Jäten und anderen bodennahen Arbeiten für schmerzfreie Knie und gute Laune. Auch für Picknicks geeignet. Kneelo, Burgon & Ball, CHF 28.–.
saemereien.ch

Multitool
Zwei in einem
Kelle oder Harke? Beides! Im Handumdrehen wird aus der Kelle eine Harke und umgekehrt. Perfekt für Blumenkisten, Kübelpflanzen, Hochbeete oder Kinderhände. Balkonkasten-Werkzeug aus rostfreiem Edelstahl, 40 cm lang, ca. CHF 55.–.
biogarten.ch
Wenn Sie noch Lust und Musse haben
Sie haben das Nötigste schon erledigt? Hier noch ein paar Frühlings-Extras, die sich lohnen.
- Fenstersims: Im März können Sie zu Hause auf dem Fenstersims Tomaten (bis Mitte März), Peperoni, Randen, Blumenkohl und Auberginen vorziehen.
- Drinnen: Im April lassen sich drinnen überdies Zucchetti, Kürbis, Melonen und Broccoli vorziehen.
- Duftwicken: In warmem Wasser quellen lassen und draussen in Töpfen vorziehen. Verspricht reiche Blütenpracht.
- Garten- oder Balkonplan: Erstellen und für das Gemüse gute und schlechte Nachbarn einzeichnen.
- Düngen im Garten: Sobald die Temperaturen zwischen 15 und 24 Grad liegen, mögen Pflanzen ein wenig Nahrung. Faustregel: Hornspäne für Gemüse, phosphorhaltige Dünger für Blumen. Komposterde ist für alle geeignet, ausser für Pflanzen, die leicht saure Erde verlangen, etwa Hortensien und Heidelbeeren.
- Düngen auf dem Balkon: Ist ein Must. Flüssigdünger eignet sich hier besonders gut.
- Apropos Kompost: Wer noch keinen hat, kann jederzeit einen anlegen. Besonders lohnend, sobald wieder Gartenabfälle anfallen.
- Rasen mähen: Nicht zu tief, da er in der ersten Sonne verbrennen kann. Bei Bedarf düngen und an kahlen Stellen nachsäen.
- Rosen: Auf ein Drittel zurückschneiden und falls nötig düngen.
- Stauden und Gehölze: Neue setzen. Geht aber auch im Herbst.
- Bodentyp erkennen: Im Idealfall freut man sich über einen Lehmboden. Er ist nährstoffreich und speichert Wasser gut. Sandige Böden eignen sich für mediterrane Kräuter, oder man wertet sie mit Humus auf. Tonböden wiederum lassen sich mit Hasel, Vogelkirsche oder Astern bepflanzen oder mit Kompost, organischem Mulch und Würmern aufwerten.
- Vogeltränke und -bad: Aufstellen, aber unbedingt an einem katzensicheren Ort.
- Neue Nistkästen: Bis spätestens Mitte März aufhängen. Bestehende Nistkästen jetzt nicht mehr putzen!
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