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Frühlingsboten

Mit ihren üppigen Blütenbüscheln erfreuen sie einen zum Jahreswechsel. Damit die Tazetten-Narzissen bis dann blühen, werden sie jetzt angetrieben.

Als sie vor zwei Jahren bei mir im Schlafzimmer erstmals ihre schneeweissen Blüten öffneten, hüpfte mein Gärtnerinnenherz. Liessen mich die Tazetten-Narzissen* an jenem Wintermorgen kurz vor Weihnachten doch bereits den nächsten Frühling erahnen. Dennoch habe ich sie bald darauf ins Wohnzimmer umplatziert. Warum, sei am Schluss verraten. Damit die im Mittelmeerraum wachsenden Narcissus papyraceus zum Blühen kommen, werden die Zwiebeln professionell durch eine Kältebehandlung präpariert. Man nennt das stratifizieren. Der Beiname «Tazetta» – von italienisch «tazza» für Tasse – erklärt sich übrigens durch die tassenförmigen Nebenkronen.

Antreiben in der Erde

Pflanzen kann man sie klassisch im Topf. Dafür füllt man diesen zu zwei Dritteln mit Blumenerde. Anschliessend kommen die Zwiebeln mit der flachen Seite nach unten, dicht an dicht, auf die Erde. In die Zwischenräume gibt man Erde und Moos. Letzteres dient als Feuchtigkeitsspeicher. Um das Abknicken der Tazetten-Narzissen zu verhindern – sie können bis 40 cm hoch werden –, steckt man ihnen Weidenstäbe als Halt zur Seite. Diese werden zwischen die Zwiebeln in die Erde geschoben und die später spriessenden Stängel mit Gartenschnur an ihnen festgebunden.

Antreiben im Glas

Für die Kultivierungsform im Glas spricht, dass man den Wachstumsprozess der Pflanzen beobachten kann. In der Zeit, wo die Natur im tiefen Winterschlaf versunken ist, eine belebende Naturerfahrung. Fürs Antreiben wählt man hohe Gefässe. Die Glaswände dienen den wachsenden Stängeln als Stütze. Sind diese etwa 20 cm hoch, stellt man zusätzlich einen kleinen selbstgemachten Bambuszaun als Halt ins Glas. Gefüllt werden die Gefässe mit einer zirka drei bis fünf Zentimeter hohen Schicht aus grösseren Kieselsteinen. Diese geben den spriessenden Wurzeln Halt. Danach platziert man die Zwiebeln, wie bei der Pflanzung in der Erde, eng nebeneinander auf der Kiesschicht, fügt einige Steinchen in die Zwischenräume und polstert die Lücken zusätzlich mit Moos. Auch im Glas dient das Moos als Wasserspeicher. Wichtig: Der Wasserpegel wird konstant gehalten, darf aber nicht über die Kiesschicht reichen, weil die Zwiebeln sonst verfaulen.

Standort

Sind die Zwiebeln gesetzt, kommen die Gefässe in einen hellen Raum oder direkt auf die Fensterbank. Sie mögen es eher kühl. Nach rund vier bis sechs Wochen ist es dann so weit, und die Tazetten öffnen ihre aparten Blütenbüschel. Ich freue mich darüber, wie erwähnt, lieber im Wohnzimmer. Der Grund: Mir ist ihr süsser Duft im Schlafzimmer über Nacht etwas zu viel. Tazetten sind frostempfindlich, darum werden sie nach der Blüte entsorgt. ❋

*Erhältlich unter anderem bei: samen-mauser.ch, bloomling.ch, gaissmayer.de 

Beitrag vom 19.11.2019
Christine Kunovits

ist Leiterin Redaktion und Verlag von «Bioterra». Vermutlich auch, weil selbst gezogene Cherry-tomaten vor bald 30 Jahren ihre Liebe zum Gärtnern erweckt haben.
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