Sexualität ist ein lebenslanges Bedürfnis. Unser Experte Reto Kneubühler betont, wie wichtig Offenheit und Kommunikation sind.
Wir Menschen sind sexuelle Wesen, Sexualität ist uns von Natur aus angeboren. Sie beginnt im Mutterleib, wenn der Fötus seinen Körper entdeckt und lernt, was ihm guttut. Und sie endet mit dem letzten Atemzug.
Sexualität ist mehr als Geschlechtsverkehr. Sie schliesst Nähe, Geborgenheit und Zuwendung ein und das Gefühl, angenommen zu sein. Einander halten, streicheln und küssen gehört ebenso dazu wie sich verstanden fühlen.
Diese Bedürfnisse bleiben ein Leben lang bestehen. In unserer Gesellschaft wird Sexualität oft als Privileg junger Menschen betrachtet. Im Alter ist sie immer noch ein Tabu. Jüngere, die ihre Sexualität ganz selbstverständlich ausleben, haben Mühe, dies älteren Menschen mit der gleichen Selbst-verständlichkeit zuzugestehen.
Reden und zuhören
Zum Tabu tragen religiöse und moralische Gründe ebenso bei wie die überlieferten Geschlechterrollen. Diese setzen Männer unter Druck, im Bett die Führung zu übernehmen, ihr Können zu zeigen und auch im Alter noch «ihren Mann zu stehen». Und sie erschweren es Frauen, über ihre eigenen Bedürfnisse zu sprechen. Doch miteinander reden, einander zuhören und sagen, was man will und was nicht, ist auch in der Sexualität zentral. Die meisten Paare erleben eine erfüllende Sexualität, wenn auch ihre Kommunikation lebendig ist.
Da sich die Sexualität wie unser Körper ein Leben lang verändert, müssen wir uns von der Pubertät bis ins hohe Alter ständig an neue Gegebenheiten anpassen – sei es durch eine neue Liebe, das Ende einer Partnerschaft, Älterwerden, Krankheit oder Behinderung. Leider geschieht es oft, dass jemand die Sexualität gleich ganz aufgibt, wenn es im Bett nicht mehr so klappt wie früher.
So intensiv wie nie zuvor
Veränderungen sind anspruchsvoll und verunsichern uns. Es braucht Zeit, Geduld, Offenheit und die Bereitschaft, neue Wege zu suchen. Unabhängig davon, ob man allein oder zu zweit ist. Man muss wieder lernen, achtsam auf sich selbst und auf das Gegenüber einzugehen. So können Veränderungen die Sexualität und die Partnerschaft beleben, und man lernt sich vielleicht nochmals ganz neu kennen.
Die gute Nachricht ist: Wenn die strengen Jahre in Beruf und Familie hinter einem liegen, fällt viel Druck weg, und man kann wieder mehr Zeit zu zweit verbringen. Deshalb leben und erfahren Menschen über 65 Jahre ihre Sexualität oft so intensiv wie vorher nie.
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